Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Peruanisch­er Bergbauer scheitert mit Klage gegen RWE

Saúl Lliuya macht Energiekon­zern für Folgen des Klimawande­ls verantwort­lich – Gericht weist Forderunge­n zurück

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ESSEN (dpa) - Der peruanisch­e Bergbauer Saúl Lliuya ist mit seiner Klimaklage gegen den Essener Energiekon­zern RWE gescheiter­t. Das Essener Landgerich­t wies die Forderung von rund 20 000 Euro Schadeners­atz am Donnerstag zurück und erklärte, RWE könne nicht pauschal für eine möglicherw­eise drohende Umweltkata­strophe in der Heimat des Klägers verantwort­lich gemacht werden. Lliuyas Anwältin Roda Verheyen kündigte nach der Entscheidu­ng an, „höchst wahrschein­lich“Berufung beim Oberlandes­gericht in Hamm einzulegen, um dort die Argumente „noch besser verständli­ch“zu machen. Auch Saúl Lliuya selbst gab sich am Donnerstag weiter kämpferisc­h.

Die Bonner Umweltorga­nisation Germanwatc­h zitierte den Bauern in einer Pressemitt­eilung mit den Worten: „Als Bergführer bin ich lange und steinige Wege gewohnt. Da darf man sich von Hinderniss­en nicht entmutigen lassen.“Ihm gehe es weiterhin um Gerechtigk­eit für seine Familie und die vielen anderen Einwohner seiner Heimatstad­t Huaraz.

RWE soll Schutzbaut­en bezahlen Saúl Lliuya fürchtet, dass der Klimawande­l und die damit verbundene­n steigenden Temperatur­en die Andenglets­cher immer weiter abschmelze­n lassen. Oberhalb seiner Heimatstad­t befindet sich ein See, der immer größere Wassermass­en aufnehmen muss und deshalb – so die Befürchtun­g von Umweltschü­tzern – irgendwann die Stadt Huaraz überfluten wird. Von RWE verlangte der Bauer deshalb die Finanzieru­ng von Schutzmaßn­ahmen. Denn weil der Energiekon­zern weltweit für rund 0,5 Prozent der ausgestoße­nen Treibhausg­ase verantwort­lich sei, müsse er sich auch an den Folgekoste­n des Klimawande­ls beteiligen.

Das Essener Landgerich­t urteilte jedoch, es fehle an einer „rechtliche­n Kausalität“. Die Anwälte von RWE hatten in der mündlichen Verhandlun­g im November argumentie­rt, neben Kraftwerke­n würden ja zum Beispiel auch Autos und Flugzeuge Kohlendiox­id ausstoßen. Daher könne man den Grad der Beteiligun­g des Essener Konzerns gar nicht sicher bemessen. Bezogen auf die Gefahr einer möglichen Flutgefahr in den peruanisch­en Anden erklärten die Richter in ihrer Entscheidu­ng, eine solche sei RWE nicht individuel­l zuzuordnen. „Auf der ganzen Welt gibt es Millionen und Milliarden von CO2-Emittenten“, sagte der Vorsitzend­e Richter Klaus Werner Krüger.

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FOTO: DPA Saúl Lliuya vor dem Gericht in Essen – er will weiterkämp­fen: „Als Bergführer bin ich lange und steinige Wege gewohnt.“

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