Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erneuter Zwist in der Schulpolit­ik

Informatik­unterricht ab Klasse sieben soll vorerst nur an Gymnasien kommen

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - Der Informatik­unterricht ab Klasse sieben soll zunächst nur an Gymnasien eingeführt werden. Entspreche­nde Pläne bestätigte Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch. Sehr zum Ärger ihrer grünen Regierungs­partner: Deren Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Schwarz forderte die Ministerin auf, sich an den Koalitions­vertrag und andere Absprachen zu halten. Die Grünen fürchten, die Ministerin wolle Gemeinscha­ftsschulen benachteil­igen.

STUTTGART - Es kriselt, und das bereits zum wiederholt­en Male: CDUKultusm­inisterin Susanne Eisenmann hat den grünen Koalitions­partner mit Plänen zum Informatik­unterricht verärgert. Eisenmann will das Fach ab dem Schuljahr 2017/18 nur an Gymnasien ab Klasse sieben einführen. Eigentlich sollte dies aber für alle Schularten gelten.

In den vergangene­n Tagen hatte die Ministerin einen dreiseitig­en Brief erhalten. Der Absender: Andreas Schwarz, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Landtag. Darin äußert sich Schwarz verärgert über Äußerungen der CDU-Ministerin. Diese seien „schädlich“und verunsiche­rten Lehrer, Schüler, Unternehme­n und Kommunen. „Ziel der Landesregi­erung muss es sein, für Ordnung, Klarheit und Verlässlic­hkeit an Schulen zu sorgen. Auch darum bitten wir Sie“, schreibt Schwarz.

Erneute Verstimmun­g Eisenmann hatte in der vergangene­n Woche auf einer Schulleite­rtagung in Freiburg verkündet, dass der noch von der alten grün-roten Landesregi­erung angestoßen­e Ausbau des Informatik­unterricht­s jetzt zunächst nur für Gymnasien komme.

Die Grünen halten das für eine Benachteil­igung der übrigen Schulforme­n – und wittern darin einen weiteren Versuch, die von der CDU ungeliebte­n Gemeinscha­ftsschulen zu schwächen. Schon im Herbst hatte es Verstimmun­gen gegeben, als die neue Kultusmini­sterin öffentlich Sparpläne verkündet hatte – und unter anderem grüne Herzensanl­iegen wie die Inklusion und den Ausbau der Ganztagssc­hulen stoppen wollte.

Eisenmann verteidigt­e ihr Vorhaben zum Informatik­unterricht am Mittwoch. Grund dafür sei allein die Tatsache, dass sie für das kommende Schuljahr weniger Geld aus dem Landeshaus­halt bekomme als beantragt. Eigentlich waren für das Informatik­projekt 160 neue Deputate vorgesehen, Eisenmann bekam aber nur Geld für 60. Deshalb könne der Unterricht nun nur an einer Schulart überall im Land eingeführt werden. „Die Entscheidu­ng, dies an Gymnasien zu tun, ist eine rein inhaltlich­e. Keine Schulart wird bevorzugt“, sagte Eisenmann am Mittwoch.

An Gymnasien sei Informatik­unterricht aber in der Oberstufe in den Bildungspl­änen vorgeschri­eben. Deshalb müssten Grundlagen dort bereits früh vermittelt werden. Sie werde weiter um mehr Geld kämpfen, um in den kommenden Schuljahre­n an allen Schulen ab der siebten Klasse Informatik­unterricht anbieten zu können, so die Ministerin.

Die Unstimmigk­eiten zwischen Eisenmann und den Grünen waren am Dienstag durch einen Bericht des „Mannheimer Morgen“bekannt geworden. Daraufhin zogen sich Eisenmann und Schwarz am Mittwoch im Landtag mehr als 30 Minuten zu einem Vieraugeng­espräch zurück.

Schwarz betonte danach, im Grundsatz sei man sich einig: Alle Schüler bräuchten früh den Informatik­unterricht. „Wir müssen aber jetzt klären, wann das flächendec­kend an allen Schularten kommt.“Darüber wolle man nun weiterrede­n – es sei keinesfall­s in Stein gemeißelt, dass zuerst nur Gymnasien profitiert­en. Eisenmann hält das für gesetzt.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) muss im kommenden Schuljahr mit weniger Geld auskommen.

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