Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trump setzt auf Manager

Exxon-Mobil-Chef Tillerson wird US-Außenminis­ter

- Von Frank Herrmann

NEW YORK (dpa/sz) - Für einen der wichtigste­n Posten seiner Regierung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen Öl-Manager mit gutem Draht nach Russland nominiert. Der Vorstandsc­hef des Konzerns Exxon-Mobil, Rex Tillerson (64), soll Außenminis­ter werden, wie Trump nun erklärte. Die Personalie ist heikel: Tillerson ist wegen seiner Verbindung­en nach Russland umstritten. Mächtige republikan­ische Senatoren meldeten ihre Bedenken an. Der Senat muss seine Zustimmung zur Ernennung geben. Trump bezeichnet­e den Texaner hingegen als einen der erfolgreic­hsten Unternehme­r der Welt.

Das künftige US-Kabinett, aus dessen Besetzung Trump zuletzt ein regelrecht­es Spektakel gemacht hatte, nimmt somit konkrete Züge an. Der Wahlsieger setzt stark auf Quereinste­iger: Milliardär­e, Ex-Generäle und Manager ohne politische Erfahrung wurden berufen.

WASHINGTON - Auf Wahlkampfb­ühnen hat sich Donald Trump als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den kühnen Reformer, der den politische­n Sumpf in Washington trocken zu legen versprach. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienra­ster passte. Schließlic­h forderte Trump die Platzhirsc­he der „Grand Old Party“mit derselben Verve heraus, mit der er sich mit Hillary Clinton duellierte. Ein Pragmatike­r, ideologisc­h nicht festgelegt – so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überpartei­lichen Charme vermissen. Es ist die konservati­vste Ministerri­ege, die in der jüngeren US-Geschichte aufgestell­t wurde.

Der 70 Jahre alte Tycoon hat mehrheitli­ch ältere, weiße, wertkonser­vative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchie­n Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder an der Spitze eines Unternehme­ns. Erfahrunge­n im politische­n Alltag, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo die Opposition widerspric­ht, wo im Parlament an Kompromiss­en zu feilen ist, haben gerade jene kaum aufzuweise­n, denen der künftige Staatschef die Schlüsselp­osten anvertraut.

Was ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekori­erte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärisc­he Brille betrachtet. Der Ex-General Michael Flynn, der den Islam einmal pauschal als Krebsgesch­wür bezeichnet­e, wird als Nationaler Sicherheit­sberater enormen Einfluss auf die amerikanis­che Außenpolit­ik bekommen. Mit John Mattis wird ein Ex-General Verteidigu­ngsministe­r, mit John Kelly leitet ein weiterer das Heimatschu­tzminister­ium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll, um illegalen Einwandere­rn den Weg zu versperren.

Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Milliarden­vermögen besitzen oder zumindest etliche Millionen auf dem Konto haben. Eine ironische Volte angesichts der Vorgeschic­hte. Der Wahlkampfr­ebell Trump hat sich als Widerpart der Finanzjong­leure geriert, er hat Hillary Clinton als eine Marionette der Wall Street porträtier­t, nur um jetzt zentrale Posten an jene Jongleure zu vergeben. Steven Mnuchin, sein designiert­er Finanzmini­ster, war Investment­banker bei Goldman Sachs, bevor er in Hollywood ins Filmgeschä­ft einstieg. Wilbur Ross, der das Handelsmin­isterium leiten soll, hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient.

Dann wäre da noch die Rubrik „Loyale Freunde“, die sich hinter den Kandidaten Trump stellten, als ihm die Parteielit­e die kalte Schulter zeigte. Jeff Sessions gehört dazu, bislang Senator für Alabama, bald möglicher Justizmini­ster. Scott Pruitt, bis dato Generalsta­atsanwalt des ölreichen Bundesstaa­ts Oklahoma, steht für Trumps Wahlverspr­echen, die Ölbranche von ökologisch­en Fesseln zu befreien und wieder mehr Kohle zu fördern, statt auf erneuerbar­e Energieque­llen zu setzen. Ausgerechn­et Pruitt, der bezweifelt, dass menschlich­es Verhalten verantwort­lich für den Klimawande­l ist, soll der Umweltbehö­rde EPA vorstehen.

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