Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Von aufgewärmten und neuen Lieben
Was sagt es aus über eine Liga, wenn der Letzte – verdient, übrigens – den Ersten schlägt? Und dann am nächsten Tag der Club, der nur deswegen nicht der neue Letzte wurde, weil er neuerdings auch gewinnt, seinen Vorstandsvorsitzenden durch einen alten Bekannten austaschen soll? In erster Linie wohl, dass dieser 14. Spieltag der Bundesliga einige schöne Geschichten fabriziert hat. Ralph Hasenhüttl verliert mit seinem neuen Club RB Leipzig also bei seinem alten Verein FC Ingolstadt; der HSV ersetzt nach übereinstimmenden Medienberichten Didi Beiersdorfer, dessen zweite Amtszeit vor allem als recht konfuse in die Geschichte eingehen wird, durch Heribert Bruchhagen, der, bevor er von 2003 bis zum Ende der letzten Saison Eintracht Frankfurt mit ruhiger Hand durch seine wechselvolle Zeit führte, von 1992 bis 1995 auch schon einmal in Hamburg tätig war. Bruchhagen soll nach Informationen der „Bild“und des „Kickers“einen Vertrag bis Juli 2019 unterschreiben. Seine Karriere als Experte für den PayTV-Sender Sky ist damit vorbei, welche Auswirkungen Bruchhagens Rückkehr auf die große Fußballbühne für die TV-Karriere seines Freundes und Lieblingstrainers Armin Veh bei SPORT 1 haben wird, muss die Zeit zeigen. Immerhin hat der aktuelle Trainer Markus Gisdol mit dem 1:0 gegen den FC Augsburg am Samstag den zweiten Sieg hintereinander mit den Hamburgern eingefahren. Doch aufgewärmte Lieben scheinen in Hamburg ja weiter Konjunktur zu haben und Veh war in der Saison 2010/2011 ja auch schon einmal in Hamburg beschäftigt – ehe er wegen des allgemeinen Chaos die Brocken hinwarf.
Dass Ralph Hasenhüttl in seinem Leben noch einmal beim FC Ingolstadt tätig sein wird, muss bezweifelt werden. Weniger, weil er zum Abschluss seines äußerst erfolgreichen Engagements bei den Oberbayern mit dem Wechsel nach Leipzig einige Funktionärs- und Fanherzen gebrochen hat. Auch nicht unbedingt, weil seine mittlerweile von Maik Walpurgis trainierte und am Samstag bestens eingestellte frühere Mannschaft am Samstag beim 1:0 bewiesen hat, dass sie ihren früheren Trainer mehr durchschaut als dessen neue Spieler seine alte Liebe – der FCI errang den Sieg auch mit einer großen Portion Ingolstädter HasenhüttlFußball, den der Trainer einst mit dem von ihm positiv besetzten Begriff „eklig“beschrieb. Hasenhüttl ist, Niederlage hin oder her, einfach zu gut für einen Club wie den FCI.
Andererseits galt beispielsweise Mirko Slomka auch mal als äußerst guter Bundesliga-Trainer. Als so guter, dass er kurzzeitig sogar als Kandidat für den FC Bayern gehandelt wurde. Lange her, Slomka wartet seit seinem halbjährigen Gastspiel beim HSV 2014 auf das passende Angebot. Weil das offensichtlich nicht kam, hat er sich nun selbst den passenden Verein gesucht und sich beim VfL Wolfsburg, das nach dem 0:5 bei den Bayern punktgleich mit dem HSV auf Platz 15 rangiert, ins Spiel gebracht. Oder, wie es die Videotextredaktion von Vox formulierte, „eingeschleimt“: „Ich habe schon das eine oder andere Mal mit Wolfsburg Gespräche geführt vor einiger Zeit. Das ist nicht abwegig, weil ich ja Niedersachse bin und mein Herz natürlich auch ein bisschen für Niedersachsen schlägt“, sagte Slomka bei Sky. Eine Entlassung des aktuellen Trainers Valérien Ismaël kann sich Slomka durchaus vorstellen. Dessen Bilanz sei „nicht so stark, dass man unbedingt an ihm festhalten muss“.