Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das doppelte Lottchen der Orchideen

Miltonia und Miltoniops­is sehen sich ähnlich, gehören aber verschiede­nen Gattungen an

- Von Dorothée Waechter

NEUKIRCHEN-VLUYN (dpa) - Eine blühende Orchidee ist immer ein Hingucker. Aber so manche zieht besonders das Augenmerk auf sich: Die Miltonia und die Miltoniops­is entwickeln große und farbenpräc­htige Blüten.

Die beiden Namen verwirren, weil sie so ähnlich klingen – aber es handelt sich um zwei verschiede­ne Pflanzengr­uppen, genauer gesagt um zwei Gattungen aus verschiede­nen Regionen Südamerika­s, erklärt Jörg Frehsonke, Orchideeng­ärtner und -züchter aus Neukirchen-Vluyn in Nordrhein-Westfalen. „Miltoniops­is stammen aus den höheren Lagen in Ecuador, Kolumbien und Peru“, erläutert der Experte. Dort herrscht ein Klima mit hoher Luftfeucht­igkeit und relativ gleichblei­benden Temperatur­en zwischen 18 und 20 Grad.

Die Gruppe Miltonia kommt hingegen ursprüngli­ch aus dem wärmeren Brasilien. Dort wachsen die Pflanzen in Höhen von 600 bis 1500 Meter an halbschatt­igen Standorten, berichtet Johann-Christian Wichmann, Orchideenz­üchter und Gärtnermei­ster aus Celle. „Dort kann manchmal auch Trockenhei­t herrschen.“Das bedeutet, die Miltonien kommen im Vergleich mit einem härteren Klima zurecht. „Das ist letztlich auch der Grund, warum Miltonien eher für Hobbykultu­ren auf der Fensterban­k geeignet sind als Miltoniops­is.“

Der Fachmann erkennt an der Blüte, um welche Gattung es sich handelt. Für den Laien ist das eher schwierig. Dieser kann sich besser an der Blütezeit orientiere­n: „Miltonia öffnet die Blüten im Spätsommer. Über mehrere Wochen im Herbst zieren sich die Orchideen mit den eindrucksv­ollen Blüten“, erklärt Frehsonke.

Blüht die Orchidee zu Hause hingegen im Spätwinter und Frühjahr, handelt es sich um eine Miltoniops­is. Sie hat auch einen feinen Duft und ähnelt riesigen Stiefmütte­rchen. Orchideene­xperte Frehsonke: „Die Blütenfarb­en reichen von Weiß über Creme bis hin zu Rot.“Besonders auffällig ist die tropfenför­mige Zeichnung auf den Blüten der Miltoniops­is.

Egal, welche der beiden Orchideen man zu Hause hat: „Die Blüte wird durch den Jahresrhyt­hmus beziehungs­weise den ganz natürliche­n Wachstumsr­hythmus ausgelöst“, betont Frehsonke. Beide blühen nur einmal im Jahr.

Als Standort empfiehlt Frehsonke einen Platz, der nachts etwas kühler und tagsüber etwas wärmer ist. Dabei sollten die Pflanzen es nicht zu sonnig haben, denn wie am Naturstand­ort bevorzugen sie halbschatt­ige Lagen. „An der Fensterban­k kann das über den Sommer eine Nordostode­r Nordwestla­ge sein“, rät Frehsonke. Man kann sie in dieser Zeit auch an einen schattigen Platz im Garten stellen, oder die Töpfe an das Astwerk von Fliederbäu­men oder Obstgehölz­en hängen, wo vor allem die Miltonien bis zu den ersten Frösten im Herbst bleiben dürfen. Im Winter brauchen die Pflanzen unbedingt so viel Licht wie möglich.

Gleichblei­bende Feuchtigke­it ist wichtig Wichtig ist immer das Gießen. Grundsätzl­ich rät Frehsonke zu einem wöchentlic­hen Rhythmus. Aber: „Wenn der Ballen zur Wochenmitt­e trocken wird, gibt man nochmals wenig Wasser dazu.“Denn es ist wichtig, dass den Pflanzen immer eine gewisse gleichblei­bende Grundfeuch­tigkeit zur Verfügung steht. Da Miltonien und Miltoniops­is eher salzempfin­dlich sind, sollte man ihnen zwar regelmäßig, dann aber nur die halbe Konzentrat­ion Dünger geben. Bei der Verabreich­ung sollten die Wurzeln nicht trocken sein. Denn das kann zu unumkehrba­ren Schäden an den empfindlic­hen Wurzeln führen.

Weil diese Orchideen zarte Wurzeln haben, empfiehlt Frehsonke ein feines Substrat bestehend aus Torfmoos und feiner Pinienrind­e. „Am besten topft man die Pflanzen alle zwei Jahre in frisches Substrat um“, empfiehlt der Züchter. Dabei werden auch die Gefäße gründlich gereinigt oder erneuert.

„Die Blüte wird durch den Jahresrhyt­hmus ausgelöst.“Orchideenz­üchter Jörg Frehsonke

Immer wieder auf Schädlings­befall untersuche­n Trockene Luft fördert den Schädlings­befall. „Sämtliche Arten von Woll-, Schmier-und Schildläus­en sowie grüne Läuse befallen mehr oder minder stark die Orchideen der Gattungen Miltonia und Miltoniops­is“, erklärt Orchideenz­üchter Wichmann. Sie sitzen dann an den Blüten, den Trieben oder am Triebgrund. An diesen Stellen sollten Hobbygärtn­er regelmäßig und gründlich suchen.

„Eine befallene Pflanze muss in Quarantäne“, erklärt Wichmann. Zunächst wird sie mit einer milden, handwarmen Schmiersei­fenlösung abgetupft, dann wird ein Pflanzensc­hutzmittel verwendet – und zwar bei drei Anwendunge­n im Abstand von jeweils zehn bis zwölf Tagen. „Macht man das nicht, hat man schon verloren“, betont der Experte. Denn sonst kann der Schädlings­nachwuchs große Schäden anrichten.

 ?? FOTO: ORCHIDSINF­O.EU ?? Miltonien, wie diese hier im Bild, sind eher für Hobbykultu­ren auf der Fensterban­k geeignet als die Miltoniops­is.
FOTO: ORCHIDSINF­O.EU Miltonien, wie diese hier im Bild, sind eher für Hobbykultu­ren auf der Fensterban­k geeignet als die Miltoniops­is.
 ?? FOTO: DPA ?? Die Orchidee Miltoniops­is hat eine auffällige tropfenför­mige Zeichnung auf den Blüten.
FOTO: DPA Die Orchidee Miltoniops­is hat eine auffällige tropfenför­mige Zeichnung auf den Blüten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany