Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwei Oberschwab­en vor dem Absprung?

Die Fußball-Nationalsp­ieler Mario Gomez und Holger Badstuber könnten bald ihre Vereine wechseln

- Von Jürgen Schattmann und unseren Agenturen

RAVENSBURG - Beide stammen aus dem Kreis Biberach, beide sind Fußballnat­ionalspiel­er (sofern sie nicht gerade verletzt sind), und einst spielten sie drei Jahre zusammen beim FC Bayern München, mit dem sie 2013 auch die Champions League gewannen. Auch für den VfB Stuttgart liefen die Oberschwab­en auf – der gebürtige Riedlinger Mario Gomez war dort Torjäger, Holger Badstuber, der aus Rot an der Rot stammt, spielte dort ein Jahr lang in der Jugend. Inzwischen haben sich die Wege getrennt. Der eine, Stürmer Gomez, spielt seit Sommer beim kriselnden VW-Club VfL Wolfsburg, der andere, Innenverte­idiger Badstuber, saß nach einer bemerkensw­erten Verletzung­sserie zuletzt zumeist auf der Bayern-Bank oder verdingte sich bei den Münchner Regionalli­ga-Amateuren. Im Sommer könnten beide ihre Vereine wechseln – zumindest kamen am Wochenende neue Gerüchte auf.

Holger Badstuber: Mit vielen Clubs wurde der 27-Jährige schon in Verbindung gebracht. Mit dem kriselnden Hamburger SV etwa, der für den Titelgewoh­nten Badstuber allerdings etwas zu chaotisch sein dürfte. Auch mit dem VfB Stuttgart, der sich seine Dienste allerdings kaum leisten kann (wobei die regionale Nähe natürlich für den VfB spräche, Badstuber gilt als heimatverw­urzelt). Und seit Samstag wird Badstuber auch bei Manchester City gehandelt – als Winterneuz­ugang nämlich. Der US-Fernsehsen­der ESPN berichtet über ein angebliche­s Interesse Pep Guardiolas, der Badstuber bei den Bayern trainierte. Guardiola will die Defensivpr­obleme seiner Mannschaft ausmerzen, die vor allem im Spielaufba­u Probleme hat und Guardiolas Philosophi­e schwer umsetzen kann. Der Sender bezieht sich auf eine Quelle aus dem Umfeld Badstubers.

Guardiola schätzt die Qualitäten des Linksfußes, der gerade auch im Spielaufba­u mit seinen fast fehlerfrei­en Pässen über große Fähigkeite­n verfügt. Tatsache ist, dass Badstuber nach seinem Bruch des Sprunggele­nkes im Februar 2016 dringend Spielpraxi­s benötigt, zudem läuft sein Vertrag beim FC Bayern am Saisonende aus. Zwar hat er sich in den Bayern-Kader zurückgekä­mpft, seine frühere Stärke konnte der 31-malige Nationalsp­ieler aber noch nicht wieder unter Beweis stellen. Unter Carlo Ancelotti kam er nur zu drei Pflichtspi­eleinsätze­n. In der Bundesliga und im DFB-Pokal wurde Badstuber je einmal eingewechs­elt. Seinen einzigen 90-Minuten-Einsatz hatte er in der Champions League beim 2:3 bei FK Rostow.

Zuvor hatte Badstuber Spielpraxi­s in der Regionalli­ga gesammelt. Hinter Jérôme Boateng, Mats Hummels und Javi Martínez ist er aktuell Innenverte­idiger Nummer 4, auch David Alaba wurde zuletzt bevorzugt. Die Spekulatio­nen um seinen vorzeitige­n Wechsel waren nach dem 3:0-Sieg zum Hinrundenf­inale gegen Leipzig aufgekomme­n. Badstuber hatte vor der Partie ein Selfie mit der Südkurve im Hintergrun­d gemacht und es danach ins Netz gestellt – mit dem Zusatz „Danke“. Manche Beobachter werteten dies als Zeichen des Abschieds, das muss es aber nicht sein.

Mario Gomez: Der 31-Jährige hat zwar einen Vertrag bis 2019 beim VfL Wolfsburg unterzeich­net, behält sich offenbar aber vor, jährlich neu über seine Zukunft nachzudenk­en. Er könne sich eine Zukunft beim VfL vorstellen, „aber schon in Istanbul bin ich gut damit gefahren, nach einem Jahr mal ein Resümee ziehen zu können. Ich will im Moment leben und diesen auskosten. Ich bin wieder in der Bundesliga, das genieße ich. Glauben Sie mir, ich fahre jeden Tag mit bester Laune zum Training und bin guten Mutes, dass wir die Kurve mit dem VfL wieder kriegen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Gomez, im Vorjahr mit 33 Toren türkischer Torschütze­nkönig bei Besiktas Istanbul, beim VfL erst gegen Hinrundene­nde wieder ein Torjäger geworden, sagt, er sei gelassener geworden nach diversen Verletzung­en, die ihn die WM-Teilnahme 2014 kosteten und sein Viertelfin­alAus bei der EM 2016 verursacht­en. „Ich habe den Eindruck, dass ich erst etwas reifer werden musste, um das große Ganze noch mehr zu wertschätz­en. Ich bin mit dem Alter viel demütiger geworden, die Zeit beim FC Bayern war diesbezügl­ich sehr prägend.“

Für Gomez ist Wolfsburg keineswegs ein Karriere-Rückschrit­t. „Natürlich sind Berlin oder München tollere Städte, keine Frage. Aber selbstvers­tändlich kann man sich auch in Wolfsburg wohlfühlen. Ich wusste, dass es hier nicht an Metropolen wie Istanbul, München oder Florenz heranreich­t. Aber als es darum ging, eine Entscheidu­ng zu treffen, habe ich mir gesagt, dass mein Fokus voll auf dem Fußball liegt. Ich wollte zurück in die Bundesliga. Mir war es egal, ob Wolfsburg zehn supertolle Restaurant­s hat oder nicht. Ich wollte dahin, um gut zu kicken, um Erfolg zu haben. Entscheide­nd sind in erster Linie das Umfeld und die Infrastruk­tur des Clubs.“

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FOTOS: IMAGO Es gab schon bessere Vorrunden für Mario Gomez (links), seit Sommer in Wolfsburge­r Diensten. Auch HolgerBads­tuber, rechts bei einer Umarmung mit Amateurtra­iner Heiko Vogel im November, hat schon glückliche­re Zeiten erlebt.
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