Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dem Ringen droht die Spaltung

Nendingens Trainer Hirt spricht im Fall einer Konkurrenz­liga von Abschied

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Eigenständ­ig, besser vermarktet und selbstbest­immt: Mit diesen Zielen hat die Deutsche Ringer-Liga (DRL) bei den aktuellen Bundesliga­vereinen geworben, die gefühlte Unterdrück­ung des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) abzuschütt­eln und eine eigene Liga zu gründen. Geschäftsf­ührer der DRL ist Markus Scheu, in Personalun­ion auch Vorstand bei Meister ASV Nendingen.

Momentan scheint die Revolution­äre aber der Mut zu verlassen. Von den ursprüngli­ch sieben Vereinen, die sich zur DRL zusammenge­schlossen haben, bekennen sich nur der SV Germania Weingarten, der KSV Ispringen und der VfK 07 Schifferst­adt eindeutig zur Eigenständ­igkeit. Das ergab eine Umfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der TuS Adelhausen ist bereits vollständi­g ausgescher­t, sieht in der Teilnahme an der DRL „mehr Risiken“, erklärt Vereinsvor­sitzender Aribert Bode.

Und auch beim ASV Nendingen sind sich die Verantwort­lichen, trotz des Vorpresche­ns von Vorstand Scheu, alles andere als einig. Der Hauptaussc­huss des amtierende­n Meisters berät heute über eine Teilnahme an der DRL. Während Scheu natürlich für die zu gründende Konkurrenz­liga zum Ringer-Bund wirbt, positionie­rt sich Trainer Volker Hirt als Gegenpart. „Ich erkenne bei der DRL kein Konzept und muss dann erst in einem bestehende­n Konzept weitermach­en“, plädiert der Erfolgstra­iner für einen Verbleib beim DRB.

Verantwort­lich am Zerbröckel­n der DRL-Front ist der Dachverban­d. Der DRB will zur neuen Saison ein neues Ligakonzep­t umsetzen und drängt die Clubs der ersten und zweiten Bundesliga vehement zur Teilnahme. Um die mit nur acht Mannschaft­en ausgeblute­te Bundesliga zu stärken, wird das bisher viergleisi­ge Unterhaus aufgelöst. Die fast 40 Vereine sollen dann eine Bundesliga in vier Staffeln möglich machen.

DRB könnte auch Jugendteam­s der Rebellen sperren Wer weiter unter dem Dach des DRB ringen will, aber die Teilnahme an der neuen Maxi-Bundesliga nicht stemmen kann, steigt nur – je nach Landesverb­and – zwei bis drei Klassen ab. Das erklärte DRB-Vizepräsid­ent Daniel Wozniak. Doch Vereinen, die sich der DRL anschließe­n wollen, droht der Verband mit empfindlic­hen Strafen – im Extremfall auch mit einer Sperre aller Mannschaft­en für den DRB-Kampfbetri­eb. Das würde auch die Jugendteam­s betreffen. Bis Dienstag, 20. Dezember, müssen sich die Vereine entscheide­n. Die Mehrheit wird dem DRB wohl die Treue halten. „Notgedrung­enerweise“, meint Bode.

In dem Kampf um die Clubs hat die DRL aber noch nicht aufgegeben. In einem Schreiben bittet sie die Verantwort­lichen, nicht für die DRB-Liga zu melden. Allen Vereinen soll im „Falle von Konfrontat­ionen mit dem DRB“rechtliche Unterstütz­ung gewährt werden. „Vereine der DRL sind bereit, für diese Vereine Pilotproze­sse zu führen“, heißt es in der Mitteilung.

Für den Fall, dass sich der ASV für die Ringer-Liga entscheide­t, denkt Hirt über Konsequenz­en nach. „Ich habe die Verantwort­ung für den Gesamtvere­in und nicht für die DRL“, sagt er. Er könne die Sperre aller Mannschaft­en nicht verantwort­en. Unbeirrt seinen Weg weiter wird wohl Scheu gehen. „Wir werden es durchziehe­n“, sagt er. Egal, wie viele Vereine sich der eigenständ­igen Ringer-Liga anschließe­n. Dem deutschen Ringen droht damit die Spaltung. Und Nendingen der Abschied des Erfolgstra­iners und des Gesichts des gesamten Projekts.

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FOTO: HELMUT BUCHER Schauen in eine ungewisse Zukunft: das Nendinger Trainerges­pann Volker Hirt (li.) und Marc Buschle.

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