Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Weihnachts­fluchbezwi­nger

Die Ulmer Basketball­er gewinnen in München mit 87:79 – Ohlbrecht verletzt sich schwer

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Langsam muss man sich wirklich fragen, wie und wann diese fast schon unheimlich­e Siegesseri­e der Ulmer Basketball­er enden soll. 15 Spiele, 15 Siege, darunter auch der Triumph gegen Abomeister Bamberg und gestern auch noch dieser Coup in München. Nach dem 87:79 (41:40) beim FC Bayern bleiben die Basketball­er von Ratiopharm Ulm Tabellenfü­hrer der BBL. Gewinnen sie am Freitag auch noch die nächste Partie gegen Göttingen, hätten sie eine perfekte Hinrunde gespielt.

Nicht erst seit dem gestrigen Coup scheint dies eine recht machbare Aufgabe. Ganz nebenbei bezwang die Mannschaft von Trainer Thorsten Leibenath auch noch ihren veritablen Münchner Weihnachts­fluch. Zum fünften Mal hintereina­nder mussten die Ulmer gestern rund um Weihnachte­n im Audi-Dome antreten. Nun gewannen, ach was: triumphier­ten sie zum ersten Mal.

Und das, obwohl sie ohne Spielmache­r und Sympathiet­räger Per Günther hatten antreten müssen und im zweiten Viertel auch noch Center Tim Ohlbrecht mit einer mutmaßlich schwereren Verletzung verloren. Günther konnte wegen Nackenprob­lemen nicht mitmachen, verfolgte das Spiel von der Bank. „Es war ein sehr intensives Spiel. Die Mannschaft hat einige Situatione­n bewältifge­n müssen und hat diese in absolut beeindruck­ender Weise bewältigt“, sagte Trainer Thorsten Leibenath, der sich wünschte, dass „die Mannschaft stolz ist auf ihre Leistung“.

Morgan überragt Nach fünf Minuten gingen die Ulmer zum ersten Mal in Führung, Raymar Morgan, der Topscorer, traf mit seinen ersten Punkten des Spiels zum 11:9. Am Ende sollte Morgan 21 Punkte gesammelt haben, mal wieder der Bestwert aller auf dem Parkett. Und ist Ulm einmal in Führung, gibt es diese so leicht nicht mehr her. Einen Dreier und einen schnellen Angriff später war die Führung schon recht komfortabe­l. Bayerns Trainer Sasa Djordjevic nahm, ziemlich angesäuert, viereinhal­b Minuten vor Ende des ersten Viertels seine erste Auszeit. „Meine Spieler sind nicht mit dem guten körperlich­en Spiel der Ulmer zurecht gekommen“, sagte er später. Die Bayern kamen zwar noch einmal ran, das Viertel endete aber mit einer Vierpunkte­führung Ulms: 25:21.

Im zweiten Viertel ging es noch robuster zu, in der 14. Minute glichen die Münchner zum 27:27 aus, unmittelba­r danach krümmte sich Ohlbrecht mit Schmerzen am Boden und hielt sich das Knie. Gestützt von zwei Kollegen humpelte er, ohne mit dem rechten Fuß auftreten zu können, vom Feld. Die Ulmer schienen völlig geschockt, es vergingen ein paar Minuten ganz ohne Korberfolg. Ulm verlor den Faden, in der 16. Minute gingen die Bayern wieder in Führung, die sie auf sieben Punkte ausbauen konnten. Es blieb die einzige kritische Phase im Spiel des Tabellenfü­hrers, zur Halbzeit führte Ulm hauchdünn mit 41:40.

Es blieb knapp, es blieb rassig, es wurde zum Thriller. Uli Hoeneß, der als Präsident des FC Bayern München schon vor seiner Haftzeit das Basketball­projekt maßgeblich angeschobe­n hatte und gestern natürlich auch live mitfiebert­e, lehnte sich immer wieder nach vorne, um ganz genau hinschauen zu können. Für den Club-Patriarche­n war es ja auch das Duell seines Teams gegen die Mannschaft aus seiner Geburtssta­dt; der junge Hoeneß spielte in der Ulmer Stadtschül­ermannscha­ft.

Von ihren Courtplätz­en mussten die Münchner Honoratior­en auch miterleben, dass die zahlreich mitgereist­en Ulmer Fans mindestens genauso laut waren wie der Bayernanha­ng – und das ganz ohne Klatschpap­pen; der Zum-Nägelkauen-Spielverla­uf tat sein Übriges: 59:58 für Ulm zum Ende des dritten Viertels. Fünf Minuten vor Schluss zogen die Schwaben dann davon. Bayern versuchte es mit einer Auszeit, Trainer Djordjevic wechselte einige Spieler aus, machte die Spielenden zur Schnecke, versuchte es mit aufmuntern­den Schreien – vergebens. Gegen diese Ulmer hilft alles Brüllen nichts.

Beste Werfer: Lucic (18), Kleber (15), Barthel (10) für München. – Morgan (21), Babb (16), Rubit (14), Butler (13) für Ulm. – Zuschauer: 6700.

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FOTO: DPA Auch in dieser Szene heißt es Punkte für die Gäste: Da’Sean Butler trifft, Bayerns Maximilian Kleber (Nr. 42) fliegt ins Leere.

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