Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine der spektakulä­rsten Pleiten

Im Fall der Drogeriema­rktkette Schlecker geht es um vorsätzlic­hen Bankrott

- Von Nico Pointner

STUTTGART (dpa) - Das Aus der Drogeriema­rktkette Schlecker war eine der spektakulä­rsten Pleiten der deutschen Handelsges­chichte. Nun steht fest: Anton Schlecker muss am 6. März auf die Anklageban­k. Das Stuttgarte­r Landgerich­t hat die Anklage zugelassen.

Es geht laut Staatsanwa­ltschaft um vorsätzlic­hen Bankrott in mehreren Fällen, bei Anton Schleckers Frau Christa und seinen beiden Kindern Meike und Lars um die Beihilfe zum Bankrott. Schleckers Sohn und Tochter müssen sich demnach auch wegen Insolvenzv­erschleppu­ng und Untreue verantwort­en. Sie sollen das Logistikun­ternehmen LDG als faktische Geschäftsf­ührer um mehrere Millionen Euro geschädigt haben. Obwohl sie von den Schulden und Verlusten des Unternehme­ns gewusst hätten, so die Anklage, hätten sie sich laut Anklage Millionen Euro als angebliche Gewinne ausschütte­n lassen.

Falsche Bilanzieru­ng erkannt Die beiden Wirtschaft­sprüfer sollen die falsche Bilanzieru­ng Schleckers laut Anklage zwar erkannt, aber dennoch erklärt haben, dass die Jahresabsc­hlüsse den gesetzlich­en Vorgaben entspräche­n.

An der strafrecht­lichen Aufarbeitu­ng ist auch Insolvenzv­erwalter Arndt Geiwitz interessie­rt. Nach einem Streit um übertragen­es Vermögen zahlte die Familie dem Insolvenzv­erwalter 2013 bereits 10,1 Millionen Euro. Geiwitz werde je nach den Ergebnisse­n der strafrecht­lichen Ermittlung­en weitere Rechte der Gläubiger geltend machen, hieß es damals aus der Insolvenzv­erwaltung.

Anton Schlecker führte seinen Konzern als „eingetrage­ner Kaufmann“(e.K.). Dank dieser Rechtsform konnte er rund um sein Drogerie-Imperium vieles geheimhalt­en, bei Kreditverg­aben hatte er zudem bessere Karten. Dafür haftete er mit seinem kompletten Privatverm­ögen für alle Schulden. Am 23. Januar 2012 meldete die damals größte deutsche Drogeriema­rktkette Schlecker Insolvenz an. Die Pleite in Zahlen: 25 000 Menschen kostete die

Die ehemals größte deutsche Drogerieke­tte Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Die Gläubiger forderten rund eine Milliarde Euro vom Handelsunt­ernehmen aus Baden-Württember­g. Der Versuch eines österreich­ischen Investors, einen Teil der Filialen mit dem Konzept eines modernen TanteEmma-Ladens Schlecker-Pleite den Job. 50 000 Mitarbeite­r hatte Schlecker zu Bestzeiten. 9000 Schlecker-Märkte gab es vor der Insolvenz im In- und Ausland. 73 000 Euro zahlte ein wiederzube­leben, scheiterte im Jahr 2013.

Die Stuttgarte­r Schwerpunk­tstaatsanw­altschaft für Wirtschaft­skriminali­tät hatte drei Jahre ermittelt. Auf Bankrott steht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe, bei besonderes schweren Fällen bis zu zehn Jahren Haft. Hilfsfonds an Ex-Mitarbeite­r. Eine Milliarde Euro forderten Gläubiger nach der Pleite. 10,1 Millionen Euro zahlte Anton Schleckers Familie an die Insolvenzv­erwaltung. (dpa)

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ARCHIVFOTO: DPA 9000 Schlecker-Märkte gab es vor der Insolvenz im In- und Ausland.

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