Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Überfällige Offensive
Bildungspolitik ist Ländersache. Entsprechend wichtig ist die nun von den Kultusministern auf den Weg gebrachte Digitalstrategie für die Schulen. Allerdings kommt sie, genau wie das im Oktober von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka angekündigte Programm, mit reichlich Verspätung. Deutschland hinkt in Sachen digitaler Bildung hinterher.
Am eindrücklichsten wurde dies vergangene Woche, als die große Bildungsstudie TIMMS veröffentlicht wurde: Sie wies nach, dass deutsche Lehrer bei der Weiterbildung für computerbasierten Unterricht im weltweiten Vergleich Letzter sind. Dafür können die Lehrer selbst am wenigsten. Ihnen fehlt oftmals die Zeit, ihnen fehlen oftmals die Möglichkeiten, sich weiterzubilden, ohne gleichzeitig ihren pädagogischen Auftrag zu vernachlässigen.
Natürlich muss mit all dem Geld, das Frau Wanka den Ländern zur Verfügung stellen will, in Technik investiert werden: Schulen benötigen ein funktionierendes WLAN-Netz, Klassenzimmer Computer. Doch braucht jedes einzelne Kind, jeder einzelne Jugendliche ein von der Schule gestelltes Laptop, das nach ein paar Jahren ohnehin veraltet ist? Gewiss nicht. Bis all die nun vorgestellten Pläne Realität werden, hat eh jeder ein Smartphone. Somit gilt es, das Geld vernünftig einzusetzen: in die Aus- und Weiterbildung der Lehrer, in die Verbesserung der Personalsituation, in die Ausarbeitung von Lehrplänen, die hinterher auch tatsächlich mit Leben erfüllt werden können.
j.schlosser@schwaebische.de