Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lernen für die Zukunft
Schulbesuch in Mam Rashan ist willkommene Abwechslung vom Alltag
O ben auf dem Hügel im Flüchtlingscamp Mam Rashan ist vor kurzem ein neues Schulgebäude eingeweiht worden. Als die Kinder zu einer ersten Besichtigung gekommen sind, roch es noch nach frischer Farbe in den Klassenräumen und dem gegen Sonne und Wind überdachten Innenhof.
Mehr als 5000 Menschen leben in Mam Rashan in Wohncontainern. Aber mehr Flüchtlinge brauchen eine Unterkunft. Die Mehrheit gehört zur Religionsgemeinschaft der Jesiden und ist 2014 vor den anrückenden Terroristen des Islamischen Staates geflohen. In fast jeder Familie gab es Opfer zu beklagen: Töchter und Schwestern wurden verschleppt, Väter und Brüder getötet. Viele jener Kinder, die auf unserem Bild durch das Schultor gehen, haben Schlimmes gesehen, sie kennen die Geschichten der Eltern und Großeltern über Verfolgung.
In der Schule von Mam Rashan werden 1300 Kinder in 13 Klassenräumen unterrichtet. Vormittags bringen die mit ihnen geflohenen Lehrer den Schülern der 1. bis 9. Klasse das Nötigste bei, am Nachmittag dann werden die Klassen 10 bis 12 unterrichtet. Weil die Klassenräume mit durchschnittlich 50 Schülern überfüllt sind, drängen sich die Kinder auf den Bänken. Aber trotzdem – Schule und Schulunterricht garantieren Abwechslung vom Alltag im Camp. 18 Kilometer von hier, hinter dem Berg am Horizont, steht der Islamische Staat. (pla.)
„Nach der Flucht vor dem IS habe ich zunächst eine Arbeit gefunden. Jetzt bin ich wieder arbeitslos.“ Ismaeel Khalil Hassan hat als Wachmann für eine Ölfirma im Irak gearbeitet „Wenn Mossul vom IS befreit wird, rechnen wir mit Hunderttausenden weiteren Vertriebenen.“ Farhad Ameen Atrushi, Gouverneur der Provinz Dohuk