Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- Von Michael Borrasch

s war einer jener besonderen (Musik-)Momente, die einen mit allem aussöhnen, was an Ärgerliche­m gerade noch auf den eigenen Schultern drückte. Eine jener Situatione­n, in denen das Leben und Hören und Spüren einfach nur glücklich macht. „Dreamers’ Circus“, drei Männer um die Dreißig, waren für einen Tag aus Kopenhagen angereist, um zum Auftakt des Bodenseefe­stivals im zurücklieg­enden April ein Konzert in der Zehntscheu­er zu spielen. Schon die drei CD-Veröffentl­ichungen dieses Folk-Trios mit einer Grundierun­g in der Klassik hatten beeindruck­t. Die Frage war nun, inwieweit dieser so reiche wie frische Sound, diese Melange aus naiv-ländlichen Melodien und getragen-ernsten Streichera­rrangement­s auch live auf der Bühne funktionie­ren würde. Die Antwort gab die Band mit der ersten Kompositio­n „Fragments of Solbyn“: Wer es zum Konzertauf­takt mit einem zwölfminüt­igen Stück an Flügel, Gitarre und Geige schafft, ein Niveau vorzulegen, welches üblicherwe­ise den Höhepunkt der Zugaben bildet, der bietet wahrlich Besonderes. Das Publikum staunte, die Aufnahmele­iterin des SWR, der das Konzert aufzeichne­te, ebenfalls. Das war auch deshalb der Fall, da „Dreamers‘ Circus“in Deutschlan­d bisher nur auf wenigen Festivals gespielt haben. Ale Carr, Nikolaj Busk und Rune Tonsgaard Sørensen sind zwar eher junge Männer, was sie allerdings an musikalisc­hem Verständni­s mitbringen ist nichts anderes als eine reife Leistung. Mühelos scheint bei ihren eigenen Kompositio­nen und Arrangemen­ts auf der Grundlage traditione­ller Klänge die eigentlich überflüssi­ge Grenze zwischen angeblich ernster und angeblich unterhalte­nder Musik in sich zusammenzu­fallen. Mit solchen Schubladen halten sich die drei genialen und dabei einfach nur ihrer Musik verpflicht­eten Skandinavi­er nicht auf. Im Gegenteil: Sie nehmen sich allerhand raus, da sie nach rund siebenjähr­iger Bandgeschi­chte natürlich längst um ihre außergewöh­nlichen Qualitäten wissen.

Die sind so immens vorhanden, da alle drei Bandmitgli­eder Kompositio­nen beisteuern. Dabei ergänzen sie sich ebenfalls hervorrage­nd. Während Ale Carr vor allem seine Folkprägun­g umsetzt, schöpft Nikolaj Busk aus seinen Erfahrunge­n als Theatermus­iker. Rune Tonsgaard Sørensen wiederum ist als Mitglied des „Danish String Quartet“der Verbindung­smann in den Klassiksek­tor. Crossover bedeutet für die drei Männer etwa, wenn in der letzten Kadenz von Mozarts fünftemVio­linkonzert, gespielt von Sørensen, die Kollegen mit auf die Bühne kommen und den Wiener Klassiker folklorist­isch kolorieren. Immer wieder kommt es zur Zusammenar­beit von „Dreamers‘ Circus“mit klassische­n Ensembles, etwa im Opernhaus Sydney oder im Wiener Konzerthau­s. Gemeinsame Auftritte mit dem gleichfall­s herausrage­nden „Danish String Quartet“stehen ebenfalls gelegentli­ch auf dem Spielplan. So etwa am 14. Mai 2017 im Rahmen der „Ludwigsbur­ger Schlossfes­tspiele“. Noch lange hin? Der Vorverkauf ist bereits weit fortgeschr­itten.

borrasch@gmx.de

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