Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
China macht sich bereit für Achterbahnfahrt mit Trump
Kritik nach Provokation durch künftigen US-Präsidenten
PEKING/WASHINGTON (dpa) - Sollte es in Peking noch Illusionen über Donald Trump gegeben haben – sie sind zerplatzt. Erst bricht der neu gewählte US-Präsident mit dem Protokoll und telefoniert mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen, dann stellt er die Ein-China-Politik zur Disposition und macht sie zur Verhandlungssache, um Konzessionen in Handelsfragen zu erreichen. Nun kommt die Reaktion, und sie ist geharnischt.
China müsse mit Trump auf eine Achterbahnfahrt der bilateralen Beziehungen gehen, meint die chinesische „Global Times“und warnt: „Es ist zu befürchten, dass mehr Menschen in der Welt ihre Sicherheitsgurte anschnallen müssen.“
Seit Wochen hielt sich die kommunistische Führung zurück, verwies auf Trumps Unerfahrenheit. Auch in Peking gab es die Hoffnung, dass er alles nicht so meinte, wie er es sagte. Am Ende werde er schon sehen, wie einträglich gute Beziehungen zum starken China seien, argumentierten chinesische Experten.
Auch Professor Shi Yinhong war vorsichtig, aber das ist vorbei. „Die Chancen, dass Trump den Beziehungen schaden wird, sind gestiegen“, sagte der renommierte Experte. Unerfahrenheit lässt er nicht mehr gelten. „Selbst eine dumme Person weiß, wie die Beziehungen zwischen China und den USA funktionieren.“
Ein solcher Kurswechsel und gar eine Anerkennung Taiwans, das China nur als abtrünnige Insel behandelt, ist aus seiner Sicht höchst gefährlich: „Es geht hier nicht nur um zwei Länder. Es betrifft alle Asiaten und die internationale Sicherheit“, sagt Shi Yinhong. Denn China macht keinen Hehl aus seiner Intention, die demokratische Inselrepublik notfalls mit Gewalt ins Reich zurückzuholen.
Doch vorher gibt es noch andere Druckmittel – diplomatisch und über Handel, um das „ignorante Kind“, so die „Global Times“, zu züchtigen. „Wenn die USA die Unabhängigkeit Taiwans öffentlich unterstützen und Waffen verkaufen, warum können wir nicht einfach alle möglichen Kräfte, die in der Welt gegen die USA sind, unterstützen und ihnen Waffen zur Verfügung stellen?“, schlägt der Kommentator vor.
Kein Zweifel, China ist bereit für die Konfrontation mit Trump: „Erst wenn er gegen einige Hindernisse stößt und wirklich versteht, dass sich China und der Rest der Welt nicht schikanieren lassen, wird er ein bisschen Erkenntnis gewinnen.“Das ist mehr als deutlich. Und es macht klar, wie gefährlich Trumps Polterei ist.