Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Entsetzen über den Anschlag in Istanbul

Angreifer tötet in der Silvestern­acht Dutzende Menschen in einem Club – Merkel kondoliert

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ISTANBUL (dpa/KNA) - Bei einem Terroransc­hlag auf eine Silvesterp­arty in einem Club in der türkischen Millionenm­etropole Istanbul sind nach Regierungs­angaben mindestens 39 Menschen getötet und 65 verletzt worden. Mindestens ein bewaffnete­r Angreifer drang kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den bekannten Club „Reina“am Bosporusuf­er ein und schoss um sich. Die Nachrichte­nagentur DHA berichtete, zu diesem Zeitpunkt seien 700 bis 800 Menschen in der Edeldisco gewesen.

Auch Stunden nach dem Angriff war der Verbleib des Angreifers oder der Angreifer – eine Augenzeugi­n sprach von zwei Tätern – unklar. Ministerpr­äsident Binali Yildirim sagte, die Behörden arbeiteten mit Hochdruck daran, die Identität des Täters festzustel­len. Er dementiert­e Berichte, wonach der Angreifer ein Weihnachts­mannkostüm getragen habe: „Das ist nicht wahr.“Zur Bluttat, die weltweit mit Entsetzen aufgenomme­n wurde, bekannte sich zunächst niemand.

Der Papst verurteilt­e die Tat und rief zur Bekämpfung von Terrorismu­s auf. „Leider hat die Gewalt auch in der Nacht der Glückwünsc­he und Hoffnungen zugeschlag­en, mit einem schweren Attentat in Istanbul“, sagte er am Neujahrsta­g beim Angelus-Gebet auf dem Petersplat­z. „Ich bitte Gott um die Unterstütz­ung aller Menschen guten Willens, die mutig die Ärmel hochkrempe­ln, um das Krebsgesch­wür des Terrorismu­s anzugehen.“

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) kondoliert­e am Sonntag dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan: „Wieder haben Terroriste­n in Ihrem Land zugeschlag­en. In Istanbul haben sie einen menschenve­rachtenden, hinterhält­igen Anschlag auf Menschen verübt, die gemeinsam den Jahreswech­sel feiern wollten.“Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: „Wir verurteile­n die Tat und jede Form des Terrorismu­s in aller Schärfe. Wir stehen in diesen schweren Stunden an der Seite der Türkei.“

Erdogan selbst kündigte an, weiter entschloss­en gegen den Terrorismu­s zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um „die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleis­ten“. Ziel der Terroriste­n sei es, „Chaos“zu stiften. Wie die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu berichtete, handelt es sich bei den Toten um 25 Männer und 14 Frauen. Von bislang 35 identifizi­erten Todesopfer­n sind demnach elf türkische Staatsange­hörige, die anderen 24 Ausländer verschiede­ner Nationalit­äten. Unter den Opfern sollen sich Menschen aus Saudi-Arabien, Marokko, dem Libanon, Libyen, Tunesien, Frankreich, Israel und Indien befinden. Der Zeitung „Hürriyet“zufolge waren am Silvestert­ag acht Kämpfer der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Ankara festgenomm­en worden, die einen Anschlag in der Nacht geplant haben sollen. Türkische Truppen sind derzeit in Nordsyrien in heftige Gefechte mit dem IS verwickelt. Nach dem türkischen Einmarsch im August hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen.

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FOTO: DPA Trauer am Sonntag in Istanbul: Familienan­gehörige und Freunde am Sarg eines Opfers des Anschlags in der Silvestern­acht im Istanbuler Edelclub „Reina“.

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