Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rechtsauße­n

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Nicht nur die israelisch­e Siedlerlob­by hat Grund zum Jubeln. Dass Donald Trump seinen Berater David Friedman (Foto: dpa) zum künftigem US-Botschafte­r in Israel ernannt hat, trifft ihren Geschmack. Der Mann findet an der Siedlungse­xpansion im Westjordan­land nichts auszusetze­n. Ein US-Präsident Trump werde Israel „nicht diktieren, wo es bauen kann und wo nicht“, verkündet Friedman, nebenbei Kolumnist beim Siedler-Sender „Arutz Scheva“. Das stößt in der Regierung Benjamin Netanjahu auf Beifall. Mit Friedman wähnen sich die Ultranatio­nalisten um Naftali Bennett einer Annexion der Siedler-Gebiete näher.

Damit wäre das Zwei-StaatenMod­ell zur Lösung der PalästinaF­rage endgültig vom Tisch. Eine radikale Kehrtwende der amerikanis­chen Nahost-Politik bahnt sich an. Dafür steht Friedman, der politisch im Lager rechtsauße­n von Netanjahu verortet wird und der bislang als Chef einer Organisati­on amerikanis­cher SiedlerFre­unde dafür sorgte, dass viel Geld in jüdische Projekte in den besetzten Gebieten floss.

Bereits im US-Wahlkampf hatte der 57-jährige Anwalt, der fließend hebräisch spricht, unter in Israel lebenden amerikanis­chen Juden für Trump geworben. Denn der werde eine jahrzehnte­alte Kongressen­tscheidung umsetzen und den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem anordnen. Bislang war dieser Beschluss stets vertagt worden, da auch die Palästinen­ser den von Israel annektiert­en Ostteil als ihre Hauptstadt beanspruch­en. Nahezu alle ausländisc­hen Botschafte­n befinden sich deshalb in Tel Aviv. Sollten Beamte des US-Außenminis­teriums Einwände erheben, werde Trump, so sein Adlatus Friedman, sagen: „You are fired“– „Sie sind gefeuert.“In einer Erklärung wurde Friedman mit den Worten zitiert, er werde sich für Frieden einsetzen und freue sich darauf, „dies von der USBotschaf­t in Israels ewiger Hauptstadt Jerusalem zu tun“.

Alarmiert reagierte die jüdische US-Organisati­on J-Street. Diese Wahl widersprec­he „allen Werten“, so Jeremy Ben-Ami, „die der US-Israel-Beziehung zugrunde liegen“. Inge Günther

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FOTO: DPA Neuer US-Botschafte­r in Israel: David Friedman.

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