Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tunesien verschärft Vorgehen gegen Islamisten

Rückkehrer aus Kampfgebie­ten sollen verhaftet werden

- Von Ralph Schulze

MADRID - Kurswechse­l in Tunesien: Nach heftiger Kritik, dass nicht entschloss­en gegen Terrorverd­ächtige vorgegange­n wird, kündigte die Regierung von Youssef Chahed ein hartes Vorgehen an. Chahed erklärte im Fernsehen, dass alle tunesische­n Fundamenta­listen, die aufseiten der Terrormili­z IS gekämpft haben, bei ihrer Rückkehr festgenomm­en und vor Gericht gestellt werden sollen.

Tunesien gilt neben Saudi-Arabien als jenes Land, aus dem die meisten ausländisc­hen IS-Kämpfer in den Kriegsgebi­eten im Irak, in Syrien und Libyen stammen. Auch der Weihnachts­markt-Attentäter von Berlin, Anis Amri, kam aus Tunesien.

Die Sicherheit­sbehörden verfügen laut Chahed über Listen von tunesische­n Staatsange­hörigen, die den Terror-Organisati­onen angehörten. „Wir kennen jeden Einzelnen von ihnen und haben alle Daten über sie“, sagte der Ministerpr­äsident.

Westliche Regierunge­n hatten in der Vergangenh­eit beklagt, dass Tunesien wie auch andere Staaten die Abschiebun­g von Terrorverd­ächtigen aus Europa blockieren – vermutlich wegen der Sorge, dass die Rückkehrer Anschläge verüben könnten.

Auch Amri stand in Deutschlan­d auf der Abschiebel­iste. Die Abschiebun­g war aber nicht möglich, weil Tunesien offenbar bestritt, dass es sich bei dem Mann um einen Tunesier handelte und nicht die für die Rückführun­g notwendige­n Papiere ausstellte. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte daraufhin gefordert, dass Tunesien Staatsbürg­er, die aus Europa abgeschobe­n werden sollen, schneller zurücknehm­en müsse.

Youssef Chahed bemühte sich derweil, das Problem der tunesische­n Islamisten im Ausland herunterzu­spielen: Die in der Öffentlich­keit kursierend­en Zahlen seien „übertriebe­n“. Er bezifferte die Anzahl der tunesische­n Isis-Kämpfer nun auf knapp 3000.

Newspapers in German

Newspapers from Germany