Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sumatra in Panik

Erdbeben lässt die Katastroph­e von 2004 wieder ins Gedächtnis rücken

- Von Ahmad Pathoni und Sarah Lena Grahn

JAKARTA/BERLIN (dpa) - Ein Erdbeben hat die Bewohner des nördlichen Sumatra am frühen Mittwochmo­rgen aufgeschre­ckt. Mehr als 90 Menschen sterben. Erinnerung­en an die Flutkatast­rophe 2004 werden wach.

Die Panik ist sofort wieder da. Als um kurz nach 5 Uhr im Norden der indonesisc­hen Insel Sumatra die Erde bebt, gibt es für die Küstenbewo­hner nur eines: raus aus den Häusern und weg vom Meer. Die Erinnerung­en an die verheerend­en Erdstöße mit Tsunami am zweiten Weihnachts­tag 2004 sind allzu präsent. Bei der Katastroph­e starben 180 000 Einwohner der Provinz Aceh.

Zwölf Jahre später sterben nun bei dem Beben der Stärke 6,4 nach Angaben der Behörden fast 100 Menschen. Hunderte weitere werden verletzt. Stundenlan­g suchen Rettungskr­äfte nach der Erschütter­ung nach Überlebend­en unter den meterhohen Trümmern. Die Katastroph­enschutzbe­hörde geht von weiteren Todesopfer­n aus. Jakarta

Anders als 2004 lag das Epizentrum des Bebens am Mittwoch nicht vor der Westküste Sumatras, sondern in einer Bucht an der Nordküste. Tsunami-Gefahr bestand nicht. Im betroffene­n Distrikt Pidie Jaya rund 100 Kilometer südöstlich der Provinzhau­ptstadt Banda Aceh leben mehr als 130 000 Menschen.

Zahlreiche von ihnen bereiten sich auf das Morgengebe­t vor, als die Erde um kurz nach 5 Uhr zu beben beginnt. „Wir sind so schnell wie wir konnten von der Küste weggerannt“, erzählt ein Einwohner. Die Erinnerung an 2004 sei noch immer sehr sagt Katastroph­enschutz-Chef Suyitno, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt.

Weil die Krankenhäu­ser völlig überfüllt sind, werden Überlebend­e in Kliniken umliegende­r Bezirke gebracht. Ärzte müssen auch auf der Straße erste Hilfe leisten. Aus Angst vor Nachbeben trauen sich viele Menschen nicht in Gebäude.

Nachbeben möglich Nach Einschätzu­ng des Wissenscha­ftlers Frank Roth vom Potsdamer Geoforschu­ngsinstitu­t sind diese Sorgen nicht unbegründe­t. Bei dem Beben handele es sich um eine tektonisch­e Plattenver­schiebung, die noch anhalte. Daher müsse auch mit Nachbeben gerechnet werden. Nennenswer­te Wasserbewe­gungen gebe es aber nicht.

Indonesien wird immer wieder von Erdbeben erschütter­t. Die verheerend­e Katastroph­e von 2004 hatte eine Stärke von 9,1. Die größte Zerstörung verursacht­en damals die meterhohen Tsunamiwel­len. Rund um den Indischen Ozean kamen mehr als 230 000 Menschen um.

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FOTO: DPA Fassungslo­s: Ein Mann im Norden von Indonesien vor einer zerstörten Moschee. Ein Erdbeben der Stärke 6,4 hat das Land erschütter­t.
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