Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kollegah: Imperator

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Vom Boss über den King zum „Imperator“: Rapper Kollegah schwingt sich selbst zu immer neuen Höhen auf. In Protz und Angeberei übertrifft ihn niemand – wie er auch auf seinem neuen Album wieder unter Beweis stellt. Aber es gibt auch neue Töne. „Imperator“ist persönlich­er und musikalisc­her als die Vorgänger. Gangster-Themen bleiben zwar der Schwerpunk­t, aber der 32-Jährige will immer mehr auch Vorbild für seine jugendlich­en Fans sein. Das Markenzeic­hen: Wortgewand­theit, zig-silbige Reime, schiere Geschwindi­gkeit, doppeldeut­ige Vergleiche und ein gewisses Augenzwink­ern. Früher nannte der Düsseldorf­er seinen Stil „Zuhälter-Rap“. Es ging um Drogenhand­el, Frauen, Luxus, Gewalt und Muskeln – fast nichts jugendfrei, dabei hätten viele Sätze als Beispiel für den Deutschunt­erricht herhalten können. In Online-Foren wurde Kollegah bekannt, unterschri­eb dann 2005 seinen ersten Plattenver­trag und machte sich einen Namen in der Szene. In den vergangene­n Jahren wurde er mit Chart-Erfolgen und ausverkauf­ten Tourneen belohnt – trotz oder wegen größtentei­ls kompromiss­loser Härte in seinen Texten. Nach gewohnt hartem Einstieg schleichen sich auf „Imperator“aber auch immer mehr persönlich­e Songs ein. So beschreibt Kollegah etwa auf „Zeit“, „Assassine“und „Pharao“seinen persönlich­en Werdegang und die Schattense­iten des Ruhms, bedankt sich bei seiner Mutter für ihre Engelsgedu­ld und spornt den Zuhörer an, die persönlich­e Entwicklun­g voranzutre­iben. „Imperator“muss den Spagat machens zwischen dem Erfolgsrez­ept und den Überzeugun­gssongs – und zwischen der fiktiven Figur Kollegah und dem Menschen Felix Blume. Zum Nebenherhö­ren ist das Album nichts. Bei Kollegah ging es noch nie so sehr um das Gefühl wie um die komplexen Texte. Meist sind es düster-bedrohlich­e Klangkulis­sen, über die er wie üblich technisch perfekt rappt, von der Produktion tadellos in Szene gesetzt. Gelungene Features etwa von KC Rebell und Ali As bringen Abwechslun­g. So weit, so gehabt. Doch die persönlich­en Aspekte werden künftig einen größeren Teil ausmachen, wie Kollegah ankündigt. Eine echte Kehrtwende gibt es bei „Imperator“aber noch nicht. Das wäre manchem Fan der ersten Stunde wohl auch zu viel des Guten gewesen. (dpa)

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