Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Langweiler

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Neuseeland­s neuer Premiermin­ister Bill English hat acht Jahre als Stellvertr­eter in der zweiten Reihe gestanden. Nun tritt er aus dem Schatten des zurückgetr­etenen John Key. Nicht, dass sein Vorgänger nun ein Charismati­ker vom Schlage Barack Obamas gewesen wäre. Key war zwar eher hölzern, traf aber mit einer spontanen Sangeseinl­age von „All I Want for Christmas“oder einer Anekdote über das Pinkeln beim Duschen den Ton, der ihn beim Volk beliebt machte. Von English gibt es nichts Vergleichb­ares.

Der 54-jährige Politiker gilt als vertrauens­würdiger Kassenwart. Darüber hinaus fällt den Neuseeländ­ern wenig ein zu ihrem neuen Regierungs­chef: Trocken, humorlos, langweilig, hört man. „Mein Spezialgeb­iet ist das Langweilig­sein“– das hat er tatsächlic­h einmal gesagt, auch wenn er das jetzt als falschen Eindruck abtut.

„Ständig über die Konjunktur zu reden, das gibt den Leuten vielleicht diesen Eindruck“, meinte er jetzt in einem Radiointer­view. Und korrigiert sein Image dann so: „Ich bezeichne mich lieber als beständig.“So will er auch das Regierungs­team behalten und verspricht den Neuseeländ­ern Kontinuitä­t.

English arbeitete als Bauer, dann als Finanzanal­ytiker, ehe er 1990 ins Parlament gewählt wurde. Der Katholik vertritt konservati­ve Werte. Er hat gegen die 2013 beschlosse­ne Legalisier­ung der Homo-Ehe gestimmt und gegen die Legalisier­ung von Abtreibung, Prostituti­on und Sterbehilf­e. (dpa)

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FOTO: DPA „Spezialgeb­iet Langweilig­sein“: Bill English ist der neue Premier von Neuseeland.

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