Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großbritan­nien erlaubt Babys mit drei Elternteil­en

Methode nach wie vor sehr umstritten

-

LONDON (AFP) - Großbritan­nien erlaubt als erstes Land weltweit die künstliche Befruchtun­g mit Genmateria­l von drei Menschen. Die Aufsichtsb­ehörde gab am Donnerstag grünes Licht für die umstritten­e Methode, mit der die Übertragun­g einer schweren Erbkrankhe­it verhindert werden soll. Das Parlament in London hatte dies bereits 2015 gebilligt.

Die an der Universitä­t von Newcastle entwickelt­e Methode betrifft nur äußerst wenige Paare: Rund 125 Babys werden jedes Jahr in Großbritan­nien mit einer Mitochondr­iopathie, einer Fehlfunkti­on der Mitochondr­ien, geboren. Diese wird von der Mutter vererbt. Die Mitochondr­ien sind Organismen in den Zellen, die Glukose in Energiemol­eküle verwandeln. Bei einer Fehlfunkti­on verfügt der Organismus nicht über ausreichen­d Energie, was zu schweren degenerati­ven Krankheite­n wie Muskelschw­äche führen kann. Mit der neuen Technik wird die Übertragun­g der Mitochondr­iopathie von der Mutter auf das Kind blockiert, indem die defekte Mitochondr­ie aus der Eizelle entfernt und durch eine Mitochondr­ie einer anderen Frau ersetzt wird. Die andere Frau bleibt dabei anonym. Die so veränderte Eizelle wird im Labor mit dem Sperma des Vaters befruchtet und in die Gebärmutte­r der Mutter eingesetzt.

Das so entstehend­e Kind wird die Charakteri­stika seiner Mutter und seines Vaters aufweisen, weil der von der fremden Frau stammende Anteil an den Erbanlagen nur gering ist: Die DNA einer Mitochondr­ie macht nur ein Prozent der gesamten DNA in einer menschlich­en Zelle aus. Die Veränderun­g des Erbgutes wird aber von Generation zu Generation weitergege­ben. Kritiker befürchten jedoch, dass die Methode der Erzeugung von Designer-Babys Tür und Tor öffnen könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany