Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf die Ulmer wartet ein Überflieger
In der Zwischenrunde des Eurocups geht es für die Ulmer Basketballer unter anderem gegen Khimki Moskau
ULM - Da können die Verantwortlichen von Ratiopharm Ulm sich noch so sehr im Understatement üben, wer eine gesamte Hinrunde in der Basketball-Bundesliga nicht verliert, muss damit leben, plötzlich als Favorit bezeichnet zu werden. „Ulm ist sicher ein Mitfavorit um den Titel“, sagte etwa Bayern Münchens Trainer Sasa Djordjevic am zweiten Weihnachtsfeiertag, nachdem die Ulmer Korbjäger seine Mannschaft mit 87:79 geschlagen hatten. Am Freitag gewannen die Spieler von Trainer Thorsten Leibenath dann noch mit 89:65 gegen Göttingen – der 100. Sieg im 144. Pflichtspiel in der Ratiopharm Arena.
Am Donnerstag steht das 145. Spiel im Neu-Ulmer Hexenkessel an, es geht wieder gegen Bayern, doch in einem anderen Wettbewerb, in der Zwischenrunde des Eurocups. Auch da sind die Ulmer Stammgäste, zum vierten Mal seit der ersten Teilnahme 2012 gehören Leibenaths Jungs zu den besten 16 Mannschaften im zweitbesten europäischen Wettbewerb. Doch dieses Jahr soll in der Zwischenrunde nicht einmal Schluss sein – glaubt zumindest Andrea Trinchieri, der Trainer des deutschen Abomeisters Brose Bamberg. Nach seiner Einschätzung gehört Ulm sogar zu den Mannschaften, die den Eurocup gewinnen kann.
Wie gesagt, die Einschätzung der Ulmer Verantwortlichen ist deutlich defensiver. Sportchef Thomas Stoll hält es schon für „sensationell“, dass die Mannschaft sich in den Top-16 des Eurocups etabliert hat – zumal in dieser Saison wegen des Streits zwischen der Euroleague, die die gleichnamige Königsklasse und den Eurocup ausrichtet, und dem Basketballverband FIBA, der die sportlich unbedeutendere Champions League und den Europe Cup veranstaltet, viele traditionelle Euroleaguestarter für den Eurocup gemeldet haben. In der Zwischenrunde warten also Topmannschaften auf die Ulmer.
Bayern München: Ein aus vielen Duellen in der Bundesliga und im internationalen Wettbewerb bekannter Gegner. In der vergangenen Saison gewannen die Ulmer ihr Heimspiel im Eurocup mit 74:65 und verloren in München mit 69:83.
Lietkabelis Panevezys: Der Eurocup-Neuling aus dem Norden von Litauen setzt vorwiegend auf einheimische Spieler und ist der Außenseiter in der ZwischenrundenGruppe F. Einer von nur zwei Ausländern in der Mannschaft der 100 000-Einwohner-Stadt ist der Amerikaner Lorenzo Williams, der seine Profikarriere vor neun Jahren in Weißenhorn begonnen hat. Für die Ulmer ist das Spiel in Litauen eine logistische Herausforderung: Da es keine direkte Verbindung gibt, fliegt der Tross des Bundesligisten am 11. Januar zunächst ins lettische Riga und fährt dann noch zweieinhalb Stunden mit dem Bus nach Panevezys.
Khimki Moskau: In der russischen Hauptstadt ist Khimki nur die Nummer zwei hinter EuroleagueTeilnehmer ZSKA, trotzdem hat der Oligarchenclub den Eurocup in den Jahren 2012 und 2015 gewonnen. Der Kader verfügt über die Erfahrung von 414 NBA-Spielen, der Club hat einen Etat von 17 Millionen Euro und den teuersten Profi Europas im Kader: Alexey Shved hat von 2012 bis 2015 in der amerikanischen Profiliga für die Minnesota Timberwolves, Philadelphia 76ers, Houston Rockets und schließlich für die New York Nicks gespielt, für die er im Schnitt fast 15 Punkte pro Spiel erzielte. Dann lockte Khimki den knapp zwei Meter großen und 28 Jahre alten Combo-Guard mit einem Zehn-Millionen-Vertrag zurück in die russische Heimat. Für den Ulmer Manager Thomas Stoll ist die Sache klar: „Khimki ist der große Favorit in der Gruppe.“Wie stark Moskau ist, das weiß man unter anderem auch bei Alba Berlin. Der Bundesligist kam im Vorrunden-Heimspiel gegen Khimki mit 72:102 unter die Räder.
Die Ulmer Heimspiele in der Zwischenrunde des Eurocups: 4.1. (20 Uhr): Ulm – FC Bayern 18.1. (19.30 Uhr): Ulm – Moskau 8.2. (19.30 Uhr): Ulm – Panevezys.