Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Optimismus überwiegt
Vollversammlung der IHK: Die meisten Unternehmen blicken positiv in die Zukunft
WEINGARTEN (sz) - Ein ereignisreiches und herausforderndes Jahr 2016 gehe zu Ende und auch im kommenden Jahr werde es keinen Mangel an Aufgaben und Themen geben, sagte Heinrich Grieshaber, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), bei der Wintersitzung der IHK-Vollversammlung in Weingarten. Die Parteienlandschaft in Deutschland sei in Bewegung und es sei offen wie selten zuvor, wohin die Reise nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 gehen werde. Der Berliner Politik scheine in puncto Wirtschaftspolitik der Kompass abhandengekommen zu sein, kritisierte er und mahnte eine längst überfällige Steuerreform an.
Es sei keineswegs selbstverständlich, dass die Wirtschaft so gut laufe wie im Moment, so Grieshaber weiter. Er erhoffe sich von der nächsten Bundesregierung, dass sie wieder ein größeres Augenmerk auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lege. Auch die Umsatzsteuer sollte dringend reformiert werden. „Noch immer werden Tomatensaft und Tomatenketchup unterschiedlich besteuert, und eine Imbissbude muss genau prüfen, ob Kunden die Currywurst dort essen oder sie verpacken lassen. Je nachdem sind 19 oder nur sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig“, so der IHKPräsident.
Zwei Drittel gut aufgestellt Die regionale Konjunktur zeige sich weiterhin weitgehend unbeeindruckt von innen- und außenpolitischen Unsicherheiten, berichtete Bettina Wolf vom Geschäftsbereich Standortpolitik. Laut aktueller Herbst-Konjunkturumfrage der IHK sehen sich immer noch knapp zwei Drittel (59 Prozent) der regionalen Unternehmen gut aufgestellt, 35 Prozent sind zufrieden. Unverändert nur sechs Prozent beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Auch die Erwartungen sind weiterhin überwiegend von Optimismus geprägt: So rechnen ein Drittel der befragten Unternehmen in den kommenden Monaten mit einer besseren Geschäftsentwicklung und 61 Prozent mit gleichbleibenden Verhältnissen. Nur 8 Prozent sind skeptisch, was die weiteren Geschäftsaussichten betrifft.
Auch in Sachen Investitions-und Personalentwicklung überwiegt aktuell der Optimismus: Gleichbleibende Beschäftigungsabsichten vermeldeten 68 Prozent der befragten Unternehmen, steigende 24 Prozent. Von einem gleichbleibenden Investitionsvolumen gehen fast 55 Prozent aus, 26 Prozent wollen sogar mehr investieren. Risiken für die Wirtschaftsentwicklung sähen die befragten Unternehmen vor allem durch den Fachkräftemangel, die hohen Arbeitskosten und die Wirtschaftspolitik.
Industrie und Handel zurückhaltend Vorsichtiger in ihren Erwartungen zeige sich die Industrie, berichtete Wolf bei ihrem Blick in die einzelnen Branchen. Der aktuelle Auftragseingang aus dem Inland lege zwar aktuell zu – genauso wie die Bestellungen aus dem Ausland – und die Unternehmen setzten weiter auf den Export, beurteilen die Weltmarktregionen aber sehr unterschiedlich. Vorsichtig optimistisch zeige sich der Handel. Die Großhändler sähen noch keinen Grund für Pessimismus, würden aber in ihren Erwartungen zurückhaltender. Und der Einzelhandel sehe sich einem immer stärker werdenden und anhaltend intensiven Wettbewerb mit dem OnlineHandel ausgesetzt.
Von einer stabil bleibenden Geschäftslage gehe man der Konjunkturumfrage zufolge im Dienstleistungsbereich aus, so Wolf. Die Erwartungen seien allerdings leicht gesunken. „2016 war ein gutes Jahr“, bestätigte IHK-Präsident Grieshaber, für das Transportgeschäft gebe es aber auch Risiken, beispielsweise bei den Überseetransporten.