Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürger werden zu spät gefragt
Wenn die öffentliche Hand in Ravensburg ein großes Vorhaben plant, oftmals ein Bauprojekt, dann läuft das in der Regel so: Die Behörden stellen Voruntersuchungen an, veranlassen Erhebungen, binden Gutachter ein. Irgendwann kommen Architekten hinzu, die Pläne entwerfen, die dann wiederum von den zuständigen politischen Gremien zunächst kritisch beäugt und dann zumeist zustimmend zur Kenntnis genommen werden.
An diesem Punkt angelangt, wird es kitzelig. Denn jetzt, wo alle richtungsweisenden Entscheidungen gefallen sind, muss das Großprojekt möglichst schonend den direkt betroffenen Anwohnern beigebracht werden. Um sich nicht dem Vorwurf stellen zu müssen, man treffe wegweisende Entscheidungen hinter verschlossenen Türen, hat die öffentliche Hand das Instrument der Bürgerinformation erfunden.
Diese Veranstaltungen laufen stets nach demselben Muster ab: Eine ganze Schar Behördenvertreter und Fachplaner stellt das Projekt vor, um sich dann den Bedenken, den Wünschen und der Kritik der Betroffenen zu stellen. An dieser Stelle wird von öffentlicher Seite stets das Prozesshafte des Vorhabens betont, dass man ganz am Anfang stehe und alles noch im Fluss sei. Mantraartig wird wiederholt, wie dankbar die Verwaltung sei für die Anregungen der Bürgerschaft, die man sehr ernst nehme und selbstredend in die Planungen einfließen lasse.
Ist diese Veranstaltung überstanden, kann das Großprojekt wie geplant realisiert werden. Die direkt betroffenen Bürger waren ja beteiligt. Oder etwa nicht?
b.adler@schwaebische.de