Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tag der Ernüchterung bei der Tour de Ski
Deutsche Langläufer mit durchwachsenen Ergebnissen
VAL MÜSTAIR (dpa/SID) - Dem besten deutschen Mannschaftsergebnis am Silvestertag folgte zu Neujahr ein Rückschlag. Bei der Tour de Ski der Langläufer haben sich die Hoffnungen auf vordere Platzierungen nicht erfüllt. Zwar war Platz 24 von Tim Tscharnke von Rang 65 kommend im Massenstart-Wettbewerb aller Ehren wert, doch die im Plan stehende Top-15-Platzierung kam bei den Männern ebenso nicht zustande wie bei den Frauen ein Ergebnis unter den besten Zehn. Nicole Fessel als Zwölfte und Katharina Hennig als 15. schafften es ebenfalls nicht ganz nach vorn. Für die DSV-Athleten war das Ergebnis nach drei Top-10-Platzierungen durch Thomas Bing (Röhn/8.), Sandra Ringwald (Schonach-Rohrhardsberg/8.) und Hanna Kolb (Buchenberg/9.) an Silvester bei den ersten Wettbewerben der ersten Etappe der Tour de Ski ein Rückschritt.
Tscharnke war dennoch nicht ganz unzufrieden. „Es war eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, mit Startnummer 62 noch so weit nach vorne zu laufen. Das fühlt sich an wie eine Top-10-Platzierung. Das klingt nach Rang 24 zwar blöd, ist aber für mich so. Ein Jahr mit so vielen Problemen, dann so ein Sprint – das muss man erst mal verkraften“, sagte der Thüringer, der wegen Krankheiten und Verletzungen zuletzt über ein Jahr ausgefallen war, in der ARD: „Wäre ich weiter vorne gestartet, wäre eine Top-10-Platzierung drin gewesen. Darauf lässt sich auf jeden Fall aufbauen.“Tags zuvor hatte er die Sprint-Qualifikation noch total vermasselt. „Es kamen Selbstzweifel, und plötzlich ging am Berg gar nichts mehr“, schimpfte er. Tscharnke ist die deutsche Hoffnung für die WM in Lahti. Dafür muss er sich aber noch qualifizieren. Ob er deshalb wie geplant früher aus der Tour aussteigt, blieb am Sonntag offen.
Bestimmt wird die Tour bei den Männern vom Russen Sergej Ustjugow. Der 24-Jährige sicherte sich nach dem Sprint-Sieg am Samstag auch den Erfolg über 10-Kilometer klassisch. Der Tour-Dritte des Vorjahres meldete damit Ansprüche an, auch in diesem Jahr im Endklassement vorne mit dabei zu sein. Im Stadion-Interview widmete er die Siege seinen wegen wahrscheinlichen Dopings suspendierten Teamkollegen Alexander Legkow und Jewgeni Below.
Bei den Frauen läuft wie erwartet alles auf einen Zweikampf zwischen den Norwegerinnen Ingvild Flugstad Östberg und Heidi Weng hinaus. Daran änderte auch der Sprint-Sieg von Stina Nilsson aus Schweden nichts. Östberg dominierte über fünf Kilometer am Neujahrstag vor Weng. Damit übernahm sie die Gesamtführung. Nach einem Reisetag am Montag geht es am Dienstag in Oberstdorf mit einem Skiathlon weiter. Frauen-Trainer Torstein Drivenes suchte vergeblich nach Gründen für das unbefriedigende Ergebnis. „Das ist schon bitter“, sagte er. Warum etwa Sandra Ringwald nach Platz acht im Sprint nur 38 wurde, erschloss sich ihm nicht. „Man konnte vom Start weg sehen, dass sie Probleme hat.“Zufrieden war er mit den jungen Läuferinnen. Katharina Hennig (Oberwiesental) schaffte als 15. ihr bestes Weltcup-Ergebnis. „Ich war so nervös. Aber dann habe ich mich auf mich konzentriert, mit den vorn kann ich eh nicht mitlaufen. Also habe ich das gemacht, was ich kann. Das hat sich ausgezahlt“, sagte sie.