Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
s war einer jener besonderen (Musik-)Momente, die einen mit allem aussöhnen, was an Ärgerlichem gerade noch auf den eigenen Schultern drückte. Eine jener Situationen, in denen das Leben und Hören und Spüren einfach nur glücklich macht. „Dreamers’ Circus“, drei Männer um die Dreißig, waren für einen Tag aus Kopenhagen angereist, um zum Auftakt des Bodenseefestivals im zurückliegenden April ein Konzert in der Zehntscheuer zu spielen. Schon die drei CD-Veröffentlichungen dieses Folk-Trios mit einer Grundierung in der Klassik hatten beeindruckt. Die Frage war nun, inwieweit dieser so reiche wie frische Sound, diese Melange aus naiv-ländlichen Melodien und getragen-ernsten Streicherarrangements auch live auf der Bühne funktionieren würde. Die Antwort gab die Band mit der ersten Komposition „Fragments of Solbyn“: Wer es zum Konzertauftakt mit einem zwölfminütigen Stück an Flügel, Gitarre und Geige schafft, ein Niveau vorzulegen, welches üblicherweise den Höhepunkt der Zugaben bildet, der bietet wahrlich Besonderes. Das Publikum staunte, die Aufnahmeleiterin des SWR, der das Konzert aufzeichnete, ebenfalls. Das war auch deshalb der Fall, da „Dreamers‘ Circus“in Deutschland bisher nur auf wenigen Festivals gespielt haben. Ale Carr, Nikolaj Busk und Rune Tonsgaard Sørensen sind zwar eher junge Männer, was sie allerdings an musikalischem Verständnis mitbringen ist nichts anderes als eine reife Leistung. Mühelos scheint bei ihren eigenen Kompositionen und Arrangements auf der Grundlage traditioneller Klänge die eigentlich überflüssige Grenze zwischen angeblich ernster und angeblich unterhaltender Musik in sich zusammenzufallen. Mit solchen Schubladen halten sich die drei genialen und dabei einfach nur ihrer Musik verpflichteten Skandinavier nicht auf. Im Gegenteil: Sie nehmen sich allerhand raus, da sie nach rund siebenjähriger Bandgeschichte natürlich längst um ihre außergewöhnlichen Qualitäten wissen.
Die sind so immens vorhanden, da alle drei Bandmitglieder Kompositionen beisteuern. Dabei ergänzen sie sich ebenfalls hervorragend. Während Ale Carr vor allem seine Folkprägung umsetzt, schöpft Nikolaj Busk aus seinen Erfahrungen als Theatermusiker. Rune Tonsgaard Sørensen wiederum ist als Mitglied des „Danish String Quartet“der Verbindungsmann in den Klassiksektor. Crossover bedeutet für die drei Männer etwa, wenn in der letzten Kadenz von Mozarts fünftemViolinkonzert, gespielt von Sørensen, die Kollegen mit auf die Bühne kommen und den Wiener Klassiker folkloristisch kolorieren. Immer wieder kommt es zur Zusammenarbeit von „Dreamers‘ Circus“mit klassischen Ensembles, etwa im Opernhaus Sydney oder im Wiener Konzerthaus. Gemeinsame Auftritte mit dem gleichfalls herausragenden „Danish String Quartet“stehen ebenfalls gelegentlich auf dem Spielplan. So etwa am 14. Mai 2017 im Rahmen der „Ludwigsburger Schlossfestspiele“. Noch lange hin? Der Vorverkauf ist bereits weit fortgeschritten.
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