Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zahl der Wohngeldem­pfänger steigt

Dennoch wissen viele nicht, dass ihnen die Sozialleis­tung eigentlich zusteht.

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG/WEINGARTEN Nachdem der Bund das Wohngeld zum 1. Januar 2016 erhöhte, hat die Zahl der Empfänger in Ravensburg und Weingarten deutlich zugenommen. Dennoch haben weniger Haushalte als erwartet einen Antrag gestellt. Häufig aus Unwissenhe­it.

Rund 2000 Haushalte in Ravensburg beziehen nach Auskunft der Stadtverwa­ltung Wohngeld, in Weingarten sind es 211. In der Welfenstad­t nahm die Zahl der Wohngeldem­pfänger seit der Reform, die seit dem 1. Januar 2016 umgesetzt wird, um 29 Prozent zu. In Ravensburg verdoppelt­e sie sich. Die Wohngeldre­form ist nach Aussage des Bundesmini­steriums für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit „eine deutliche Verbesseru­ng für viele Menschen, die ein geringes Erwerbsein­kommen oder eine geringe Rente haben“. Seit der letzten Wohngeldre­form 2009 haben sich die Kosten für Kaltmieten wie auch die Nebenkoste­n vielerorts stark erhöht. Die Reform will durch erhöhte Sätze dieser Entwicklun­g Rechnung tragen.

Die Bundesregi­erung erwartete vor einem Jahr, dass durch die Reform – die staatliche­n Leistungen wurden um rund 39 Prozent erhöht – 320 000 weitere Haushalte in den Genuss von Wohngeld kommen. Dieser Effekt ist aber ausgeblieb­en. Alfred Oswald, Sprecher der Ravensburg­er Stadtverwa­ltung: „Viele Menschen wissen nicht, dass sie inzwischen Ansprüche haben – oder sie machen sie wegen des Aufwandes, der aber sehr klein ist im Vergleich zu anderen Sozialleis­tungen, nicht geltend. Problem für uns ist die Erreichbar­keit der Betroffene­n, die oft keine Zeitung haben. Auch gab es wenig Öffentlich­keitsarbei­t seitens der dafür zuständige­n übergeordn­eten Stellen.“In Bezug auf die Entwicklun­g in Ravensburg sagt Oswald: „Die Zahl hat sich zwar verdoppelt, aber es wurden mehr Fälle erwartet. Bei den meisten Fällen handelt es sich um einen Wechsel aus der Sozialhilf­e zum Wohngeld.“

Bettina Scriba, stellvertr­etende Pressespre­cherin der Stadt Weingarten, ergänzt: „Auch in Weingarten haben weniger Haushalte als erwartet Wohngeld beantragt. Eine Erklärung

Alfred Oswald, Pressespre­cher der Stadt Ravensburg

für diese Situation haben wir nicht.“In beiden Städten des Mittleren Schussenta­ls handelt es sich bei den meisten Empfängern um Rentner, erst danach folgen Familien. In Weingarten lag das durchschni­ttlich ausgezahlt­e Wohngeld im Jahr 2016 bei 212 Euro im Monat, in Ravensburg bei 180 Euro.

„Viele Menschen wissen nicht, dass sie inzwischen Ansprüche haben.“

Auf der Internetse­ite des Bundesmini­steriums für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit gibt es einen Wohngeldre­chner, mit dessen Hilfe jeder feststelle­n kann, ob er einen Anspruch auf diese staatliche Leistung hat (www.bmub.bund.de). Nähere Informatio­nen zum Thema Wohngeld gibt es auch beim Ravensburg­er Amt für Soziales und Familie, Telefon 0751/82-524, 82-361 oder 82-236 sowie in Weingarten unter Telefon 0751/405-188.

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ARCHIVFOTO: DPA

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