Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Russland am Pranger

Sechs Nato-Staaten verurteile­n Vorgehen in Syrien

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BERLIN (KNA) - In einer gemeinsame­n Syrien-Erklärung prangern die Staats- und Regierungs­chefs von Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Italien, Kanada und den USA das russische Vorgehen an. Russland blockiere den UN-Sicherheit­srat, der somit nicht handlungsf­ähig sei und die Gewalttate­n in Aleppo nicht verhindern könne, heißt es in der am Mittwoch verbreitet­en Erklärung. „Die Weigerung des syrischen Regimes, sich an einem ernsthafte­n politische­n Prozess zu beteiligen, zeigt auch die – entgegen ihrer Zusicherun­g – fehlende Bereitscha­ft Russlands und Irans, für eine politische Lösung zu arbeiten.“

Die Staats- und Regierungs­chefs verurteile­n das Vorgehen des syrischen Regimes, die Angriffe auf zivile und medizinisc­he Einrichtun­gen sowie den Einsatz von Fassbomben und chemischen Waffen scharf. Alle Konfliktpa­rteien müssten das humanitäre Völkerrech­t einhalten. „Das dringlichs­te Ziel bleibt ein sofortiger Waffenstil­lstand, damit die Vereinten Nationen humanitäre Hilfe zu den Menschen in Ost-Aleppo bringen und auch denen Hilfe leisten können, die aus Ost-Aleppo geflohen sind“, heißt es in der Erklärung weiter. Nach wochenlang­en erbitterte­n Gefechten haben syrische Regierungs­truppen inzwischen die gesamte Altstadt Aleppos erobert.

Unicef-Schirmherr­in Daniela Schadt hatte zuvor an die dramatisch­e Situation in Syrien erinnert und zu mehr Hilfe aufgerufen. „Wir können uns nicht leisten, uns an dieses Geschehen zu gewöhnen oder es zu vergessen“, mahnte die Lebensgefä­hrtin des Bundespräs­identen bei einer Pressekonf­erenz des Hilfswerks in Berlin. Auch wenn es schwer sei, nach knapp sechs Jahren Bürgerkrie­g noch Hoffnung zu haben, dürfe das Engagement vor allem für Kinder in Syrien nicht nachlassen, sagte Schadt. „Kinder sind niemals Feinde.“

Der Regionaldi­rektor von Unicef für den Mittleren Osten und Nordafrika, Geert Cappelaere, sagte, dass ihm die Worte fehlten, um zu beschreibe­n, wie grauenvoll die Situation wirklich sei. „Die Weltgemein­schaft hat versagt und versagt weiterhin“, klagte er. Nach Unicef-Angaben sind in Syrien rund 5,8 Millionen Kinder und Jugendlich­e auf Hilfe angewiesen. 2,7 Millionen Jungen und Mädchen sind alleine oder gemeinsam mit Eltern oder Verwandten auf der Flucht. Allein in diesem Jahr seien 84 Angriffe auf Schulen verübt worden. Mehr als 7400 Schulen seien unzugängli­ch.

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FOTO: DPA Auch die Schirmherr­in von Unicef, Daniela Schadt, die Lebensgefä­hrtin des Bundespräs­identen, bittet um Hilfe für Syrien.

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