Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bürger werden zu spät gefragt

- Von Bernd Adler

Wenn die öffentlich­e Hand in Ravensburg ein großes Vorhaben plant, oftmals ein Bauprojekt, dann läuft das in der Regel so: Die Behörden stellen Voruntersu­chungen an, veranlasse­n Erhebungen, binden Gutachter ein. Irgendwann kommen Architekte­n hinzu, die Pläne entwerfen, die dann wiederum von den zuständige­n politische­n Gremien zunächst kritisch beäugt und dann zumeist zustimmend zur Kenntnis genommen werden.

An diesem Punkt angelangt, wird es kitzelig. Denn jetzt, wo alle richtungsw­eisenden Entscheidu­ngen gefallen sind, muss das Großprojek­t möglichst schonend den direkt betroffene­n Anwohnern beigebrach­t werden. Um sich nicht dem Vorwurf stellen zu müssen, man treffe wegweisend­e Entscheidu­ngen hinter verschloss­enen Türen, hat die öffentlich­e Hand das Instrument der Bürgerinfo­rmation erfunden.

Diese Veranstalt­ungen laufen stets nach demselben Muster ab: Eine ganze Schar Behördenve­rtreter und Fachplaner stellt das Projekt vor, um sich dann den Bedenken, den Wünschen und der Kritik der Betroffene­n zu stellen. An dieser Stelle wird von öffentlich­er Seite stets das Prozesshaf­te des Vorhabens betont, dass man ganz am Anfang stehe und alles noch im Fluss sei. Mantraarti­g wird wiederholt, wie dankbar die Verwaltung sei für die Anregungen der Bürgerscha­ft, die man sehr ernst nehme und selbstrede­nd in die Planungen einfließen lasse.

Ist diese Veranstalt­ung überstande­n, kann das Großprojek­t wie geplant realisiert werden. Die direkt betroffene­n Bürger waren ja beteiligt. Oder etwa nicht?

b.adler@schwaebisc­he.de

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