Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zehnmal mehr Beamte an Silvester in Köln
Stadt zieht Konsequenzen aus den Vorjahresvorfällen – Hohe Präsenz auch im Süden
KÖLN/STUTTGART - Mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften bereitet sich Köln auf den Jahreswechsel vor. Gut 1500 Polizeibeamte sollen die Umgebung von Bahnhof, Dom und Rheinufer schützen, wie Polizeipräsident Jürgen Mathies am Montag vor Journalisten erläuterte. Das seien zehnmal mehr als in der vergangenen Silvesternacht, als es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen auf Frauen durch Gruppen junger Männer, vornehmlich aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum, kam. Hinzu kommen 300 Beamte der Bundespolizei sowie 600 städtische Ordnungskräfte in der Innenstadt. Auch gilt in einer Schutzzone um den Dom ein Böllerverbot.
„Nach den schockierenden Übergriffen der vergangenen Silvesternacht haben wir Konsequenzen gezogen“, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie sprach von einer neuen „Sicherheitsarchitektur“. Davon müsse das klare Signal ausgehen, dass Köln wieder eine sichere Stadt sei, erklärte Reker. Die Menschen müssten „ihren Platz um den Dom zurückerobern können“.
Auch im Süden rüsten sich Städte und Gemeinden, um derartige Übergriffe konsequent zu verhindern. In Stuttgart erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU): „BadenWürttembergs Polizei wird gut vorbereitet in die Silvesternacht gehen. Wir beobachten im Vorfeld die Szenerie vor Ort, werden aktuell auf die jeweilige Lage reagieren und die notwendigen Maßnahmen ergreifen.“Zahlen nannte er jedoch nicht. Ähnlich sieht es in Bayern aus. „An Silvester zeigen wir wie in den Vorjahren erhöht Präsenz. Wir sind auf jeden Fall wachsam“, sagte Florian Hirschauer, Sprecher der Münchner Polizei. Die Erkenntnisse aus Köln würden nach Angaben des bayerischen Innenministeriums in die Einsatzkonzepte der Polizei einfließen.
Ohnehin gebe es Unterschiede in Sachen Sicherheitspolitik, glaubt CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach, der das rot-grüne Konzept in Nordrhein-Westfalen kritisierte. „In München wäre der Spuk im letzten Jahr nach wenigen Minuten zu Ende gewesen“, sagte er dem Sender Phoenix. „Wenn das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, in Köln doppelt so hoch ist wie in der größeren Stadt München, dann zeigt das ja, wer welche Schwerpunkte setzt.“