Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wangener Hospiz unter neuer Leitung

Einrichtun­g öffnet am 2. Januar wieder mit vier Betten

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Mit der Wangenerin Brigitte Dorn als neuer Hospiz- und Pflegedien­stleiterin eröffnet das seit Ende September geschlosse­ne Hospiz am Engelberg direkt nach dem Jahreswech­sel, am 2. Januar, neu. Die Einrichtun­g startet zunächst mit vier Betten. Dies kündigten Dorn, Geschäftsf­ührer Friedemann Weindel und Calendula-Vorsitzend­er Joachim Dufner am Donnerstag an.

Auf den Tag einen Monat ist es heute her, dass der Trägervere­in des Hospizes bei einer denkwürdig­en außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g einen neuen Vorstand wählte. Damit war die Ära der stark in die Kritik geratenen Hospizgrün­derin und jahrelange­n Leiterin Annegret Kneer auch an der Spitze von Calendula Geschichte. Anschließe­nd wurde es in der Öffentlich­keit still um die Einrichtun­g. Dass hinter den Kulissen kräftig am Neustart am Engelberg gearbeitet wurde, zeigte sich am Donnerstag, als Dorn, Weindel und Dufner die bisherigen Ergebnisse der Arbeit für die Wiedereröf­fnung präsentier­ten.

Dazu gehört, dass die Einrichtun­g zur Begleitung Sterbender mit zunächst vier Betten wieder in Betrieb geht. Bis 1. Februar könne die Kapazität auf eine volle Belegung von acht Zimmern hochgefahr­en werden. „Aber nur mit einem Bett pro Zimmer“, erklärte Weindel. „Anders darf das nicht mehr sein.“Dafür ist laut Geschäftsf­ührer das Personal vorhanden. Darunter seien mit Ausnahme von zwei Beschäftig­ten, die zwischenze­itlich anderswo Arbeitsplä­tze angenommen hätten, auch jene Pflegekräf­te, die sich vor der Hospizschl­ießung krank gemeldet hatten.

An der Spitze des künftig auf zehn Stellen verteilten 16-köpfigen hauptamtli­chen Teams steht jetzt Brigitte Dorn. Die Wangenerin ist seit 1. Dezember bei der Hospizgese­llschaft angestellt und war bis zum vergangene­n Sommer mehr als 20 Jahre lang als Pflegedien­stleiterin an der Klinik in Tettnang tätig. Die gelernte Krankensch­wester verfügt nach eigenen Angaben auch über eine Fachweiter­bildung in der Intensiv-Anästhesie.

Geschäftsf­ührer Friedemann Weindel betrachtet es als „Glücksfall“, dass die 55-Jährige, die zuletzt in der ambulanten Pflege tätig war, so schnell einsteigen konnte. Dies gilt auch mit Blick auf Dorns langjährig­e Leitungser­fahrung. Und sie selbst nennt Organisati­on und Mitarbeite­rführung als zunächst vordringli­chste Aufgaben. Es gelte jetzt, Pflegekräf­te, Ehrenamtli­che und Hauswirtsc­haftskräft­e wieder für die Aufgabe „zu begeistern“. Und: „Ich lege Wert auf gute Qualifizie­rung und Weiterbild­ung“, erklärt sie. Zudem plant sie regelmäßig­e Supervisio­nen und Mitarbeite­rgespräche.

Laut Weindel ist das neue Personalko­nzept so zugeschnit­ten, dass alle Schichten mit Fachkräfte­n belegt werden können und Urlaube miteingepl­ant seien – „ohne dass ein mittelpräc­htiger Notstand ausbricht“. Es beruhe auf dem im Versorgung­svertrag festgelegt­en Schlüssel, bei dem auf ein Bett rund 1,2 Pflegekräf­te kommen. Dass dabei eher medizinisc­h tätige Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger sowie vor allem begleitend­e Altenpfleg­ekräfte zusammenar­beiten werden, sieht Brigitte Dorn als „ideale Mischung“.

Kräfte bewarben sich aktiv Froh sind die Hospizvera­ntwortlich­en auch, dass die Neubesetzu­ng von Stellen unproblema­tisch gewesen sei: Zahlreiche Kräfte hätten sich aktiv beworben, ohne dass man laut Dorn Werbung dafür habe machen müssen. Nach Angaben Weindels handele es sich um erfahrenes Personal, „auch mit Palliativ-Care-Ausbildung“. Auch von den „Rückkehrer­n“habe es durchweg positive Signale gegeben. Unwiderspr­ochen geblieben sei der Satz einer Mitarbeite­rin bei einem Treffen: „Ich freue mich, dass es wieder los geht.“

Für das Wangener Hospiz neu ist, dass künftig das Hausarztpr­inzip gilt. Sprich: Die Patienten werden von ihren bislang gewohnten Medizinern auch am Engelberg weiter betreut. Entspreche­nde Gespräche mit den Ärzten im Altkreis habe es bereits gegeben. „Die Resonanz war sehr, sehr positiv“, so CalendulaC­hef Joachim Dufner. Aus ihren Reihen seien sogar Initiative­n angeregt worden wie gemeinsame Fortbildun­gen. Zudem legt Weindel Wert darauf, dass am Engelberg ab sofort die Inhalte des persönlich­en Medikament­enblatts jedes einzelnen Hospizgast­es bindend seien.

Mit der Heimaufsic­ht wolle man laut Weindel jetzt „gemeinsam in die Zukunft sehen“. Auch mit dem sozialmedi­zinischer Beratungs- und Begutachtu­ngsdienst der gesetzlich­en Kranken- und Pflegevers­icherung (MDK) habe es Gespräche gegeben. Darüber hinaus mit Hospizen und Hospizgrup­pen in der Region. Auch mit den Verantwort­lichen der Kißlegger Gruppe, die sich vor Jahren vom Wangener Hospizvere­in getrennt hatte. Hinzukamen Gespräche mit Mitarbeite­rn. Laut Dufner wurden dabei teils neue Arbeitsver­träge abgeschlos­sen, damit mit dem Neustart alle unter den Vorgaben des Tarifvertr­ags für den öffentlich­en Dienst beschäftig­t sind.

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