Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Silvesterpartys unter Polizeischutz
„Friedlich“und „verhalten“haben die Deutschen das neue Jahr begrüßt
KÖLN/BERLIN/STUTTGART (dpa) Ohne größere Zwischenfälle wurde in den deutschen Städten die Silvesternacht gefeiert und das neue Jahr begrüßt. Massive Polizeipräsenz und starke Sicherheitsvorkehrungen prägten die Partys auf den Plätzen und in den Straßen.
Köln erlebte eine Silvesternacht, wie sie die Stadt noch nicht gesehen hat. Tausende Sicherheitskräfte wurden aufgeboten, um ein Chaos wie vor einem Jahr zu verhindern. Eine Licht-Show sollte die schockierenden Bilder von damals irgendwie vergessen machen. Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich vorab zuversichtlich, dass von Köln in dieser Silvesternacht eine friedliche Botschaft ausgehen werde. Die Wörter der Lichtinstallation zeigten: „Köln ist eine Stadt, die für Mitmenschlichkeit und Geschwisterlichkeit steht.“
Polizei setzt Nordafrikaner fest Allein in der Kölner Innenstadt waren rund 1500 Beamte eingesetzt, die vermehrt Personalien kontrollierten. Eine erste Zwischenbilanz von Polizei und Stadt in der Nacht fiel verhalten positiv aus. Am Hauptbahnhof setzten Polizisten mehrere Hundert verdächtige Männer fest, vornehmlich nordafrikanischer Herkunft. Weitere 300 Personen wurden am Deutzer Bahnhof aus einem Zug geholt und überprüft.
In Berlin wurde die Partymeile am Brandenburger Tor zur Sicherheitszone hinter Betonsperren. Rund 1500 Polizisten und 600 Ordner sorgten nach Angaben der Veranstalter für Sicherheit. Die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule war mit Zäunen, Betonblöcken und Fahrzeugen abgeriegelt worden. Besucher wurden streng kontrolliert, Feuerwerkskörper und andere gefährliche Gegenstände waren verboten. Polizisten waren auch mit Maschinengewehren im Einsatz. Trotz des Terroranschlags auf dem Weihnachtsmarkt vor rund zwei Wochen sind viele Besucher aus der ganzen Welt nach Berlin gekommen, um ins neue Jahr zu feiern. Der Veranstalter spricht von Hunderttausenden. Abends warteten so viele Besucher an den Kontrollen, dass Eingänge geschlossen werden mussten. Die große Mehrheit der Besucher habe ausgelassen und friedlich gefeiert, erklärte der Einsatzleiter der Polizei, Andreas Sydow, nach dem Ende der Silvesterfeier. Vereinzelt seien Frauen auf der Festmeile sexuell belästigt worden, diesen Fällen werde nachgegangen.
Auch die Menschen im Südwesten haben gut beschützt ins neue Jahr gefeiert. Allein in Stuttgart waren nach Angaben des Innenministeriums 500 Beamte zusätzlich unterwegs. In zwei mobilen Wachen in Zelten standen den Feiernden etwa am Schlossplatz speziell geschulte Einsatzkräfte als Ansprechpartner zur Verfügung, die laut einer Mitteilung auch sehr gern aufgesucht wurden. Die Bundespolizei bezog Posten im Hauptbahnhof, das THW leuchtete Teile der Innenstadt aus. Auch in Karlsruhe, Freiburg, Mannheim und Konstanz waren die Einsatzkräfte verstärkt worden. Aus Sicht von Polizei und Feuerwehr verlief die Silvesternacht verhältnismäßig ruhig, größere Zwischenfälle blieben aus. Ein Sprecher der Karlsruher Polizei fasste am Morgen zusammen: „Viele Brände durch verirrte Raketen und Scharmützel wegen zu viel Alkohols – insgesamt war dieses Silvester aber ein verhaltenes Ereignis.“Bei unsachgemäßem Umgang mit Feuerwerk zogen sich einige Feiernde leichte Verbrennungen zu, schwerer verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand.
Wegen eisiger Temperaturen und dichten Nebels, der die Sicht auf das Feuerwerk vielerorts einschränkte, zählte die Polizei weniger Zuschauer des Feuerwerks auf öffentlichen Plätzen als erwartet. „Die Witterung hat so manchen dazu veranlasst, seine Raketen lieber vor dem eigenen Haus zu zünden“, sagte ein Sprecher der Heilbronner Polizei. Nach Einschätzung der Freiburger Verkehrs AG nutzten im Vergleich zum Vorjahr auch in der Breisgaustadt dieses Silvester deutlich weniger Menschen die Stadtbahnen.
Betonblöcke am Prachtboulevard Auch im Ausland gab es häufig strenge Sicherheitsvorkehrungen – etwa in Paris. Mit einem Feuerwerk am Prachtboulevard Champs-Élysées feierten die Menschen das neue Jahr. Wegen der Terrorgefahr hatten die Behörden Zufahrten mit Betonblöcken oder Fahrzeugen versperrt. Auch in Italien war man vorsichtig, nachdem vor wenigen Tagen nahe Mailand der mutmaßliche Attentäter von Berlin erschossen wurde. In Rom und anderen großen Städten des Landes galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Unter anderem galt in Turin, Bologna und Venedig ein Böllerverbot.
Pünktlich zum Glockenschlag des Big Ben um Mitternacht begrüßten die Londoner das neue Jahr mit einem Feuerwerk und viel Musik – unter anderem von Pop-Größen wie Prince, David Bowie und George Michael, die 2016 gestorben sind.