Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Musikalisches Wintervergnügen
Stadtorchester stellt traditionelles Festkonzert unter das Motto Trompete und Planeten
RAVENSBURG - Wegen großer Nachfrage hat das Ravensburger Stadtorchester sein Festkonzert an zwei Tagen des dritten Advents-Wochenendes gegeben. Die Erste Vorsitzende, Myriam Gompper, bekundete ihre Freude über das an beiden Tagen volle Konzerthaus.
Am Samstag folgte ein dankbares Publikum interessiert der reichhaltigen Darbietung im Konzerthaus. Höchstens das eine oder andere Kind unterdrückte nach zweieinhalb Stunden mal ein Gähnen. Die leidenschaftliche Solotrompete von Anja Richter, der überaus engagierte Dirigent und das unglaublich lebendige Ensemble wie das ansprechende Programm rissen mit.
Mit der Akademischen Festouvertüre, c-Moll op. 80 von Johannes Brahms spielten sich die Bläser warm, während sie von Piano zu markantem Mezzo und ausgelassenem Forte wanderten. Seufzende Glissandi riefen bierselige Gestalten in nächtlichen Gassen vors innere Auge. Das Werk, in dem Brahms mehrere Studentenlieder verarbeitet hat, ist im Jahr 1880 entstanden. Der Komponist hat sich damit für die Verleihung der Ehrendoktorwürde bedankt.
Die Solistin Anja Richter unterrichtet seit Juni an der Musikschule Ravensburg im Fachbereich Trompete. Mit dem Trompetenkonzert in AS-Dur des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan, (1920 bis 2012) gab sie ihre Visitenkarte als leidenschaftliche Musikerin ab. Das gern gespielte Solokonzert, entstanden im Jahr 1950, verknüpft folkloristische Klänge mit der westlicher Musik. Mit ihrer Trompete trat Anja Richter in Dialog mit einzelnen Holzbläsern und in Konkurrenz zu klanggewaltigen Blechbläsern und Percussionisten. Sie spielte jazzige Höhen, mit dem Dämpfer melancholisches Piano und gewann – begleitet vom Ensemble – wieder Fahrt und freudiges Tempo. Für das kraftvolle Spiel der schlanken Trompeterin dankten die Zuhörer mit großem Applaus.
Die „Paris Sketches“von Martin Ellerby, entstanden im Jahr 2004, zeigen in akustischen Bildern verschiedene Ansichten der französischen Hauptstadt. Das viersätzige Werk gab aber auch den Instrumenten Gelegenheit, sich zu zeigen. Die Piccoloflöte am frühen Morgen in SaintGermain-des-Près, die Percussion mit Xylophon, zischenden Becken in scharfen Tanzrhythmen im Vergnügungsviertel am Place Pigalle. Der dritte Satz, dem Friedhof Père Lachaise gewidmet, verströmte Ruhe und Ernst. Beim Markttreiben in „Les Halles“boten geschäftige Klarinetten, feuriges Blech, ein gewaltiger Tusch und exotische Trommeln Waren aus aller Welt.
Dirigent hüpft, Ensemble flirrt Im „Lauschkonzert für Familien“hatte das Stadtorchester unter der Leitung von Harald Hepner im Oktober einige Appetithappen serviert. Jetzt bekam man die ganze Orchestersuite „Die Planeten“von Gustav Holst (1874-1934) zu hören. Eine Multimediainstallation des Planetariums Laupheim mit der Videoprojektion von Werner Kiesle ergänzte die Komposition. Für „Mars, der Kriegsbringer“und sein Lärmen schien das Konzerthaus zu klein. Dagegen brachte „Venus, die Friedensbotin“weiblichere Töne, machte in ihrer friedlichen Ruhe aber auch jede Intonationsschwankung hörbar. Merkur erschien im Dialog von Flöten und Glockenspiel und als graublauer Ball am Sternenhimmel. „Jupiter, der Freudenbringer“brachte den Dirigenten zum Hüpfen und das Ensemble zum Flirren. Nach einem atmenden „Saturn“, ein theatralischer „Uranus, der Magier“und als krönender Schluss „Neptun, der Mystiker“. Zauberflöten, schimmerndes Blech, flüsternde Klarinetten und erregende Saxofone entrückten, verklangen wie aus einem anderen Raum. Nach all den Eindrücken brachte das Stadtorchester das Publikum doch wieder dazu, die Ohren und Herzen ganz weit zu öffnen. Als Zugabe für den dankbaren Applaus gab es noch ein weihnachtliches Potpourri mit Schlittenfahrt.