Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sänger erreichen die Herzen der Zuhörer
Seit zehn Jahren ist das Konzert der PH Weingarten in der Liebfrauenkirche ein Brauch
RAVENSBURG - Die Hochschulchöre und vier Solisten unter der Leitung von Martin Küssner haben sich am Mittwochabend in die Herzen der Zuhörer musiziert. Das Konzert unter dem Motto „Mache dich auf, werde Licht!“haben Jörg Turowsky am Klavier sowie Elisabeth Sekul an der Orgel begleitet und unterstützt.
Martin Küssner, Instrumentallehrer der Pädagogischen Hochschule Weingarten, erarbeitete das Programm mit den beiden Chören, dem Hochschulchor und dem Kammerchor der PH Weingarten, in nur acht Wochen, betonte Udo Rüdinger. Als Vertreter der „Freunde der Kirchenmusik in Liebfrauen“begrüßte er die Gäste auch auf Syrisch. Die Musizierenden sind Studenten, Absolventen, Ehemalige oder Lehrende der PH. Mit seiner fetzigen Solotrompete stürmte Philipp Neher, Student im Fach Musik an der PH, mutig voran. In Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Concerto D-Dur nach Antonio Vivaldi, BWV 972, war Martin Küssner an der großen Orgel. Dem Allegro folgte ein getragenes Larghetto.
Aus der Sammlung „Carols of the world” sang der Kammerchor, vor dem Altar aufgestellt, Weihnachtslieder aus Großbritannien, Dänemark, Schweden, Frankreich, Italien und von der Nordküste Südamerikas. Sanft, mit vollkommen rundem Klang, trugen die jugendlichen Stimmen die Lieder vor, selbst beglückt und zärtlich bewegt von der nächtlichen Botschaft. Moderne Harmonien brachten Orgelchoral und Chorsatz des französischen Tonsetzers Naji Hakim (*1955). Bei Jehan Alain (1911 – 1940) gipfelte die „Noël Nouvelet“in ein kräftiges Halleluja. Mit dem weiten Schwung des Spirituals erklang „De Virgin Mary had a baby boy” vom Trinidader Malcolm Sargent (1895 – 1967) und endete mit strahlendem Akkord.
Von der Empore herab boten Solisten und Hochschulchor eine Folge von Marien- und Lobliedern. „Die Friedeker Mutter Gottes“aus dem Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“vom tschechischen Komponisten Leos Janácek (1854 – 1928) hat Martin Küssner für Violine und Orgel transkribiert. Einfühlsam spielten David Hegenauer an der Violine und Organist Küssner das süße und wilde kleine Stück. Das „Mariä Wiegenlied” von Max Reger (1873 – 1916) sang Ingeborg Kempter (Sopran) mit aufrichtigem Empfinden. Frei stiegen die Töne in die Höhe und ruhten im dunklen Timbre.
Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) versteht es zu Herzen zu gehen. Bei seinem „Prière“, op. 158 b, bezauberte Violinist David Hegenauer. Sein „Ave Maria“sang der Hochschulchor ergreifend. Jugendlich frisch und leicht, mit warmen Tiefen, leuchtenden Höhen trug der Chor Lieder von John Rutter (geb. 1945) und Zsolt Gárdonyi (*1946) vor, kraftvoll den kleinen Lob-Psalm 150 von César Franck (1822 – 1890) und den Chor aus dem Oratorium „Paulus”, ob. 36, von Felix Mendelssohn (1809 – 1847): „Wie lieblich sind die Boten, die den Frieden verkündigen.“Bei dem zweiten MendelssohnChor mündete die kunstvoll vielstimmige Fuge in das inbrünstiges Rufen: „Mache dich auf, werde Licht.“Nach dem Applaus erwartete das froh gestimmte Publikum eine leuchtende Vollmondnacht.