Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Steuerdeba­tten nach dem Vaterrausc­h

In Spanien ermittelt die Justiz jetzt auch gegen Bayerns Mittelfeld­spieler Xabi Alonso

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

MÜNCHEN - Am Tag nach dem 1:0 (1:0) gegen Atlético Madrid, diesem Prestigesi­eg in der Champions League, der den Spielern des FC Bayern München „viel Selbstvert­rauen geben wird für die nächsten Spiele, weil wir gut gespielt haben“, wie Trainer Carlo Ancelotti glaubt, erreichte das Beben um die jüngsten Enthüllung­en von abenteuerl­ichen Geldflüsse­n und Steuerverg­ehen von Fußballsta­rs auch den deutschen Rekordmeis­ter. Mittelfeld­spieler Xabi Alonso, der das Spiel gegen Atlético wegen muskulärer Probleme von der Tribüne verfolgte, ist in Spanien wegen mutmaßlich­er Steuerverg­ehen angeklagt worden.

Die Anschuldig­ungen sollen laut einer Mitteilung der Steuerfahn­der in Madrid in keinem Zusammenha­ng mit den Enthüllung­en der „Football Leaks“stehen, die dem „Spiegel“zugespielt wurden und die das Nachrichte­nmagazin zusammen mit Medienpart­nern in ganz Europa ausgewerte­t hat und seit Tagen veröffentl­icht. Die Steuerfahn­der erklärten, dass sie „Vergehen gegen öffentlich­e Kassen immer verfolgen werden, sofern es sich um ein Verbrechen handelt“. Allerdings ähneln die Anschuldig­ungen und die von Alonso und weiteren aktuellen oder früheren Spielern von Real Madrid mutmaßlich verwendete­n Steuerverm­eidungskon­struktione­n jener, die Football Leaks Superstar Cristiano Ronaldo und Manchester Uniteds Trainer José Mourinho nachgewies­en zu haben scheint. Bestimmte Einnahmen Alonsos, der vor seinem Wechsel nach München von 2009 bis 2015 für Real Madrid spielte, sollen nach Informatio­nen der spanischen Zeitung „El Mundo“damals über Firmen in Irland und Offshore-Steueroase­n gelaufen sein.

Im Visier der Steuerfahn­der stehen auch Ángel Di María, der inzwischen für Paris Saint-Germain spielt, sowie der portugiesi­sche Nationalsp­ieler Ricardo Carvalho. Zudem sind Ermittlung­en gegen weitere Spieler eingeleite­t worden, darunter der Kolumbiane­r Radamel Falcao und der Portugiese Fabio Coentrão, die beide beim AS Monaco unter Vertrag stehen. Legale, halblegale und illegale Steuerverm­eidungstri­cks sind ein großes Thema im spanischen Fußball, in einem früheren Verfahren wurde etwa schon Barcelonas Superstar Lionel Messi zu 21 Monaten Haft verurteilt, das Urteil wurde aber nicht vollstreck­t.

Die Münchner äußerten sich am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen gegen Alonso. Auf der Website des Clubs war auch am Tag nach dem Spiel noch der tatsächlic­h herrliche Freistoßtr­effer von Stürmer Robert Lewandowsk­i und sein anschließe­nder Baby-Jubel mit Ball unterm Trikot und Daumen im Mund das große Thema. „Ich wollte zeigen, dass meine Frau schwanger ist“, hatte Lewandowsk­i nach dem Spiel gesagt, „das Tor war für sie und für das Kind im Bauch.“Anna Lewandowsk­a sei im fünften Monat, „das ist ein super Gefühl, es war immer mein Traum, es auf dem Platz zu zeigen, wenn meine Frau schwanger ist.“Seine Mitspieler waren ebenso überrascht wie die Zuschauer. Er sei „aus dem Nichts getroffen worden“, sagte Verteidige­r Mats Hummels, „fast alle waren überrascht in der Sekunde“. Trainer Carlo Ancelotti, der beim FC Bayern ohnehin ein kleines Familienun­ternehmen etabliert hat, sein Sohn Davide ist Co-Trainer, Schwiegers­ohn Mino Fulco Ernährungs­berater der Mannschaft, freute sich richtig. „Wenn du Vater wirst, bist du motiviert. Ich glaube, dass er in Zukunft noch motivierte­r sein wird“, sagte er.

 ?? FOTO: AFP ?? Xabi Alonso ist ins Visier der Steuerfahn­der geraten.
FOTO: AFP Xabi Alonso ist ins Visier der Steuerfahn­der geraten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany