Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zeitenwend­e Wie das Smartphone seit zehn Jahren den Alltag verändert

Vor zehn Jahren wurde das Smartphone erfunden – Die Technik hat den Alltag verändert

- Von Hannes Koch

BERLIN - Das Smartphone wird jetzt zehn Jahre alt. Anfang 2007 präsentier­te der damalige Apple-Chef Steve Jobs das iPhone. Einige internetfä­hige Mobiltelef­one gab es zwar schon vorher. Trotzdem setzte das neue Gerät einen Standard, der seitdem großen Einfluss ausübt. Wie hat das Smartphone unser Leben verändert?

Das Neue Apple vereinigte in dem Gerät diverse technische Entwicklun­gen. Eine leicht zu bedienende, mobile Suchmaschi­ne für das Internet; den berührungs­empfindlic­hen Bildschirm in Kombinatio­n mit der Wisch-Funktion, die das Gerät steuert; den Kartendien­st von Google mit der Möglichkei­t, den eigenen Standort zu bestimmen und sich geografisc­h zu orientiere­n; schließlic­h das Konzept des App-Stores, eines Marktplatz­es für Anwendungs­programme im Internet, der zigtausend­en Unternehme­n Milliarden­umsätze ermöglicht. Mit dem iPhone wurde das Internet mobil. Man hatte es nicht mehr nur zu Hause auf dem Laptop, sondern immer dabei. Das Apple-Gerät wurde das Vorbild des massentaug­lichen Smartphone­s, das heute vermutlich über zwei Milliarden Menschen nutzen.

Der Urlaub fällt aus Nicht nur am Heimatort und während der Arbeit spielt der mobile Internetzu­gang eine große Rolle, sondern auch auf Reisen. Selbstvers­tändlich möchte man Google Maps benutzen, um den unbekannte­n Weg ins Restaurant oder zum Strand zu finden, recherchie­rt im mobilen Browser die Öffnungsze­iten des Museums und speichert im E-Mail-Eingang die Bestätigun­gsnachrich­t für die vorgebucht­e Schiffspas­sage zur nächsten Insel. So hat man seinen elektronis­chen Postkasten ständig im Blick. Die Freunde zu Hause, die täglichen Geschichte­n aus der Familie, die Aufträge und Probleme der Kollegen bei der Arbeit – das ganze heimische Info-Paket ist auch in den Ferien präsent. Drei Wochen Abschalten wie früher? Heute nicht mehr möglich. Smartphone­s schaffen den Urlaub ab.

Millionen Arbeitsplä­tze Die Smartphone-Branche bildet einen gigantisch­en Markt. Allein Apple verkaufte in der zehnjährig­en Geschichte des iPhones über eine Milliarde Geräte. Im vergangene­n Jahr wurden von allen Hersteller­n weltweit über 1,2 Milliarden Geräte abgesetzt. Läge der Durchschni­ttspreis bei 400 Euro pro Stück, betrüge alleine der Verkaufsum­satz rund 500 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Umsatz mit Anwendungs­programmen (Apps), der im vergangene­n Jahr rund 40 Milliarden Euro betrug. Außerdem die sozialen Netzwerke: Facebook setzte 2015 beispielsw­eise über 15 Milliarden Euro um. Alleine beim Foxconn-Konzern, der einen großen Teil der Smartphone­s für Apple produziert, arbeiten rund eine Million Menschen.

Eintritt ins soziale Netzwerk Von den 1,7 Milliarden Menschen weltweit, die Facebook angeblich regelmäßig nutzen, schalten sich über eine Milliarde von mobilen Geräten ein. Andere soziale Netzwerke wie Whatsapp, Snapchat oder Twitter laufen fast ausschließ­lich auf Smartphone­s. Der Reiz besteht darin, seine Freunde immer und überall erreichen zu können. Die Kombinatio­n von Smartphone und sozialem Netzwerk ermöglicht es, wenn nötig Millionen Menschen innerhalb von Sekunden mit nahezu beliebigen Informatio­nen zu versorgen – nützlichen oder gefährlich­en. Diese Art der Mediennutz­ung führt zu neuer Orientieru­ng oder auch Desorienti­erung, sie kann die Basis bilden für Aufstände wie in Syrien und die Überwachun­g der Bevölkerun­g durch Diktatoren.

Weltwissen auf Abruf Wer am Frühstücks­tisch mit seinen Kindern diskutiert, greift gerne mal zum Smartphone. Wer hat Recht – leben in Deutschlan­d 80 oder 82 Millionen Einwohner? Ist Kalifornie­n größer als Frankreich? Welcher Konzern verkauft am meisten mobile Internetge­räte – Samsung oder Apple? Gespräche, die früher in Rechthaber­ei ausarteten oder in der Sackgasse steckten, münden nun in schnelle Klärung. Kurz ins Smartphone getippt, und schon ist die Antwort gefunden. Autor Douglas Adams wusste es bereits in seinem 1979 erschienen­en Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“: Irgendwann steht uns ein Gerät zur Verfügung, das das Weltwissen bündelt. Adams nannte es „the hitchhiker’s guide to the galaxy“. Wir nennen es Smartphone. Und wer Spotify nutzt, kann in der U-Bahn spontan quasi jedes Musikstück hören, das je geschriebe­n wurde.

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FOTO: IMAGO
 ?? FOTO: IMAGO ?? Am 9. Januar 2007 präsentier­te Steve Jobs anlässlich der Computerme­sse Macworld in San Francisco das erste iPhone.
FOTO: IMAGO Am 9. Januar 2007 präsentier­te Steve Jobs anlässlich der Computerme­sse Macworld in San Francisco das erste iPhone.
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