Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine Einrichtung, die dringend gebraucht wurde
Seit fast einem Jahr gibt es das Hospiz Schussental in Ravensburg – Unterstützung durch Bürgerstiftung – Bedarf an Spenden ist hoch
RAVENSBURG - Seit fast einem Jahr gibt es das Hospiz Schussental in Ravensburg. Der jetzt vorgelegte Erfahrungsbericht nach elf Monaten belegt, wie sehr diese Einrichtung gebraucht wird.
Im Januar 2016 eröffnete das Hospiz für Erwachsene im zweiten und dritten Stock der Casa Elisa in Ravensburg, gleich neben dem St.-Elisabethenkrankenhaus gelegen. Die Zahlen, die Hospizleiter Thomas Radau jetzt im Sozialausschuss des Ravensburger Gemeinderats vorlegte, sind eindrucksvoll: 71 Gäste hat das Hospiz seit Jahresbeginn aufgenommen. 60 Menschen sind dort seither verstorben. Acht Plätze gibt es in den großen Räumen des Hospizes in der Casa Elisa. Im Schnitt waren in diesem Jahr 6,8 Plätze belegt – eine Zahl, die um rund zwei Personen höher ist als erwartet.
Der Leiter der Einrichtung, Thomas Radau, ist gelernter Krankenpfleger und Kursleiter für Palliative Care. Er bringt eine jahrelange Erfahrung bei der Begleitung schwer kranker oder sterbender Menschen mit. Unterstützt wird er von 17 Mitarbeitern. Hinzu kommen derzeit 16 Ehrenamtliche, die sich hier engagieren.
Das Durchschnittsalter der Gäste im Hospiz Schussental lag seit der Eröffnung bei 72 Jahren. Wie statistisch dieser Wert ist, zeigt ein Blick auf die breite Staffelung. Der älteste Gast war 98 Jahre alt, der jüngste gerade 39 Jahre. Ähnlich verhält es sich bei der Statistik über die Verweildauer in der Einrichtung. Hier liegt der Schnitt laut Radau bei 28 Tagen. Ein Patient verstarb bereits nach sieben Stunden im Hospiz, ein Gast lebte dort noch 198 Tage.
29 Prozent der betreuten Personen stammten aus Ravensburg, 15 Prozent aus Weingarten, 31 Prozent aus anderen Gemeinden des Landkreises Ravensburg. Wie Thomas Radau ausführte, habe für die Aufnahme bis dato der Wohnort keine Rolle gespielt. Im Vordergrund stand demnach immer die Dringlichkeit. Auch die Nationalität oder die Religion spielen keine Rolle. Eine seelsorgerische Betreuung ist auf Wunsch des Patienten oder der Angehörigen möglich. Träger des Hauses ist die Stiftung St. Elisabeth. Die Unterbringung in der Casa Elisa gilt als Übergangslösung. Angedacht ist, dass das Hospiz Schussental nach dem Auszug des Kinderkrankenhauses in das Gebäude des St. Nikolaus umzieht.
Fünf große Firmen aus dem Schussental unterstützten die Gründung des Hospizes mit einer großzügigen Anschubfinanzierung: die Kreissparkasse, Rafi, Vetter Pharma, CHG Meridian und Vom Fass. Dauerhaft wird die Einrichtung von der Bürgerstiftung Kreis Ravensburg unterstützt. Um das Defizit abzufedern, ist das Hospiz aber auf weitere Einzelspenden angewiesen. In diesem Jahr sind da bisher 40 000 Euro zusammengekommen.