Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn der Letzte den Ersten schlägt
Ingolstadt will Spitzenreiter Leipzig und Ex-Trainer Ralph Hasenhüttl besiegen
INGOLSTADT - Heute kehrt Ralph Hasenhüttl zu Schlusslicht FC Ingolstadt zurück – als Tabellenführer mit RB Leipzig. Ebenso sensationell hatte der Trainer die Bayern im Vorjahr als Aufsteiger vor dem Abstieg bewahrt. „Unsere Philosophie in Ingolstadt lautete immer: Wenn jemand schnellere Entwicklungsschritte macht als der Verein, setzt man sich zusammen und sucht eine Lösung“, sagte Hasenhüttl dem „Kicker“. Er habe seine Ziele gehabt, die er verfolgen wollte: „Und wie man sieht, war die Entscheidung nicht ganz falsch.“Trotzdem versucht Ingolstadt, ihn zu stoppen. Nicht unmöglich, wie die Bundesliga-Historie beweist. Schon elf Tabellenführer verloren gegen den Letzten. Ein Überblick:
1. FC Köln – 1. FC Saarbrücken 1:3 (11.1.1964): Der spätere Meister Köln verlor in der Vorrunde nur ein Spiel – und die völlig überforderten Saarbrücker hatten nur eins gewonnen. Für Toto-Tipper eine sichere Bank. Und Christian Müller (14.) sorgte für die frühe Führung. Aber Rainer Schönwalders Doppelschlag (27., 32.) schockte die 10.000 frierenden Zuschauer. Als der genervte Jung-Star Wolfgang Overath meckerte, gab es einen indirekten Freistoß, den Karl Meng ins Kölner Tor drosch (38.) – der Endstand. „Natürlich war auch etwas Überheblichkeit dabei, wie kann man so ein Spiel noch aus der Hand geben?“, fragte Trainer Georg Knöpfle fassungslos. Bis heute hat kein Letzter mehr beim Ersten gewonnen.
1. FC Nürnberg – FC Bayern 2:0 (17.5.69): Nach Abpfiff herrschte eine paradoxe Situation. Nie verlor Bayern lieber, denn dank der anderen Ergebnisse waren sie Meister. Nürnberg half der Sieg (Tore durch Georg Volkert) nichts, der Vorjahresmeister stieg zwei Wochen später ab.
MSV Duisburg – Hannover 96 1:0 (5.9.69) und MSV – RW Oberhausen 2:1 (26.9.69): So früh in der Saison wollte noch niemand von Sensation sprechen, höchstens dass die Gäste der „Zebras“überhaupt als Tabellenführer angereist waren. Es blieben Momentaufnahmen.
1. FC Nürnberg – VfB Stuttgart 1:0 (20.1.79): Uli Hoeneß trug das Club-Trikot an diesem Wintertag, auf Schnee schlug der Club den VfB. Torschütze: Winfried Berkemeier. Nürnberg stieg trotzdem ab, der VfB wurde Zweiter.
Dynamo Dresden – Eintr. Frankfurt 2:1 (13.8.91): Die Hessen waren mit zwei Siegen gestartet, die Sachsen mit zwei Niederlagen. So schien es weiterzugehen nach Andy Möllers 0:1, doch Thorsten Gütschow drehte die Partie mit zwei Toren. Die Punkte fehlten der Eintracht am Ende zum Titel.
Energie Cottbus – FC Bayern 1:0 (14.10.2000): Auf dem Höhepunkt der Daum-Affäre auch das noch: Bayern verlor beim ersten Gastspiel in der Lausitz, der Ungar Vilmos Sebök sorgte für noch mehr Verdruss bei Uli Hoeneß. Aber: Bayern wurde Meister.
VfL Wolfsburg – 1. FC Kaiserslautern 2:0 (8.9.01): Andy Brehmes Pfälzer waren mit einem Bundesligarekord von sieben Siegen gestartet, den achten fraßen die ausgehungerten „Wölfe“. Deren Tore schossen Andrzej Juskowiak und der Ex-Lauterer Frank Greiner. Der FCK wurde nur Siebter.
VfL Wolfsburg – FC Bayern 1:0 (30.9.06): Mike Hanke schoss den Meister von der Spitze, die er bis Saisonende nicht mehr wiedersah (4. Platz). Trainer des VfL war Ex-Bayer Klaus Augenthaler.
Cottbus – Bayern 2:0 (15.3.08): Die Geschichte von 2000 wiederholte sich. Branko Jelic schoss beide Tore, Franck Ribéry verschoss einen Elfmeter. Meister wurde Bayern trotzdem.
Mönchengladbach – Dortmund 1:0 (23.4.11): Gladbach stand am 31. Spieltag mit dem Rücken zur Wand, der BVB konnte Meister werden. Das verschob Idrissous Tor um eine Woche – und Gladbach blieb noch drin.