Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trotz Ärger mit Bauern: Neubaugebiet in Schmalegg kommt langsam voran
Nach fünf Jahren Planung macht der Bebauungsplan Brachwiese III nun doch Fortschritte
RAVENSBURG - Fünf Jahre lang plant die Stadt Ravensburg jetzt schon an einem Neubaugebiet in Schmalegg: Brachwiese III soll auf sieben Hektar etwa 200 Menschen eine neue Heimat bieten. Das Problem: Die benachbarten Bauern fürchten Beschwerden der künftigen Anwohner. Vor allem ein Obstbauer, der darauf angewiesen ist, zehn bis 15 Mal im Jahr auch nachts zu spritzen, was relativ laut ist. Deshalb hat der Gemeinderat den Bauherren jetzt passive Lärmschutzmaßnahmen vorgeschrieben.
90 Wohneinheiten sind geplant Auf den 40 Grundstücken im ersten Bauabschnitt sollen 90 Wohneinheiten – verteilt auf 27 Einfamilienhäuser, fünf Doppelhäuser, vier Kettenund vier Mehrfamilienhäuser – entstehen. Einen ursprünglich geplanten zweiten Bauabschnitt wird es laut Baubürgermeister Dirk Bastin vorerst nicht geben. Zumindest so lange nicht, wie der benachbarte Obstbaubetrieb existiert.
Um den Sorgen des Landwirts Rechnung zu tragen, hat die Stadtverwaltung zudem ein Schallschutzgutachten in Auftrag gegeben. Dabei kam heraus: Aktive Lärmschutzmaßnahmen wie eine Schallschutzmauer würden an der betreffenden Stelle nichts bringen. „Sie würde am tiefsten Punkt stehen, das Gelände der Obstplantage dahinter ist aber ansteigend“, erklärt Bastin. Die Mauer müsste – sollte sie einen Nutzen haben – also so hoch sein, dass sich die neuen Bewohner wie in Hinzistobel vorkämen. Zudem wäre eine solch hohe Wand auch unverhältnismäßig teuer „und müsste von denen bezahlt werden, die danach nicht mehr rausgucken können“, so Bastin.
Deshalb schreibt die Stadt jetzt passive Lärmschutzmaßnahmen vor. Alle Fenster und Türen, die in Richtung Plantage liegen, müssen entsprechend geschützt werden. Als Beispiele nannte Bastin Dreifachstatt Doppelverglasung und besonders verstärkte Wände.
Der sogenannte Auslegungsbeschluss wurde am Montagabend im Gemeinderat bei einer Gegenstimme (Joachim Arnegger, Freie Wähler) verabschiedet. Jetzt können die Anlieger (auch der Landwirt) Bedenken anmelden, bevor voraussichtlich im April der Satzungsbeschluss fällt und im Sommer die Erschließung beginnt – nach über fünf Jahren Verfahrensdauer. „An dem Fall sieht man, wie komplex Bauleitplanung geworden ist“, meint Baubürgermeister Bastin. Es gebe bundesweit auch noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung, welche Belange in einem solchen Fall wichtiger wiegen, die der Landwirtschaft oder die der Gemeinde, die neuen Wohnraum schaffen will.
Ursprünglich sollte das Neubaugebiet „Brachwiese III“nicht nur deutlich größer ausfallen, sondern auch weiter westlich liegen. Die Viehhaltung auf einem anderen Bauernhof im angrenzenden Trutzenweiler hatte jedoch schon einmal dazu geführt, dass die Planung geändert wurde – damit die künftigen Neubürger sich, wenn der Wind entsprechend weht, nicht über den Geruch der Rinder ärgern.