Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kalinkas Stiefvater kommt vorzeitig in Freiheit
Strafe gegen 82-jährigen Lindauer wird aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt
MELUN/LINDAU (AFP/dpa) - Neue Wendung im Fall Kalinka: Der in Frankreich wegen des Todes seiner Stieftochter zu einer Haftstrafe verurteilte Arzt Dieter Krombach aus Lindau kommt vorzeitig auf freien Fuß. Ein Gericht in Melun südöstlich von Paris entschied am Montag, die Strafe gegen den 82-Jährigen werde aus medizinischen Gründen „ausgesetzt“.
Krombach war im Dezember 2012 in einem Berufungsverfahren in Frankreich wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft legte allerdings Berufung gegen die Entscheidung ein, wie die Behörde der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der Arzt leidet nach Angaben aus informierten Kreisen unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, die sich lebensbedrohlich verschlimmert.
Die 14-jährige Kalinka war im Juli 1982 tot in ihrem Bett in Krombachs Haus in Lindau gefunden worden. Kalinkas leiblicher Vater André Bamberski ist überzeugt, dass der Stiefvater das Mädchen vergewaltigte und dann tötete, um die Tat zu vertuschen. Die genaue Todesursache ließ sich aber nie nachweisen, Krombach beteuerte stets seine Unschuld.
In Deutschland war Krombach wegen Kalinkas Tod nie vor Gericht gestellt worden. Bamberski ließ ihn deswegen im Herbst 2009 von seinem Wohnort im Landkreis Lindau in die elsässische Stadt Mülhausen verschleppen. Krombach wurde in der Folge in Frankreich der Prozess gemacht, Ende 2011 wurde er erstmals zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bamberski wurde wegen der Verschleppung zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.
Im französischen Radiosender RTL äußerte sich Bamberski entsetzt über die Entscheidung des Gerichts, die Strafe für Krombach auszusetzen. „Ich sehe das als totale Ungerechtigkeit“, sagte er.
In diesem Jahr hatte ein Kinofilm den Fall noch einmal aufgerollt.