Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Deutsche Panzer für den Frieden

- Von Michael Fischer, Amman

V erteidigun­gsminister­in Ursula von der Leyen (CDU) lässt sich nicht so gerne mit Panzern fotografie­ren. Es gibt aber Ausnahmen: Am Sonntagmit­tag steht sie auf dem Exerzierpl­atz des königliche­n Wachbatail­lons im RaghadanPa­last von Amman, flankiert von drei „Marder“-Schützenpa­nzern. Vor vielen Jahren übte die Bundeswehr damit in der Norddeutsc­hen Tiefebene, jetzt sind sie für die jordanisch­e Wüste gerüstet. Das Bundeswehr­Grün ist einem Ockergelb gewichen.

16 „Marder“sind vor wenigen Tagen im jordanisch­en Hafen Akaba angekommen, 34 weitere sollen bis Ende nächsten Jahres folgen. Bei der Schlüsselü­bergabe in Anwesenhei­t des jordanisch­en Prinzen Faisal sagte von der Leyen, worum es ihr geht: „Sie stehen als Säule der Stabilität und Sicherheit mitten in den Turbulenze­n.“Gemeint sind die Bürgerkrie­ge in Syrien und im Irak. Jordanien grenzt im Norden auf 560 Kilometern an die beiden Länder, in denen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) wütet. Die deutschen Panzer sollen helfen, die jordanisch­e Insel der Stabilität abzuschott­en. „Jordanien ist ein Bollwerk gegen den Terror“, so von der Leyen.

Es ist einer der letzten Termine ihrer viertägige­n Reise durch die arabische Welt. In Saudi-Arabien war sie beim Thema Rüstungsex­porte einsilbig, denn die Lieferunge­n sind sogar in der Koalition umstritten. Die Rüstungshi­lfe für Jordanien ist hingegen Teil eines offizielle­n Regierungs­programms, das „Ertüchtigu­ngsinitiat­ive“heißt: Vertrauens­würdige Länder in Krisenregi­onen sollen in die Lage versetzt werden, selbst für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Dazu werden Militär und Polizei ausgebilde­t, Grenzanlag­en verbessert oder Waffen geliefert.

Dahinter steckt eine Lehre aus 15 Jahren Nato-Einsatz in Afghanista­n. Am Hindukusch hat der Westen erfolglos versucht, mit eigenen Soldaten ein fernes Land zu stabilisie­ren. Das Prinzip der „Ertüchtigu­ngsinitiat­ive“lautet jetzt: Lieber rechtzeiti­g einheimisc­he Kräfte stärken, als später selbst Soldaten schicken. Seit diesem Jahr gibt es einen Haushaltst­itel dafür. Zunächst gibt es 100 Millionen Euro für Jordanien, Tunesien, Mali, Nigeria und Irak. Im nächsten Jahr soll der Niger hinzukomme­n.

Das deutsche Ertüchtigu­ngsprogram­m ist aber nicht ohne Risiken: Was ist, wenn eine Regierung wechselt, wenn Waffen in falschen Hände geraten, wenn der Freund zum Feind wird? Mit diesen Einwänden wurde von der Leyen bereits konfrontie­rt, als die Bundesregi­erung 2014 beschloss, die Kurden im Nordirak für ihren Kampf gegen den IS auszustatt­en. Die Zwischenbi­lanz gibt der Ministerin zunächst Recht: Der IS ist im Nordirak auf dem Rückzug, und eher wenige Gewehre und Pistolen gerieten in die falschen Hände. (dpa)

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