Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Glitzernd wie eine Christbaumkugel
Die Glasbläserin (ZDF, Montag, 20.15 Uhr) – Lauscha im Thüringer Wald im Winter 1891: Es ist kalt und die Not ist groß. Der Glasbläserfamilie Steinmann droht das Ende, denn Frauen dürfen per Gesetz kein Glas blasen – und nach dem Tod des Vaters sind Johanna (Luise Heyer) und Marie (Maria Ehrich) die einzigen Nachkommen. Um der Armut zu entfliehen, verlässt die Ältere das Dorf und nimmt in der Stadt beim Glasgroßhändler eine Stelle an. Marie bleibt daheim, wo sie beim ehemaligen Konkurrenten ihres Vaters als Glasmalerin Arbeit findet und bald von dessen Sohn geschwängert wird. Die Männerwelt ist derb, brutal und nicht sehr zimperlich. Bis sich beide Frauen emanzipieren und mit der Glasbläserei ihren Lebensunterhalt verdienen können, dauert es. Auch bis zum echten, stets vorhersehbaren Liebesglück der beiden zieht es sich. Trotzdem ist die historische Erzählung nach einem Roman von Petra Durst-Benning ein schönes Weihnachtsmärchen und trumpft vor allem mit opulenter Ausstattung und einer realistischen Bildsprache auf. Die graue Landschaft, die Hitze neben dem Glasofen, die dunkle Stube: Stets vermag die Kamera das harte Arbeiterleben im ausgehenden 19. Jahrhundert ins richtige Licht zu setzen. Und das Happy End passt mit zweifachem Liebesglück, handgefertigten Christbaumkugeln und viel Kitsch und Glitzer einfach perfekt in die Vorweihnachtszeit.