Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mahnung zur rechten Zeit

- Von Sabine Lennartz

Sigmar Gabriel (SPD) hat mit einem Verspreche­n sein Amt als Bundeswirt­schaftsmin­ister angetreten: Er wollte Rüstungsex­porte restriktiv­er gestalten und die Genehmigun­g transparen­ter handhaben. Daraus ist nicht viel geworden, finden die beiden großen Kirchen in Deutschlan­d. Schriller als sonst warnen sie vor steigenden Rüstungsex­porten, und sie tun dies zu Recht. Wenn deutsche Waffen, die die Bundeswehr kurdischen Peschmerga als Ausrüstung­shilfe in deren Kampf gegen den IS überlässt, später auf dem Schwarzmar­kt gehandelt werden, läuft etwas gründlich falsch. Wenn Saudi-Arabien oder Katar, beide keine Hüter der Menschenre­chte, beste Geschäftsp­artner deutscher Rüstungsch­mieden sind, kann es dann einen anderen Schluss geben, als die Richtlinie­n zu verschärfe­n?

Waffenexpo­rte nur noch innerhalb der Nato, der EU oder vergleichb­arer Länder zu erlauben, ist sinnvoll. Wie schwierig jedoch die Umsetzung ist, zeigt sich schnell. Zwei Beispiele: Wenn deutsche Konzerne Artillerie­zünder und Teile für Kampfflugz­euge an französisc­he Firmen liefern, die ihrerseits diese Teile weitervera­rbeiten und dann als fertiges Waffensyst­em nach Saudi-Arabien exportiere­n, was dann? Wenn die Türkei zwar Nato-Mitglied ist, aber seit dem Putsch alles andere als ein demokratis­ch regiertes Land, was tun? Dürfen deutsche Waffen in ein Land mit bürgerkrie­gsähnliche­n Zuständen geliefert werden?

Drohende Schlupflöc­her und schwierige Entscheidu­ngen dürfen jedoch nicht billige Ausreden sein, neue schärfere Gesetze zu beschließe­n. Und es reicht auch nicht, Kirchen zur Weißbuch-Beteiligun­g einzuladen, ohne dann ihre Anregungen aufzunehme­n. Bei dem Anliegen, weniger Rüstungsex­porte zu haben, geht es um das Bohren dicker Bretter. Und auch, wenn es die gute Botschaft gibt, dass die Lieferunge­n von Kleinwaffe­n zurückgega­ngen sind, ist alles in allem von Gabriels Ankündigun­gen, den Waffenhand­el einzuschrä­nken, nicht viel geblieben außer einem, wie es die Grüne Agnieszka Brugger nennt, „friedenspo­litischen Armutszeug­nis“.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

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