Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sicherheit im Fußball kostet Geld
Amateurclubs wie der FV Ravensburg müssen oft hohe Auflagen erfüllen.
RAVENSBURG - Bis vor wenigen Jahren hat es Probleme mit aggressiven oder sogar gewaltbereiten Fußballfans nur in den höheren Ligen gegeben. Mittlerweile gibt es sogenannte Sicherheitsspiele aber auch öfter in der Oberliga oder im Verbandspokal. Der FV Ravensburg hat am Samstag ein Risikospiel gegen den Regionalligisten SSV Ulm – und muss dafür viel mehr Arbeit und Geld investieren als früher.
Den nachhaltigsten Eindruck – im negativen Sinne – hat das Oberligaspiel zwischen dem FV und dem SSV Ulm Anfang September 2014 hinterlassen. Damals hatten Anhänger der Ulmer randaliert, Flaschen geworfen, Schiedsrichterassistenten beleidigt, den Platz gestürmt und fast einen Abbruch provoziert. Danach setzte der FV einen provisorisch aufgestellten Bauzaun auf, um die Zuschauer der Gastmannschaften von den Ravensburger Anhängern zu trennen. Zu Problemen ist es seither freilich nicht mehr gekommen, an den Anforderungen seitens des Verbands hat sich dennoch nichts geändert.
Professionelle Security So musste FV-Manager Michael Kimpfler in den vergangenen Wochen wieder dafür sorgen, dass am Samstag mehr Ordner zur Verfügung stehen als sonst. Zudem wurden sechs professionelle Securitys engagiert. „Dieses Mal sind es sogar ein paar weniger, weil Ulm eigene Ordner mitbringt“, sagt Kimpfler. 16 bis 18 Euro pro Stunde würden die Securitymitarbeiter verdienen, so Kimpfler. Rund vier bis fünf Stunden sind sie im Einsatz. „Die Hälfte der Kosten übernimmt zwar der Gastverein“, sagt der FV-Manager. „Aber da sind dann schnell mal 500 Euro zusammen.“Und es sind nicht alleine die Kosten, die auf die Amateurvereine zukommen. Die Fußballclubs brauchen an solchen Tagen mehr Ehrenamtliche, und die Ehrenamtlichen, die sowieso schon für die Vereine aktiv sind, noch mehr arbeiten als sonst. Kimpfler, der hauptamtlich für den FV arbeitet, schätzt den Mehraufwand bei Sicherheitsspielen im Vergleich zu normalen Spielen auf das Fünffache.
Auch die Polizei muss bei solchen Partien eine größere Anzahl an Beamten zu den Stadien schicken – auf Kosten der Steuerzahler. Wie viele Beamte genau, gibt die Polizeidirektion Konstanz nicht bekannt. Sprecher Jens Purath sagt nur: „Wir haben am Samstag einen größeren Kräfteeinsatz, aber nicht nur wegen des Fußballs, sondern auch wegen der Parallelveranstaltungen in Ravensburg.“Dazu zählen der Ravensburger Christkindlesmarkt sowie die angekündigte Demonstration einiger Gambier. Der Pokalpartie beim FV sieht Purath einigermaßen gelassen entgegen. „Beim Ravensburger Anhang haben wir keine gewaltbereiten Zuschauer ausgemacht.“Wahrscheinlich wird es auch am Samstag wieder ohne große Komplikationen ablaufen.
Die Ulmer waren in dieser Pokalsaison schon zweimal in Oberschwaben. In der ersten Runde gewann der Regionalliga-Aufsteiger beim TSV Berg vor 500 Zuschauern mit 1:0, in der dritten Runde gab es einen 3:2Sieg des SSV beim SV Weingarten. Bei beiden Partien blieb es ruhig, dennoch wurde auch hier großer Aufwand rund um die Spiele betrieben – unter anderem waren jeweils sechs Polizeipferde im Einsatz. „Natürlich steckt da viel Arbeit drin“, meint Kimpfler. „Aber wenn dann 1500 Zuschauer kommen, dann macht die Arbeit auch Spaß.“Und durch den neuen, rund 25 000 Euro teuren Zaun entlang des Gästefanbereichs im Ravensburger Stadion „ist alles ein bisschen entspannter“, so Kimpfler, der aber generell zu bedenken gibt: „Ist es gerechtfertigt, wegen ein paar Fans so viele Polizisten bei Fußballspielen einsetzen zu müssen?“Eine Antwort darauf weiß der FV-Manager nicht, aber seine Hausaufgaben hat der FußballOberligist Ravensburg gemacht. Jetzt müssen am Samstag nur noch der Zuschauerzuspruch und das Sportliche stimmen. SEITE 29