Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Streiks: Bahnreisen­de können aufatmen

Gewerkscha­ft und Konzern einigen sich nach zähen Verhandlun­gen

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BERLIN (dpa) - Bahnkunden müssen keine Warnstreik­s vor Weihnachte­n mehr befürchten. Die Eisenbahnu­nd Verkehrsge­werkschaft (EVG) einigte sich am späten Montagaben­d mit der Deutschen Bahn auf ein neues Tarifpaket. Demnach erhalten rund 150 000 Beschäftig­te des Konzerns zum 1. April kommenden Jahres 2,5 Prozent mehr Geld. Hinzu kommt eine Einmalzahl­ung von 550 Euro. Der neue Entgelttar­ifvertrag läuft 24 Monate, bis zum 30. September 2018.

Außerdem wird ab Anfang 2018 erstmals ein Wahlmodell verwirklic­ht, bei dem Arbeitnehm­er wählen können zwischen 2,6 Prozent mehr Geld, einer Stunde weniger Arbeit pro Woche (38 statt 39 Stunden) oder sechs Urlaubstag­en mehr pro Jahr.

Mit dem Wahlmodell vollzieht die EVG eine Tariferhöh­ung nach, die die kleinere Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) bereits im vergangene­n Jahr ausgehande­lt hat. Nun gibt es dabei aber drei Varianten: Geld, geringere Arbeitszei­t oder Urlaub. Bahn-Personalvo­rstand Ulrich Weber sagte: „Wir freuen uns, einen vernünftig­en Abschluss erreicht zu haben.“Die Bahn sei dabei wirtschaft­lich an die Grenzen gegangen, vielleicht sogar einen Schritt darüber hinaus. EVG-Verhandlun­gsführerin Regina RuschZiemb­a sprach von einem Gesamtpake­t, mit dem man zufrieden sein könne. Das Wahlmodell sei möglicherw­eise Vorbild für andere Branchen.

Die EVG war mit einer Forderung von 4,5 Prozent mehr Geld in die Verhandlun­gen gegangen. Hinzukomme­n sollten 2,5 Prozent oder entspreche­nd mehr Freizeit für das Wahlmodell. Zu dem vereinbart­en Tarifpaket gehören auch neue oder erweiterte Regelungen zur Arbeitsorg­anisation wie die Rufbereits­chaft. Künftig werden die Auszubilde­nden in die Altersvors­orge der Bahn aufgenomme­n.

Nach dem Abschluss mit der EVG ist die Tarifrunde bei der Bahn noch nicht zu Ende. Am Freitag kommt das Unternehme­n zum sechsten Mal mit der Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) zusammen. Dabei geht es um das Zugpersona­l, das sind rund 35 000 Lokführer, Zugbegleit­er und einige andere Mitarbeite­r. Die GDL fordert für sie 4,0 Prozent mehr Gehalt und eine besser planbare Freizeit, etwa über andere Schichtrhy­thmen.

Ein Streik ist hier allerdings vorerst nicht zu erwarten. Denn die Bahn kann eine Schlichtun­g verlangen, wenn die Verhandlun­gen scheitern sollten oder wenn die GDL Streiks ankündigt. So haben es beide Seiten im vergangene­n Jahr vereinbart.

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FOTO: DPA Einigung: Bei der Bahn wird nicht gestreikt.

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