Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mercedes buhlt offenbar um Valtteri Bottas
LONDON (dpa) - Auf der Suche nach einem Nachfolger für Weltmeister Nico Rosberg ist Formel-1-Talent Pascal Wehrlein für Mercedes wohl nur zweite Wahl. Der Branchenführer wirbt offenbar intensiv um den Finnen Valtteri Bottas, hat sich aber bei dessen Arbeitgeber Williams britischen Medien zufolge zunächst eine Absage eingehandelt. MercedesTeamchef Toto Wolff hatte dem Konkurrenten demnach einen massiven Preisnachlass für die Mercedes-Kundenmotoren in Aussicht gestellt, wenn Williams den 27-jährigen Bottas aus seinem gültigen Vertrag freigibt. Die nächste Verhandlungsrunde wird schon in Kürze erwartet.
Für Bottas spricht im Vergleich zum 22 Jahre alten Wehrlein die Erfahrung. Der Finne hat bereits 77 Grand Prix bestritten, schaffte es neunmal aufs Podium. Dagegen hat der gebürtige Sigmaringer Wehrlein gerade erst seine Debütsaison hinter sich. Beim Hinterbänklerteam Manor blitzte das Talent des jüngsten DTM-Champions zwar mehrfach auf, dennoch bezweifelt Mercedes offenbar, dass der im eigenen Haus ausgebildete Wehrlein schon die nötige Reife und Nervenstärke für das Cockpit neben Lewis Hamilton hat.
Bottas hat in seinen vier Formel-1Jahren schon nachgewiesen, dass er es mit den Spitzenpiloten aufnehmen kann. Mercedes hatte als höchste Priorität bei der Fahrersuche genannt, dass der Nachfolger für Rosberg gleichberechtigt mit Hamilton sein soll und beide sich möglichst auf Augenhöhe zu Höchstleistungen treiben. Vorteil Bottas.
Mercedes-Chef Wolff kennt den Finnen besser als fast jeden anderen Piloten, denn er gehört zum Managementteam von Bottas. „Neben der persönlichen Beziehung, bei der er sich als sehr liebenswerter und intelligenter Fahrer erwiesen hat, ist er auch jemand, der sehr, sehr schnell ist“, sagte Wolff unlängst. Zudem pflegt Wolff beste Kontakte zu Williams, war er doch lange Teilhaber beim britischen Traditionsteam.
Wehrlein zu Williams? Daher weiß Wolff auch, dass er Williams schwer in die Bredouille bringt. Bottas ist nach dem Abschied von Felipe Massa als klare Nummer 1 eingeplant und soll den erst 18 Jahre alten kanadischen Neueinsteiger Lance Stroll anleiten. Neben billigeren Motoren könnte Mercedes Williams im Ablösepaket auch Wehrlein anbieten. Der Worndorfer hat noch keinen Vertrag für 2017, will aber unbedingt die nächste Stufe erklimmen. Doch eine Kombination mit dem ebenfalls unerfahrenen Stroll könnte auch Williams zu gewagt sein.
Platzhirsch Hamilton kann die Debatte gelassen verfolgen. Bei einem Gespräch in Wolffs Küche wurden am Wochenende letzte Differenzen wegen Hamiltons Bummelfahrt beim Saisonfinale in Abu Dhabi ausgeräumt. „Wir werden die stärkste Partnerschaft im nächsten Jahr haben, und ich freue mich darauf, wieder um diesen Titel zu kämpfen“, ließ Hamilton danach seine Fangemeinde via Instagram wissen.