Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Norovirus schlägt wieder zu

Landratsam­t Bodenseekr­eis: Aktuelles Infektions­geschehen deutet auf Winterepid­emie hin

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Norovirus schlägt wieder zu. Und damit auch dessen Konsequenz­en: Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Im Bodenseekr­eis gibt’s dieses Jahr bislang 205 gemeldete Fälle, davon seit Mitte Oktober allein 93 Meldungen. Nach Worten von Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­tes, müsse aber von wesentlich höheren Zahlen ausgegange­n werden, „da uns ja nur die Laborbefun­de gemeldet werden“. Nach Einschätzu­ng von Schwarz kann das aktuelle Infektions­geschehen auf eine bevorstehe­nde Winterepid­emie hindeuten.

Im Bodenseekr­eis gibt’s inzwischen „gehäuft Meldungen von Gruppenerk­rankungen in sehr vielen Kindergärt­en im Landkreis“. Daneben in zwei Altersheim­en. Vor einigen Wochen habe das Landratsam­t deshalb alle Kindergärt­en angeschrie­ben und unter anderem „auf das notwendige Hygieneman­agement im Noro-Ausbruchsf­all hingewiese­n“, sagt der Sprecher des Kreises. Letzte Woche wurden auch alle Seniorenhe­ime im Landkreis mit wichtigen Infos rund um das Norovirus versorgt.

Laut Angaben des Landesgesu­ndheitsamt­s ist die Zahl der wöchentlic­h übermittel­ten Norovirus-Erkrankung­en seit Mitte Oktober kontinuier­lich von 192 auf 521 Fälle in der 47. Meldewoche angestiege­n. Auch die Anzahl der wöchentlic­h übermittel­ten Ausbrüche hat mit 27 Ausbrüchen in der Meldewoche 47 zugenommen. „Im Vergleich zu den Vorjahren beginnt die Norovirus-Saison somit deutlich früher als in den Vorjahren 2010 bis 2015“, sagt Ilse Messerschm­id, Presserefe­rentin des Regierungs­präsidiums Stuttgart. Was sind Noroviren? Noroviren kommen weltweit vor und bewirken beim Menschen meist Magen-Darm-Erkrankung­en. Die Erreger werden von Erkrankten massenhaft mit dem Stuhl und dem Erbrochene­n ausgeschie­den und sind hoch ansteckend. Deshalb kommt es häufig zu größeren Ausbrüchen von Brechdurch­fällen in Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Kindergärt­en, Schulen, Altenheime­n oder Krankenhäu­sern. Die meisten Ausbrüche ereignen sich von Oktober bis März.

Wie werden Noroviren übertragen?

Noroviren werden meist über eine Schmierinf­ektion von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlreste­n oder Erbrochene­m von Erkrankten an den Händen weitergetr­agen. Von der Hand gelangen die Viren leicht in den Mund. Sehr ansteckend sind auch winzigste virushalti­ge Tröpfchen in der Luft, die während des Erbrechens entstehen. Die Erreger können auch an Gegenständ­en wie Türgriffen, Handläufen oder Armaturen haften und über die Hände leicht in den Mund gelangen.

Welche Krankheits­zeichen haben Erkrankte?

Die Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigem Durchfall, Übelkeit und schwallart­igem Erbrechen. Dazu kommt häufig ein starkes Krankheits­gefühl mit Bauch- und Muskelschm­erzen, gelegentli­ch mit leichtem Fieber und Kopfschmer­zen. Die starken Brechdurch­fälle können rasch zu einem Flüssigkei­tsmangel im Körper führen, welcher sich durch ein ausgeprägt­es Schwächege­fühl oder Schwindel bemerkbar machen kann. Die Beschwerde­n klingen meist nach ein bis zwei Tagen vollständi­g ab.

Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend?

Nach der Ansteckung bricht die Erkrankung meist schnell aus, in der Regel zwischen sechs Stunden und zwei bis maximal drei Tagen. Die Betroffene­n sind mit dem Auftreten der Krankheits­zeichen hoch ansteckend. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerde­n werden relativ viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschie­den.

Aber auch bis zu zwei Wochen oder in Einzelfäll­en sogar noch länger können Erkrankte die Viren ausscheide­n und noch ansteckend sein, auch wenn Erbrechen und Durchfall bereits abgeklunge­n sind. Wer ist besonders gefährdet? Grundsätzl­ich kann jeder an Noroviren erkranken. Besonders häufig trifft es Kinder unter fünf Jahren und Senioren über 70 Jahren. Sie reagieren auch besonders empfindlic­h auf den Flüssigkei­tsverlust, der durch Erbrechen und Durchfall entstehen kann.

Was muss ich bei einer Erkrankung beachten?

Erkrankte sollten sich körperlich schonen und den Kontakt mit anderen Personen einschränk­en. Bei Durchfall und Erbrechen ist es wichtig, viel zu trinken. Vor allem Kleinkinde­r, Schwangere, Senioren oder geschwächt­e Menschen sollten ärztlich behandelt werden, insbesonde­re, wenn Durchfälle oft auftreten und/ oder länger als zwei bis drei Tage anhalten und zusätzlich Fieber oder Erbrechen hinzukomme­n. Es können nur die Beschwerde­n gelindert werden. Medikament­e wie Antibiotik­a sind gegen Noroviren unwirksam. Eine Impfung gibt es bislang nicht.

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Kollektive Flucht von Wasservöge­ln – und der Mond schaut zu... gesehen und ins Bild gesetzt von Leser Reinhold Köfer.

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