Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Norovirus schlägt wieder zu
Landratsamt Bodenseekreis: Aktuelles Infektionsgeschehen deutet auf Winterepidemie hin
FRIEDRICHSHAFEN - Der Norovirus schlägt wieder zu. Und damit auch dessen Konsequenzen: Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Im Bodenseekreis gibt’s dieses Jahr bislang 205 gemeldete Fälle, davon seit Mitte Oktober allein 93 Meldungen. Nach Worten von Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes, müsse aber von wesentlich höheren Zahlen ausgegangen werden, „da uns ja nur die Laborbefunde gemeldet werden“. Nach Einschätzung von Schwarz kann das aktuelle Infektionsgeschehen auf eine bevorstehende Winterepidemie hindeuten.
Im Bodenseekreis gibt’s inzwischen „gehäuft Meldungen von Gruppenerkrankungen in sehr vielen Kindergärten im Landkreis“. Daneben in zwei Altersheimen. Vor einigen Wochen habe das Landratsamt deshalb alle Kindergärten angeschrieben und unter anderem „auf das notwendige Hygienemanagement im Noro-Ausbruchsfall hingewiesen“, sagt der Sprecher des Kreises. Letzte Woche wurden auch alle Seniorenheime im Landkreis mit wichtigen Infos rund um das Norovirus versorgt.
Laut Angaben des Landesgesundheitsamts ist die Zahl der wöchentlich übermittelten Norovirus-Erkrankungen seit Mitte Oktober kontinuierlich von 192 auf 521 Fälle in der 47. Meldewoche angestiegen. Auch die Anzahl der wöchentlich übermittelten Ausbrüche hat mit 27 Ausbrüchen in der Meldewoche 47 zugenommen. „Im Vergleich zu den Vorjahren beginnt die Norovirus-Saison somit deutlich früher als in den Vorjahren 2010 bis 2015“, sagt Ilse Messerschmid, Pressereferentin des Regierungspräsidiums Stuttgart. Was sind Noroviren? Noroviren kommen weltweit vor und bewirken beim Menschen meist Magen-Darm-Erkrankungen. Die Erreger werden von Erkrankten massenhaft mit dem Stuhl und dem Erbrochenen ausgeschieden und sind hoch ansteckend. Deshalb kommt es häufig zu größeren Ausbrüchen von Brechdurchfällen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Altenheimen oder Krankenhäusern. Die meisten Ausbrüche ereignen sich von Oktober bis März.
Wie werden Noroviren übertragen?
Noroviren werden meist über eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlresten oder Erbrochenem von Erkrankten an den Händen weitergetragen. Von der Hand gelangen die Viren leicht in den Mund. Sehr ansteckend sind auch winzigste virushaltige Tröpfchen in der Luft, die während des Erbrechens entstehen. Die Erreger können auch an Gegenständen wie Türgriffen, Handläufen oder Armaturen haften und über die Hände leicht in den Mund gelangen.
Welche Krankheitszeichen haben Erkrankte?
Die Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigem Durchfall, Übelkeit und schwallartigem Erbrechen. Dazu kommt häufig ein starkes Krankheitsgefühl mit Bauch- und Muskelschmerzen, gelegentlich mit leichtem Fieber und Kopfschmerzen. Die starken Brechdurchfälle können rasch zu einem Flüssigkeitsmangel im Körper führen, welcher sich durch ein ausgeprägtes Schwächegefühl oder Schwindel bemerkbar machen kann. Die Beschwerden klingen meist nach ein bis zwei Tagen vollständig ab.
Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend?
Nach der Ansteckung bricht die Erkrankung meist schnell aus, in der Regel zwischen sechs Stunden und zwei bis maximal drei Tagen. Die Betroffenen sind mit dem Auftreten der Krankheitszeichen hoch ansteckend. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerden werden relativ viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden.
Aber auch bis zu zwei Wochen oder in Einzelfällen sogar noch länger können Erkrankte die Viren ausscheiden und noch ansteckend sein, auch wenn Erbrechen und Durchfall bereits abgeklungen sind. Wer ist besonders gefährdet? Grundsätzlich kann jeder an Noroviren erkranken. Besonders häufig trifft es Kinder unter fünf Jahren und Senioren über 70 Jahren. Sie reagieren auch besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust, der durch Erbrechen und Durchfall entstehen kann.
Was muss ich bei einer Erkrankung beachten?
Erkrankte sollten sich körperlich schonen und den Kontakt mit anderen Personen einschränken. Bei Durchfall und Erbrechen ist es wichtig, viel zu trinken. Vor allem Kleinkinder, Schwangere, Senioren oder geschwächte Menschen sollten ärztlich behandelt werden, insbesondere, wenn Durchfälle oft auftreten und/ oder länger als zwei bis drei Tage anhalten und zusätzlich Fieber oder Erbrechen hinzukommen. Es können nur die Beschwerden gelindert werden. Medikamente wie Antibiotika sind gegen Noroviren unwirksam. Eine Impfung gibt es bislang nicht.