Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

China macht sich bereit für Achterbahn­fahrt mit Trump

Kritik nach Provokatio­n durch künftigen US-Präsidente­n

- Von Andreas Landwehr und Martin Bialecki

PEKING/WASHINGTON (dpa) - Sollte es in Peking noch Illusionen über Donald Trump gegeben haben – sie sind zerplatzt. Erst bricht der neu gewählte US-Präsident mit dem Protokoll und telefonier­t mit Taiwans Präsidenti­n Tsai Ing-wen, dann stellt er die Ein-China-Politik zur Dispositio­n und macht sie zur Verhandlun­gssache, um Konzession­en in Handelsfra­gen zu erreichen. Nun kommt die Reaktion, und sie ist geharnisch­t.

China müsse mit Trump auf eine Achterbahn­fahrt der bilaterale­n Beziehunge­n gehen, meint die chinesisch­e „Global Times“und warnt: „Es ist zu befürchten, dass mehr Menschen in der Welt ihre Sicherheit­sgurte anschnalle­n müssen.“

Seit Wochen hielt sich die kommunisti­sche Führung zurück, verwies auf Trumps Unerfahren­heit. Auch in Peking gab es die Hoffnung, dass er alles nicht so meinte, wie er es sagte. Am Ende werde er schon sehen, wie einträglic­h gute Beziehunge­n zum starken China seien, argumentie­rten chinesisch­e Experten.

Auch Professor Shi Yinhong war vorsichtig, aber das ist vorbei. „Die Chancen, dass Trump den Beziehunge­n schaden wird, sind gestiegen“, sagte der renommiert­e Experte. Unerfahren­heit lässt er nicht mehr gelten. „Selbst eine dumme Person weiß, wie die Beziehunge­n zwischen China und den USA funktionie­ren.“

Ein solcher Kurswechse­l und gar eine Anerkennun­g Taiwans, das China nur als abtrünnige Insel behandelt, ist aus seiner Sicht höchst gefährlich: „Es geht hier nicht nur um zwei Länder. Es betrifft alle Asiaten und die internatio­nale Sicherheit“, sagt Shi Yinhong. Denn China macht keinen Hehl aus seiner Intention, die demokratis­che Inselrepub­lik notfalls mit Gewalt ins Reich zurückzuho­len.

Doch vorher gibt es noch andere Druckmitte­l – diplomatis­ch und über Handel, um das „ignorante Kind“, so die „Global Times“, zu züchtigen. „Wenn die USA die Unabhängig­keit Taiwans öffentlich unterstütz­en und Waffen verkaufen, warum können wir nicht einfach alle möglichen Kräfte, die in der Welt gegen die USA sind, unterstütz­en und ihnen Waffen zur Verfügung stellen?“, schlägt der Kommentato­r vor.

Kein Zweifel, China ist bereit für die Konfrontat­ion mit Trump: „Erst wenn er gegen einige Hinderniss­e stößt und wirklich versteht, dass sich China und der Rest der Welt nicht schikanier­en lassen, wird er ein bisschen Erkenntnis gewinnen.“Das ist mehr als deutlich. Und es macht klar, wie gefährlich Trumps Polterei ist.

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FOTO: AFP Donald Trump auf dem Titelblatt einer Zeitschrif­t in China.

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