Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Einmalveganer
Seit Jahren wächst eine Gruppe von Menschen, die statt Hackfleisch Tofu einnimmt, die Gemüse in Flüssigform einem Rindersteak vorzieht. Ihre Mitglieder nennen sich Vegetarier oder Veganer. Zu ihren Grundnahrungsmitteln zählen Fleischersatzstoffe wie VeggieSchnitzel oder Sojaschnitzel. Die Einnahme soll das eigene Leben verlängern und die Welt retten. Außerdem unterstützen sie Ölmultis, weil viele Fleischersatzstoffe „hohe Mengen an Mineralölbestandteilen“aufweisen, wie Stiftung Warentest neulich feststellte. Beliebt sind die Produkte in Altersheimen, weil sie eine „oftmals weiche bis breiige Konsistenz“haben. Andere Veggie-Varianten sind der Jugend vorbehalten, weil sie „schwer zu kauen“sind.
Die Fleischersatzstoffebewegung konnte auch Bedenken der Ärzteschaft, die um ihre Arbeit fürchtete, ausräumen. Tests haben gezeigt, dass viele Produkte überwürzt sind, glutamathaltige Zusätze enthalten und nicht weniger fetthaltig sind als Fleischprodukte. Das Gesundheitswesen, auch Krankheitswesen genannt, ist also nicht in Gefahr. Allerdings haben Fleischersatzstoffekonsumenten nun festgestellt, dass eine Veggie-Wurst gar keine Wurst ist und ein Sojaschnitzel kein Schnitzel. Die Folge: Die Verkaufszahlen sind am Sinken, der Boom sei vorbei. Viele Verbraucher, heißt es, hätten Fleischersatzstoffe einmal ausprobiert – und dann nie wieder. Experten sprechen von Einmalkäufern.
Die am schnellsten wachsende Gruppe sind somit die Einmalveganer (-vegetarier). Wenn es um die Rettung der Welt geht, liegt diese Gruppe derzeit ganz vorne. (dg)