Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Steuerdebatten nach dem Vaterrausch
In Spanien ermittelt die Justiz jetzt auch gegen Bayerns Mittelfeldspieler Xabi Alonso
MÜNCHEN - Am Tag nach dem 1:0 (1:0) gegen Atlético Madrid, diesem Prestigesieg in der Champions League, der den Spielern des FC Bayern München „viel Selbstvertrauen geben wird für die nächsten Spiele, weil wir gut gespielt haben“, wie Trainer Carlo Ancelotti glaubt, erreichte das Beben um die jüngsten Enthüllungen von abenteuerlichen Geldflüssen und Steuervergehen von Fußballstars auch den deutschen Rekordmeister. Mittelfeldspieler Xabi Alonso, der das Spiel gegen Atlético wegen muskulärer Probleme von der Tribüne verfolgte, ist in Spanien wegen mutmaßlicher Steuervergehen angeklagt worden.
Die Anschuldigungen sollen laut einer Mitteilung der Steuerfahnder in Madrid in keinem Zusammenhang mit den Enthüllungen der „Football Leaks“stehen, die dem „Spiegel“zugespielt wurden und die das Nachrichtenmagazin zusammen mit Medienpartnern in ganz Europa ausgewertet hat und seit Tagen veröffentlicht. Die Steuerfahnder erklärten, dass sie „Vergehen gegen öffentliche Kassen immer verfolgen werden, sofern es sich um ein Verbrechen handelt“. Allerdings ähneln die Anschuldigungen und die von Alonso und weiteren aktuellen oder früheren Spielern von Real Madrid mutmaßlich verwendeten Steuervermeidungskonstruktionen jener, die Football Leaks Superstar Cristiano Ronaldo und Manchester Uniteds Trainer José Mourinho nachgewiesen zu haben scheint. Bestimmte Einnahmen Alonsos, der vor seinem Wechsel nach München von 2009 bis 2015 für Real Madrid spielte, sollen nach Informationen der spanischen Zeitung „El Mundo“damals über Firmen in Irland und Offshore-Steueroasen gelaufen sein.
Im Visier der Steuerfahnder stehen auch Ángel Di María, der inzwischen für Paris Saint-Germain spielt, sowie der portugiesische Nationalspieler Ricardo Carvalho. Zudem sind Ermittlungen gegen weitere Spieler eingeleitet worden, darunter der Kolumbianer Radamel Falcao und der Portugiese Fabio Coentrão, die beide beim AS Monaco unter Vertrag stehen. Legale, halblegale und illegale Steuervermeidungstricks sind ein großes Thema im spanischen Fußball, in einem früheren Verfahren wurde etwa schon Barcelonas Superstar Lionel Messi zu 21 Monaten Haft verurteilt, das Urteil wurde aber nicht vollstreckt.
Die Münchner äußerten sich am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen gegen Alonso. Auf der Website des Clubs war auch am Tag nach dem Spiel noch der tatsächlich herrliche Freistoßtreffer von Stürmer Robert Lewandowski und sein anschließender Baby-Jubel mit Ball unterm Trikot und Daumen im Mund das große Thema. „Ich wollte zeigen, dass meine Frau schwanger ist“, hatte Lewandowski nach dem Spiel gesagt, „das Tor war für sie und für das Kind im Bauch.“Anna Lewandowska sei im fünften Monat, „das ist ein super Gefühl, es war immer mein Traum, es auf dem Platz zu zeigen, wenn meine Frau schwanger ist.“Seine Mitspieler waren ebenso überrascht wie die Zuschauer. Er sei „aus dem Nichts getroffen worden“, sagte Verteidiger Mats Hummels, „fast alle waren überrascht in der Sekunde“. Trainer Carlo Ancelotti, der beim FC Bayern ohnehin ein kleines Familienunternehmen etabliert hat, sein Sohn Davide ist Co-Trainer, Schwiegersohn Mino Fulco Ernährungsberater der Mannschaft, freute sich richtig. „Wenn du Vater wirst, bist du motiviert. Ich glaube, dass er in Zukunft noch motivierter sein wird“, sagte er.