Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verdienter Lohn für harte Arbeit
Der Historiker Hans Ulrich Rudolf erhielt die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg
WEINGARTEN - Für seine Verdienste um die Erforschung und Publizierung der Geschichte Oberschwabens und deren weit verzweigter Bezüge ist der emeritierte Weingartener Professor Hans Ulrich Rudolf mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha nahm am Mittwoch im Festsaal der Pädagogischen Hochschule die Ehrung vor. Die Laudatio hielt Alt-Oberbürgermeister Gerd Gerber.
Eine illustre Runde langjähriger Weggefährten hatte sich versammelt, als Rektor Werner Knapp in seiner Begrüßung den Geehrten als Glücksfall für die Region bezeichnete und die Bedeutung der Hochschule für ganz Oberschwaben hervorhob. Mehr als die Hälfte aller Professoren seien mit dauerhaften Projekten befasst, die einen direkten Bezug zu dieser Region aufweisen. Kaum einer dürfte dieser Arbeit mit solcher Hingabe und Fülle an Publikationen nachgehen, wie es Rudolf über mehrere Jahrzehnte betrieben habe und noch immer betreibt.
Als langjähriger Wegbegleiter und Nutznießer dieser Arbeit schilderte Gerd Gerber in gewohnt humoriger Art, wie er Rudolfs harte Arbeit erlebt hat und von ihr in vielfacher Weise bereichert worden ist. Anders als bei der Verleihung des Kulturund Wissenschaftspreises der Städte Ravensburg und Weingarten im Jahr 1995, als Hans Ulrich Rudolf und Norbert Kruse für ihre Verdienste rund um das Heilig-Blut-Jubiläum ein Jahr zuvor geehrt worden waren, weitete sich jetzt der Blick auf das gesamte wissenschaftliche Werk Rudolfs. Es sei eng mit dem Welfengeschlecht und dem von ihm gegründeten Kloster Weingarten verknüpft. „Doch wir wollen nicht hadern, dass es keine Welfenmedaille gibt. Sind doch die Adelshäuser eng miteinander versippt, auch wenn die Staufer keinen direkten Bezug zu Weingarten aufweisen“, meinte Gerd Gerber. Aber immerhin gebe es hier einen Barbarossastein als schwaches Indiz dafür, dass dieser Stauferkaiser vielleicht in der Nähe der Scherzach geboren sein könnte.
Vielzahl an Unterrichtsmaterial Unstrittig sind hingegen die Verdienste Rudolfs um Stadt und Region. Gerber erwähnte die Vielzahl an fachdidaktischen Schriften, die Rudolf für den Geschichtsunterricht an den baden-württembergischen Schulen verfasst hat, aber auch die Beiträge für Fachzeitschriften sowie die Bücher, die er als Herausgeber und/oder Autor verantwortet. An für Weingarten herausragender Stelle stünden das Heimatbuch und die Begleitschrift zur großen Heilig-BlutAusstellung 1994. Seiner Hartnäckigkeit sei es mit zu verdanken, dass mit dem Berthold-Sakramentar die wertvollste der Weingartener Klosterhandschriften zu sehen war und in einem Faksimile der weiteren wissenschaftlichen Erforschung zugänglich gemacht werden konnte.
Unvergessen sei die gemeinsame Reise nach Mantua, dem Ursprungsort der Weingartener Heilig-Blut-Reliquie, in der Karwoche des Jahres 1995. Sie legte den Grundstein dafür, dass drei Jahre später mit dem Abschluss einer Städtepartnerschaft wieder an die engen spätmittelalterlichen Bindungen beider Klöster angeknüpft werden konnte. Dieses Beispiel zeige, wie das Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte den Nährboden bilde für eine auf lange Sicht tragfähige Beziehung auf europäischer Ebene, betonte Gerber: „Sie haben Spuren für die Zukunft gelegt.“
Für das Gemeinwohl Das gelte nicht nur für die Region Oberschwaben, versicherte Minister Lucha in seiner Rede: „Ganz BadenWürttemberg profitiert von Ihrer Arbeit, die weit über Ihre beruflichen Pflichten hinausreicht.“Rudolf habe sich in außergewöhnlichem Maß für das Gemeinwohl verdient gemacht, unter anderem auch bei der Landesausstellung 2003 aus Anlass des Gedenkens an die Säkularisation 200 Jahre zuvor.
Sichtlich gerührt nahm der Historiker, der bereits 2007 mit dem Wissenschaftspreis der Friedrich-Schiedel-Stiftung ausgezeichnet worden ist, diese Ehrung entgegen. Mit seiner Vermutung, Altlandrat Guntram Blaser könnte der Staatskanzlei in Stuttgart einen maßgeblichen Tipp dafür gegeben haben, liegt Rudolf wohl nicht ganz falsch, verbindet doch beide eine langjährige Freundschaft und die besondere Liebe für das kulturelle Erbe Oberschwabens.