Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trump setzt auf Manager
Exxon-Mobil-Chef Tillerson wird US-Außenminister
NEW YORK (dpa/sz) - Für einen der wichtigsten Posten seiner Regierung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen Öl-Manager mit gutem Draht nach Russland nominiert. Der Vorstandschef des Konzerns Exxon-Mobil, Rex Tillerson (64), soll Außenminister werden, wie Trump nun erklärte. Die Personalie ist heikel: Tillerson ist wegen seiner Verbindungen nach Russland umstritten. Mächtige republikanische Senatoren meldeten ihre Bedenken an. Der Senat muss seine Zustimmung zur Ernennung geben. Trump bezeichnete den Texaner hingegen als einen der erfolgreichsten Unternehmer der Welt.
Das künftige US-Kabinett, aus dessen Besetzung Trump zuletzt ein regelrechtes Spektakel gemacht hatte, nimmt somit konkrete Züge an. Der Wahlsieger setzt stark auf Quereinsteiger: Milliardäre, Ex-Generäle und Manager ohne politische Erfahrung wurden berufen.
WASHINGTON - Auf Wahlkampfbühnen hat sich Donald Trump als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den kühnen Reformer, der den politischen Sumpf in Washington trocken zu legen versprach. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienraster passte. Schließlich forderte Trump die Platzhirsche der „Grand Old Party“mit derselben Verve heraus, mit der er sich mit Hillary Clinton duellierte. Ein Pragmatiker, ideologisch nicht festgelegt – so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überparteilichen Charme vermissen. Es ist die konservativste Ministerriege, die in der jüngeren US-Geschichte aufgestellt wurde.
Der 70 Jahre alte Tycoon hat mehrheitlich ältere, weiße, wertkonservative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchien Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder an der Spitze eines Unternehmens. Erfahrungen im politischen Alltag, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo die Opposition widerspricht, wo im Parlament an Kompromissen zu feilen ist, haben gerade jene kaum aufzuweisen, denen der künftige Staatschef die Schlüsselposten anvertraut.
Was ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekorierte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärische Brille betrachtet. Der Ex-General Michael Flynn, der den Islam einmal pauschal als Krebsgeschwür bezeichnete, wird als Nationaler Sicherheitsberater enormen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik bekommen. Mit John Mattis wird ein Ex-General Verteidigungsminister, mit John Kelly leitet ein weiterer das Heimatschutzministerium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll, um illegalen Einwanderern den Weg zu versperren.
Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Milliardenvermögen besitzen oder zumindest etliche Millionen auf dem Konto haben. Eine ironische Volte angesichts der Vorgeschichte. Der Wahlkampfrebell Trump hat sich als Widerpart der Finanzjongleure geriert, er hat Hillary Clinton als eine Marionette der Wall Street porträtiert, nur um jetzt zentrale Posten an jene Jongleure zu vergeben. Steven Mnuchin, sein designierter Finanzminister, war Investmentbanker bei Goldman Sachs, bevor er in Hollywood ins Filmgeschäft einstieg. Wilbur Ross, der das Handelsministerium leiten soll, hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient.
Dann wäre da noch die Rubrik „Loyale Freunde“, die sich hinter den Kandidaten Trump stellten, als ihm die Parteielite die kalte Schulter zeigte. Jeff Sessions gehört dazu, bislang Senator für Alabama, bald möglicher Justizminister. Scott Pruitt, bis dato Generalstaatsanwalt des ölreichen Bundesstaats Oklahoma, steht für Trumps Wahlversprechen, die Ölbranche von ökologischen Fesseln zu befreien und wieder mehr Kohle zu fördern, statt auf erneuerbare Energiequellen zu setzen. Ausgerechnet Pruitt, der bezweifelt, dass menschliches Verhalten verantwortlich für den Klimawandel ist, soll der Umweltbehörde EPA vorstehen.