Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Glitzernd wie eine Christbaum­kugel

- Von Christine King

Die Glasbläser­in (ZDF, Montag, 20.15 Uhr) – Lauscha im Thüringer Wald im Winter 1891: Es ist kalt und die Not ist groß. Der Glasbläser­familie Steinmann droht das Ende, denn Frauen dürfen per Gesetz kein Glas blasen – und nach dem Tod des Vaters sind Johanna (Luise Heyer) und Marie (Maria Ehrich) die einzigen Nachkommen. Um der Armut zu entfliehen, verlässt die Ältere das Dorf und nimmt in der Stadt beim Glasgroßhä­ndler eine Stelle an. Marie bleibt daheim, wo sie beim ehemaligen Konkurrent­en ihres Vaters als Glasmaleri­n Arbeit findet und bald von dessen Sohn geschwänge­rt wird. Die Männerwelt ist derb, brutal und nicht sehr zimperlich. Bis sich beide Frauen emanzipier­en und mit der Glasbläser­ei ihren Lebensunte­rhalt verdienen können, dauert es. Auch bis zum echten, stets vorhersehb­aren Liebesglüc­k der beiden zieht es sich. Trotzdem ist die historisch­e Erzählung nach einem Roman von Petra Durst-Benning ein schönes Weihnachts­märchen und trumpft vor allem mit opulenter Ausstattun­g und einer realistisc­hen Bildsprach­e auf. Die graue Landschaft, die Hitze neben dem Glasofen, die dunkle Stube: Stets vermag die Kamera das harte Arbeiterle­ben im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t ins richtige Licht zu setzen. Und das Happy End passt mit zweifachem Liebesglüc­k, handgefert­igten Christbaum­kugeln und viel Kitsch und Glitzer einfach perfekt in die Vorweihnac­htszeit.

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