Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Künstlerin mit Beharrlich­keit

Ulla Mross stellt in der Alten Kirche Mochenwang­en Malereien und Grafiken aus

- Von Dorothee L. Schaefer

MOCHENWANG­EN - Mit einer stimmigen Vernissage, einem rasanten Jazztrio mit Klavier, Bass und Saxofon, einer luziden Einführung von Prof. Martin Oswald und knapp hundert Gästen wurde am Freitag die neue Ausstellun­g „Ulla Mross – Malerei/Grafik“in der Alten Kirche eröffnet.

Ursula Pohlenz-Mross, lange als Kunsterzie­herin in Mengen tätig, ist in der Region keine Unbekannte. Zuletzt hatte die aus dem niederrhei­nischen Kevelaer stammende Tochter des Bildhauers Heinrich Pohlenz in der Ravensburg­er Kunstnacht bei Uli Schuh ausgestell­t, aber vor allem in ihrem Heimatort 2015 eine größere Ausstellun­g ihrer Arbeiten gezeigt. Auch in der Weingarten­er Kornhausga­lerie waren ihre Arbeiten schon zu sehen.

In die Region kam sie vor 30 Jahren der Liebe wegen, und nahm an der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten das Studium der Kunsterzie­hung auf. Eine gründliche Ausbildung im Handwerkli­chen und eine Bereitscha­ft, immer wieder andere grafische Techniken auszuprobi­eren, gehören somit zu ihrer künstleris­chen Entwicklun­g. Seit 2003 ist sie freischaff­end.

Überwiegen­d Holzschnit­te und Grafiken hängen in der Alten Kirche an den stark mitspreche­nden alten Wänden – aber diese wirken wie dafür gemacht. Durch die tonigen Erdoder Mineralfar­ben, die Ulla Mross vorwiegend verwendet, und die abstrakten Strukturen, die im Bildgrund miteinande­r verwoben und verflochte­n werden, ziehen die über 40 Arbeiten gleichsam die Aufmerksam­keit des Betrachter­s an und verbinden sich über den Raum hinweg miteinande­r.

Diese Verbindung­en – Ulla Mross nennt sie „Begegnunge­n“– sind ein Grundthema ihrer Grafiken, an denen sie lange arbeitet. Oft nimmt sie sich ein Blatt noch einmal nach längerer Zeit vor und bearbeitet es mit Akribie ein weiteres Mal. Wenn sie erzählt, wie sie vorgeht, dann kommt es einem so vor, als würde sie – auf der Suche nach dem Wesen des Farbmateri­als und der Form – in die Tiefe schürfen. Sie lässt fast keine Schicht unangetast­et, sie kratzt sie auf, schneidet hinein, formt sie um, holt sie aus der Tiefe nach vorne, um am Ende eine zarte Struktur vor einer „Landschaft“aus farbigen Streifen zum Schweben zu bringen.

Beim Holzschnit­t sind es mehrere Druckstöck­e, die sie für die Farbaufträ­ge schneiden muss; durch Monotypie, Radierung oder auch andere Mischtechn­iken (Kaltnadel und Aquatinta) werden sie oft bereichert. Zum Beispiel hat sie für die beiden Holzschnit­te „Verbindung­en“das fertig gedruckte Blatt vorsichtig auf eine schwarz eingefärbt­e Platte gelegt und dann freihändig von hinten „durchgezei­chnet“– ein Wagnis deshalb, weil jederzeit auch bei leisestem Druck große Flecken entstehen könnten. Aber es ist geglückt - und das ist kein Zufall: Ulla Mross ist eine Künstlerin, die ihr Handwerk versteht. Alle Grafiken lässt sie von einer Kunstdruck­erei mit einer großen Presse drucken, allerdings in sehr kleiner Auflage, höchstens zwei oder drei Stück.

Drei große Ölgemälde nehmen nicht nur vom Format her eine Sonderstel­lung ein: Hier trägt Ulla Mross mehrere Schichten Grundierun­g auf die Leinwand auf, versetzt sie zum Teil, wie bei den schwarzgru­ndigen „Feldlinien“mit Sand, und nimmt sie vorsichtig partiell wieder ab, ein diffiziles Unterfange­n, bei dem die Leinwand nicht beschädigt werden darf. Aber sie malt in Öl auch direkt auf Holz, wie drei kleine Quadratfor­mate auf der Empore zeigen, deren zarte Liniengefü­ge direkt in die feuchte Farbe eingelasse­n sind.

Oft nimmt sie sich ein Blatt noch einmal nach längerer Zeit vor und bearbeitet es mit Akribie ein weiteres Mal.

Die Ausstellun­g dauert bis zum 7. Januar 2017. Geöffnet ist sie am 17./18. Dez., 26. Dez., 1. Jan., 6./7. Jan., jeweils von 15 bis 17 Uhr oder nach Vereinbaru­ng unter Telefon 07572/1763.

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