Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lastwagen verliert giftige Chemikalie
Über 200 Liter Bronopol sind am Mittwoch ausgelaufen – Bodensee ist laut Behörden nicht in Gefahr
LINDAU (jule) - Mehr als 200 Liter der Chemikalie Bronopol sind am Mittwochabend gegen 17 Uhr aus einem Lastwagen in der Ladestraße in Lindau ausgelaufen. Die Chemikalie gilt als giftig, explosiv und ätzend. Die Feuerwehr hat den flüssigen Stoff mit Sand gebunden. Zwei Menschen, die direkt damit in Berührung gekommen sind, wurden von Einsatzkräften des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) behandelt.
Der Lastwagen stand auf einer Rampe der Spedition Schenker. Der Behälter mit dem Bronopol, der laut Schenker nach Nürnberg transportiert werden sollte, ist wahrscheinlich beim Verladen kaputt gegangen. Dadurch sind aus dem Tausend-Liter-Behältnis laut Polizei rund 250 Liter der Chemikalie ausgelaufen. „Wir haben den Rest von 700 Litern gesichert“, sagt Feuerwehrkommandant Robert Kainz am Einsatzort.
Zwei Männer – vermutlich Fahrer und Beifahrer des Lastwagens, die beim Verladen direkt mit der giftigen Chemikalie in Berührung gekommen waren – wurden noch am Abend vom BRK behandelt. Aus einem Haus, das sich direkt an der Unfallstelle befindet, wurden laut Kainz vier Personen evakuiert. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand laut Polizei nicht.
„Der Stoff ist giftig. Er ist zum Beispiel Bestandteil von einigen Reinigern“, sagt Alexander Heckel, technischer Landesleiter der Wasserwacht Hessen, der über die Feiertage beim BRK Lindau aushilft. Allerdings könne man von Glück reden, dass der Stoff in flüssigem Zustand ausgelaufen und schnell gebunden worden sei. „Denn gefährlich ist es vor allem, wenn man den Dampf einatmet“, sagt Heckel. Bronopol wurde ursprünglich als Konservierungsmittel für Arzneimittel verwendet.
Für den Bodensee ist die Chemikalie laut Kainz nicht gefährlich: „Die Menge, die in die Kanalisation gelangt ist, ist sehr gering.“Eine Beeinträchtigung der Umwelt haben Mitarbeiter des Landratsamtes und des Wasserwirtschaftsamtes nicht festgestellt.
Am Mittwochabend waren die Feuerwehren aus Lindau und Weiler, das BRK, die Polizei, Wasserwacht, THW, UG ÖEL, sowie Mitarbeiter des Landratsamts im Einsatz. Sie haben die Gefahrenstelle weiträumig abgesperrt.
Die Ladestraße verläuft im Stadtteil Lindau-Reutin direkt an Ufer des Bodensees entlang. Es handelt sich um den als Naturschutzgebiet eingestuften Bereich des Reutiner Ufers, der als Rückzugsraum für Wasservögel bekannt ist.