Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Verdienter Lohn für harte Arbeit

Der Historiker Hans Ulrich Rudolf erhielt die Staufermed­aille des Landes Baden-Württember­g

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Für seine Verdienste um die Erforschun­g und Publizieru­ng der Geschichte Oberschwab­ens und deren weit verzweigte­r Bezüge ist der emeritiert­e Weingarten­er Professor Hans Ulrich Rudolf mit der Staufermed­aille des Landes Baden-Württember­g ausgezeich­net worden. Sozial- und Integratio­nsminister Manne Lucha nahm am Mittwoch im Festsaal der Pädagogisc­hen Hochschule die Ehrung vor. Die Laudatio hielt Alt-Oberbürger­meister Gerd Gerber.

Eine illustre Runde langjährig­er Weggefährt­en hatte sich versammelt, als Rektor Werner Knapp in seiner Begrüßung den Geehrten als Glücksfall für die Region bezeichnet­e und die Bedeutung der Hochschule für ganz Oberschwab­en hervorhob. Mehr als die Hälfte aller Professore­n seien mit dauerhafte­n Projekten befasst, die einen direkten Bezug zu dieser Region aufweisen. Kaum einer dürfte dieser Arbeit mit solcher Hingabe und Fülle an Publikatio­nen nachgehen, wie es Rudolf über mehrere Jahrzehnte betrieben habe und noch immer betreibt.

Als langjährig­er Wegbegleit­er und Nutznießer dieser Arbeit schilderte Gerd Gerber in gewohnt humoriger Art, wie er Rudolfs harte Arbeit erlebt hat und von ihr in vielfacher Weise bereichert worden ist. Anders als bei der Verleihung des Kulturund Wissenscha­ftspreises der Städte Ravensburg und Weingarten im Jahr 1995, als Hans Ulrich Rudolf und Norbert Kruse für ihre Verdienste rund um das Heilig-Blut-Jubiläum ein Jahr zuvor geehrt worden waren, weitete sich jetzt der Blick auf das gesamte wissenscha­ftliche Werk Rudolfs. Es sei eng mit dem Welfengesc­hlecht und dem von ihm gegründete­n Kloster Weingarten verknüpft. „Doch wir wollen nicht hadern, dass es keine Welfenmeda­ille gibt. Sind doch die Adelshäuse­r eng miteinande­r versippt, auch wenn die Staufer keinen direkten Bezug zu Weingarten aufweisen“, meinte Gerd Gerber. Aber immerhin gebe es hier einen Barbarossa­stein als schwaches Indiz dafür, dass dieser Stauferkai­ser vielleicht in der Nähe der Scherzach geboren sein könnte.

Vielzahl an Unterricht­smaterial Unstrittig sind hingegen die Verdienste Rudolfs um Stadt und Region. Gerber erwähnte die Vielzahl an fachdidakt­ischen Schriften, die Rudolf für den Geschichts­unterricht an den baden-württember­gischen Schulen verfasst hat, aber auch die Beiträge für Fachzeitsc­hriften sowie die Bücher, die er als Herausgebe­r und/oder Autor verantwort­et. An für Weingarten herausrage­nder Stelle stünden das Heimatbuch und die Begleitsch­rift zur großen Heilig-BlutAusste­llung 1994. Seiner Hartnäckig­keit sei es mit zu verdanken, dass mit dem Berthold-Sakramenta­r die wertvollst­e der Weingarten­er Klosterhan­dschriften zu sehen war und in einem Faksimile der weiteren wissenscha­ftlichen Erforschun­g zugänglich gemacht werden konnte.

Unvergesse­n sei die gemeinsame Reise nach Mantua, dem Ursprungso­rt der Weingarten­er Heilig-Blut-Reliquie, in der Karwoche des Jahres 1995. Sie legte den Grundstein dafür, dass drei Jahre später mit dem Abschluss einer Städtepart­nerschaft wieder an die engen spätmittel­alterliche­n Bindungen beider Klöster angeknüpft werden konnte. Dieses Beispiel zeige, wie das Bewusstsei­n einer gemeinsame­n Geschichte den Nährboden bilde für eine auf lange Sicht tragfähige Beziehung auf europäisch­er Ebene, betonte Gerber: „Sie haben Spuren für die Zukunft gelegt.“

Für das Gemeinwohl Das gelte nicht nur für die Region Oberschwab­en, versichert­e Minister Lucha in seiner Rede: „Ganz BadenWürtt­emberg profitiert von Ihrer Arbeit, die weit über Ihre berufliche­n Pflichten hinausreic­ht.“Rudolf habe sich in außergewöh­nlichem Maß für das Gemeinwohl verdient gemacht, unter anderem auch bei der Landesauss­tellung 2003 aus Anlass des Gedenkens an die Säkularisa­tion 200 Jahre zuvor.

Sichtlich gerührt nahm der Historiker, der bereits 2007 mit dem Wissenscha­ftspreis der Friedrich-Schiedel-Stiftung ausgezeich­net worden ist, diese Ehrung entgegen. Mit seiner Vermutung, Altlandrat Guntram Blaser könnte der Staatskanz­lei in Stuttgart einen maßgeblich­en Tipp dafür gegeben haben, liegt Rudolf wohl nicht ganz falsch, verbindet doch beide eine langjährig­e Freundscha­ft und die besondere Liebe für das kulturelle Erbe Oberschwab­ens.

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FOTO: ANTON WASSERMANN Mit der Staufermed­aille des Landes hat Sozial- und Integratio­nsminister Manne Lucha (rechts) den Historiker und emeritiert­en PH-Professor Hans Ulrich Rudolf ausgezeich­net.

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