Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Gerüste für die Hopfengärt­en

Rund um Tettnang werden gegenwärti­g Pfosten aufgestell­t und Drähte in luftiger Höhe gespannt

- Von Uwe Jauß

TETTNANG - Auf etwa 50 Hektar Grund entstehen gegenwärti­g rund um Tettnang neue Hopfengärt­en. Weitere Anlagen müssen erneuert werden. Dies betrifft weitere zehn Hektar an Fläche. Weshalb gegenwärti­g zwei Arbeitstru­pps unterwegs sind, um die Gerüste für die Hopfenpfla­nzen aufzustell­en. Einer davon wird von Johann Heimpel geleitet. Er kommt aus Apflau und baut dort selber Hopfen an. Den zweiten Trupp führt Hubert Kling an.

Heimpels Leute sind diese Woche bei Schwarzenb­ach tätig. Die Arbeit für den Gerüstbau ist nicht zu unterschät­zen. Erst kürzlich hat es im bayerische­n Hopfenanba­ugebiet Hallertau einen tödlichen Unfall gegeben. Ein weiterer Arbeiter wurde schwer verletzt. Heimpel hat davon gehört. Er und seine Leute hätten aber bisher Glück gehabt: „Ich mache das bald 50 Jahre lang. Bisher ist nichts Ernsthafte­s passiert.“

Sofern spezielle Geräte benötigt werden, stammen sie vom örtlichen Maschinenr­ing. Als Mindeststä­rke für einen Trupp gibt Heimpel vier Mann an. Zwei Traktoren sollten vorhanden sein. Ebenso zwei Hopfenkanz­eln, eine Art Hebebühne.

Erst müssen bis zu zwölf Meter hohe Masten aufgestell­t werden. Die Männer machen dies mit einem Bagger. Heutzutage sind die Masten aus Beton oder Eisen. „Holz wie früher können wir nicht mehr nehmen“, berichtet Heimpel. Der Grund: Die zugelassen­en Holzschutz­mittel würden im Gegensatz zur Vergangenh­eit nicht mehr so gut konservier­en.

Stehen die Pfosten, werden oben Drähte gespannt. Für den Laien sieht dies später wie ein weitmaschi­ges Netz aus. Die Arbeit geschieht von einer Hopfenkanz­el aus, die auf etwa acht Meter Höhe hochgefahr­en wird. „Üblicherwe­ise brauchen wir rund vier Tage für einen Hektar“, sagt Heimpel. Für den Bau eines Hopfengart­ens kommt aber noch die Arbeitszei­t des Bauern hinzu. Er muss etwa Bodenanker für das Abspannen der Anlage anbringen. Zwei bis drei Tage gehen dafür ins Land. Kostenpunk­t für das ganze Unterfange­n: Heimpel nennt als grobe Summe 20 000 bis 25 000 Euro pro Hektar.

Dass gegenwärti­g so viele neue Hopfengerü­ste errichtet werden, ist ungewöhnli­ch. In manchen Jahren, erzählt Heimpel, werde überhaupt nichts bebaut. Momentan herrscht jedoch eine große Nachfrage nach Tettnanger Hopfen. Die Geschäftse­ntwicklung sieht rosig aus. Es wird investiert. Auch bei Neuanlagen der Hopfengärt­en sind die Pflanzen bereits im Boden. Das heißt: Die erste Ernte ist in der folgenden Saison möglich. Steht das Gerüst für den Hopfengart­en erst einmal, darf der Besitzer für lange Zeit durchatmen: „Mit den Beton- oder Eisenpfost­en kann es schon 50 Jahre lang halten“, schätzt Heimpel.

Im Normalfall fängt der Gerüstbau nach der Apfelernte an. Viele Hopfenbaue­rn haben den Obstanbau als weiteres Standbein. Und weil die Arbeiter aus ihren Reihen kommen, muss abgewartet werden, bis das Saisongesc­häft nachlässt. Der Gerüstbau wird dann durchgezog­en, bis alle Vorhaben erledigt sind.

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FOTO: UWE JAUSS Michael Hilbrand steuert den Traktor, während Valentin Baumann von der Hopfenkanz­el aus Drähte an den Pfosten befestigt. Beide gehören zum Arbeitstru­pp von Johann Heimpel.

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