Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein neuer Sheriff für Transnistrien
Was waren das für Zeiten, als Russland noch UdSSR hieß und eine mit Atomraketen bepflanzte Kolchose rings um den Kreml war. Die Existenz von Teilrepubliken war ein von Politikwissenschaftlern gestreutes Gerücht. Mittlerweile sind diese Landstriche alle mehr oder weniger unabhängig. So gibt es etwa Kasachstan, Usbekistan, Aserbaidschan oder auch Moldau (wobei Geografen weiter behaupten, es handle sich um einen Fluss). Dennoch befremdlich klingt auch für Kundige diese Agenturmeldung vom Montag: Tiraspol? Zumindest beim Sportbegeisterten klingelt es. Dort gibt es doch einen ambitionierten Fußballclub mit dem einprägsamen Namen Sheriff. Die eher wildwestlich anmutende Bezeichnung verdankt der Verein der Tatsache, dass er dem größten transnistrischen Konzern gehört. Das Unternehmen wiederum heißt Sheriff, weil die beiden Gründer einst Polizisten waren. Experten in Ex-Sowjetrepublikanismus, unter anderem jene von Wikipedia, behaupten jedoch, dass Sheriff gar keine Firma ist, sondern die Geldwäscherei eines gewissen Igor Smirnow. Dieser ist der Ex-Präsident Transnistriens und gilt als größter Förderer von wem? Exakt, Wadim Krasnoselski. Dies lässt nur einen Schluss zu: Transnistrien hat keinen neuen Präsidenten gewählt, in Transnistrien wurde lediglich der Sheriff-Stern weitergereicht. (jos)
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